Düsseldorf. . Das Buch „Shades of Grey“ hat die Massen elektrisiert. Gründe, sich angesichts der ganzen SM-Spielchen auf die Schenkel zu schlagen, gibt es aber offenbar auch. Gerburg Jahnke hat jetzt am Düsseldorfer Capitol die singende, klingende Parodie zum Bestseller vorgestellt.

Es kommt eben darauf an. Ob man eher zur Gruppe der Spaßbefreiten zählt, einen Anzüglichkeiten aus dem Anzug hauen oder man mit seiner ganz persönlichen Golden Girl Combo in einer Reihe sitzt. Die deftige Komödie „49 ½ Shades of Grey“ polarisiert, das sagten zumindest die Premierengäste im Düsseldorfer Capitol Theater. Eben wie das Buch, das ei­nen gräulichen Halbschatten mehr hat.

Ein Stück Literatur, das angeblich kaum eine gefesselt hat, dennoch durch Präsenz in den Bestellerlisten zumindest Autorin und Verlag beglückt. Bei der Premiere der Musicalparodie wurde herzlich gelacht. Zoten durch Applaus geadelt. Hinterher, beim Premierensektchen, betonten die meisten Besucher, dass es natürlich nicht dem eigenen Geschmack entspräche und ein Song, bei dem „F...“ durch alle Tonlagen gejagt wird, einwenig „naja“ sei. Es liegt also alles ganz im Ansinnen der Betrachter:

Die Kulturfetischistin: Ein zumindest bemerkenswerter Bestseller ist als „Pornical“ auf die Bühne gebracht worden. Unter der Regie von der Queen Mum der Kabarettistinnen, Gerburg Jahnke. Das kann nur gut sein. Es beginnt mit einer Szene, die einen privaten Lesezirkel zeigt.

Drei Buch-Club-Damen und der Sex

Das ist ein begrüßenswert intellektueller Ansatz. So wird auch ei­nem literarisch Desinteressierten gezeigt, dass Lesen Stimmung stimuliert. Die drei Buchclub-Damen, Sabine Urig, Ines Martinez und Kira Primke, sind unterschiedlich wie die Golden Girls, die Sex-and-The-City-Clique oder die verzweifelten Hausfrauen. Das birgt ein weit gefächertes Potenzial bei der Betrachtung der eigentlichen Geschichte.

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Die Gender-Domina: Die Rolle der Frau wird in der Parodie differenziert dargestellt. Vom unterwäschebefreiten Luder bis zur jungfräulichen Literaturwissenschaftlerin Ana alias Beatrice Reece. Die Frau wird als sexuell mündige Person mit Fachwissen gezeigt: „Du siehst ja wie geleckt aus“. Antwort: „Das wüsste ich.“

Erotisch wie Fritz Wepper heute

Die Schenkelklopferin: Muaahhh, wie witzig: „Und dann f... ich den Reisebus aus Leverkusen!“ Das ist ja der Brüller. Und erst der Typ in diesem rosa Einteiler! Dass der seinen Bauch so zeigt. Der ist ja erotisch wie Fritz Wepper in der Jetzt-Zeit. Und guck mal, der schwitzt auch. Aber warum die nicht den schönen José erhört! Und hach, so eine „Innere Göttin“ hab ich auch. Allerdings ist die nicht so verdurstet.

Schade, dass die Musiker in ih­rem Lack- und Leder-Ornat so weit hinten sitzen. Die würde ich sehr gerne mal aus der Nähe betrachten. Rrrrrrr.

Capitol Theater, Erkrather Str. 30, bis 23. März 2014, Altersempfehlung: 17 Jahre, Tickets unter 0211/734 41 50