Düsseldorf. . Regisseur Martin Laberenz zeigt am Düsseldorfer Schauspielhaus „Der Spieler“ als dreieinhalbstündiges, aufgeplustertes Nichts – Dostojewskij im Teletubbieland. Bietet der erste Teil noch gute Ansätze, bricht das Spiel nach der Pause zusammen.

Man trägt rot in diesen Tagen. Nicht knallig, weinrot. Gewagtes Paisleymuster umschmeichelt die Beine des Alexej Iwanowitsch, dazu tufft ein wattiertes Jäckchen. Dagegen haben die Damen der Gesellschaft weniger Stoff zugeteilt bekommen.

Polina Alexandrowna, Stieftochter des hoch verschuldeten Generals Sagorjanskij, muss sich mit Strapsen begnügen, wobei wechselnde Bustiers Pfiff ins blassbeige Outfit bringen. Ach ja: Wir befinden uns im fiktiven Ruletenburg, in der Welt des Fjodor Dostojewskij. Das Schauspielhaus Düsseldorf zeigt „Der Spieler“.

Als Dostojewskij seinen Roman 1866 in 26 Tagen zu Papier brachte, wusste er, wovon er schrieb. Er selbst war ein Opfer der Spielsucht, soeben hatte er wieder 3000 Rubel verzockt, Geld, das ihm sein Verleger vorab bezahlt hatte. Dafür musste der Roman unter hohem Zeitdruck entstehen. Karriere hat die Geschichte über den jungen Iwanowitsch und seine selbstzerstörerische Spielsucht trotzdem gemacht, als Film, Oper, Theaterstück.

Dostojewskij im Teletubbieland

Nun hat Martin Laberenz, zuletzt Regisseur in Leipzig, den Stoff neu bearbeitet. Ein merkwürdiges Werk ist da entstanden, ein dreieinhalbstündiges, aufgeplustertes Nichts. Dostojewskij im Teletubbieland. Wir schauen auf ein riesiges Rad, eine Art Hamsterrad, vielleicht eine Schleuder.

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Sie dient dem Ensemble zum Klettern, was selbst den Frauen auf ihren High Heels gut gelingt. Das Rad und die Empore darüber sind Tummelplatz einer Gesellschaft, die dem Reiz des schnellen Geldes verfallen ist. Alle warten auf das Ableben einer reichen Erbtante. Doch dann erscheint sie, um ihr Geld eigenhändig zu verzocken.

Spiel bricht nach der Pause zusammen

Alexej Iwanowitsch (Edgar Eckert) ist ein Getriebener. Er zappelt und plappert fahrig, mehr fällt ihm zu der Figur, dem Alter Ego des Autors, nicht ein. Dafür ist er für seine finanzielle Situation überraschend flott gekleidet. Und überhaupt. Selten sah man so viele Kostümwechsel. Designeranzüge, farblich abgestimmte Strümpfe und Schuhe, Tüll und Federn, so viele Federn. Meterhoch wippen sie auf den Köpfen der Damen.

Bietet der erste Teil noch gute Ansätze, bricht das Spiel nach der Pause zusammen. Vielleicht hat sich die Regie zum Shoppen auf die Kö begeben. Ein Beispiel ist die 30-minütige (!) Roulette-Szene der Erbtante Antonida Wassilijewna. Karin Pfammatter schreit und tobt und kugelt herum, bis sie alles verspielt hat und nackig ist.

Gegen 23 Uhr ist der Fundus leer, man strebt irritiert aus dem Theater. Gunst verzockt, Chance verspielt. Nichts geht mehr.