Dortmund. .

Nur zwei Tage vor der Premiere von Friedrich Hebbels „Die Nibelungen“ hat das Schauspiel Dortmund die Inszenierung des jungen Regisseurs Martin Laberenz abgesetzt. Die Entscheidung fiel am Donnerstagabend – „einvernehmlich“ mit Regisseur und Ensemble, wie Schauspiel-Direktor Kay Voges im Gespräch mit dieser Zeitung betont.

Für den freien Regisseur Martin Laberenz, 1982 geboren und in Wetter an der Ruhr aufgewachsen, war dies die dritte Regie-Arbeit für Dortmund. „Es gibt keinen Zweifel an seiner künstlerischen Kompetenz“, so Voges. Aber. „Wer viel wagt, der kann auch scheitern“, so Voges. „Die Entscheidung hatte auch zu tun mit unserem Respekt vor den Zuschauern. Wir möchten kein Ergebnis abliefern, von dessen Qualität wir nicht überzeugt sind. Es tut weh, es ist sehr traurig – denn natürlich sind wir immer ins Gewinnen verliebt. Aber es ist besser, zu sagen, wir haben uns verrannt, als etwas Halbgares herauszugeben.“ Die Arbeit am Stück nennt er ein „kollektives Ringen“ – doch am Ende sei selbst eine mögliche Verlängerung der Probenzeit „keine Option“ mehr gewesen.

Aber kann ein Theater sich in wirtschaftlich knappen Zeiten ein solches Scheitern leisten? Sechseinhalb Wochen hatte Martin Laberenz mit dem Ensemble geprobt, sieben Schauspieler und etliche Techniker waren beteiligt. Das Bühnenbild war fertig, die Kostüme ebenfalls. Was kostet das? Voges verweist auf das „Stillschweige-Abkommen“ über Gagen. Das Bühnenmaterial werde man weiter verwenden können, ebenso die Kostüme. „Ich glaube, dass der wirtschaftliche Schaden durch ein unfertiges Produkt, das wir dem Publikum präsentiert hätten, letztlich größer gewesen wäre.“ Natürlich werde „Spitz auf Knopf“ kalkuliert, gibt Voges unumwunden zu. Aber: „Wir sind sehr glücklich, dass unser Haus gerade eine so extreme Nachfrage hat.“ Dies bedeute, dass das Theater sich „ein kleines Plus“ erarbeitet hatte – was nun wieder „auf Null“ sinken wird.

Heute Abend bleibt der Theatersaal in Dortmund leer. An einigen weiteren Terminen, an denen „Die Nibelungen“ gezeigt werden sollten, wird „Arsen und Spitzenhäubchen“ wieder ins Programm genommen. Und den Abonnenten wird eine andere Produktion angeboten: „Welt am Draht“ nach Rainer Werner Fassbinder – eine deutschsprachige Erstaufführung, die im Juni Premiere in Dortmund feiern soll.