Essen. . Peter Thorwarths neuer Streifen „Nicht mein Tag“ lässt alte „Bang Boom Bang“-Gefühle aufleben. Zum ersten Mal hat Thorwarth dabei nicht auf einen eigenen Stoff zurückgegriffen, sondern sich auf einen Roman von Ralf Husmann gestützt – und alte Mitstreiter sind als Gäste dabei.
Es kann zum Fluch für einen Filmemacher werden, wenn er gleich zu Anfang seiner Karriere ein Lichtspiel in die Welt setzt, das bereits nach kurzer Zeit mit dem Stempel „Kultfilm“ leben muss. So ist es dem gebürtigen Dortmunder Peter Thorwarth mit seiner frechen Ruhrgebiets-Gaunerkomödie „Bang Boom Bang“ ergangen, die seit 1999 ununterbrochen einmal wöchentlich im Bochumer UCI Kino läuft.
Ab sofort wird all sein weiteres Tun an diesem einen Glückswurf gemessen, wobei Thorwarth diesem Erwartungsdruck auf Dauer nicht standhalten konnte. Nach immerhin acht Jahren Schaffenspause aber feierte gestern nun sein neuer Film „Nicht mein Tag“ Premiere. Im Bochumer UCI, wie sich das gehört.
Roman von Ralf Husmann
Zum ersten Mal hat Thorwarth dabei nicht auf einen eigenen Stoff zurückgegriffen, sondern sich auf einen Roman von Ralf Husmann gestützt, der sich als Autor der „Stromberg“-Serie einen Namen gemacht hat. Hier erzählt er von dem Bankangestellten Till Reiners (Axel Stein), der sich irgendwo im Ruhrgebiet zwischen ungeliebter Arbeit, Eigenheim, abgekühlter Ehe mit Miriam (Anna Maria Mühe) und vierjährigem Sohn allmählich wie im Laufrad vorkommt. In sich vermeint er noch den alten Rock’n’Roller zu spüren, doch der verblasst immer mehr zwischen Routine und langweiligem Job. Selbst einem überheblichen Kleinkriminellen wie Nappo (Moritz Bleibtreu), frisch aus dem Knast entlassen und auf der Suche nach einem schnellen Kredit, kann er nur noch mit Vorschriften und Sicherheiten kommen.
Ein schwerer Fehler, denn der heftig tätowierte Nappo überfällt nun kurzerhand die Bank und nimmt am Ende ausgerechnet Till als Geisel. Doch dieser Begriff gerät mit der Zeit immer mehr ins Wanken, je mehr der Entführte den Eindruck gewinnt, dass die Welt um ihn herum kaum noch Notiz von ihm nimmt. Als er Miriam anruft, um ihr von seinem Schicksal zu erzählen, hört die schwer beschäftigte Handtaschen-Designerin ihm überhaupt nicht richtig zu.
Und als er, von Nappo endlich freigelassen, zu Hause auftaucht, muss er den Eindruck gewinnen, dass es seine Gattin mit einem Fremden im Schlafzimmer treibt. Da ist er nur allzu glücklich, dass sein Entführer plötzlich wieder auf der Bildfläche erscheint, weil er für einen heißen Deal in Amsterdam einen Experten für Wertpapiere braucht. Die ehemalige Geisel mutiert zum waschechten Komplizen.
Komiker Axel Stein als Banker
Thorwarths größtes Talent zeigte sich schon immer in der Inszenierung prolliger Typen, zumeist mit kleinkriminellem Hintergrund. Und deshalb beginnt auch dieser Film erst richtig zu leben, wenn Moritz Bleibtreu in einer wahren Tour de force an Frechheit und Selbstsicherheit das Ruder übernimmt. Zwischen ihm und Till mögen Welten liegen, doch ein Gefühl von Sehnsucht haben beide. Mit dem Unterschied, dass der Banker von einem anderen Leben nur zu träumen wagt, während Nappo seinen Traum von einem alten Ford Mustang Fastback einfach wahrmacht, auch wenn es einen Banküberfall braucht.
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Fast möchte man schon glauben, dass dieser Regisseur nach langer Auszeit sein Gefühl für Rhythmus und Pointen endlich wiederentdeckt hat. Zumal auch die Besetzung funktioniert: Der eher als Komiker bekannt gewordene Axel Stein schlägt sich ganz gut in seiner ersten Kino-Hauptrolle, Gastauftritte von alten Mitstreitern wie Ralf Richter, Koproduzent Til Schweiger oder Christian Kahrmann wecken heimelige Gefühle.
Doch dann, urplötzlich, verliert „Nicht mein Tag“ beim großen Deal in Amsterdam völlig seine bislang so schön austarierte Balance. Dann nämlich, wenn man in schier endlosen Wackelbildern Axel Stein dabei zusehen muss, wie er die Glaubwürdigkeit seines Charakters aufgibt, um sich hysterischschreiend in Drogenexzesse zu stürzen.
Und auch das glattgebügelte Ende will nicht recht zu einem Film passen, der anfangs mal als derbe Komödie gegen Spießigkeit und bourgeoises Dasein zu Felde gezogen ist.