Potsdam. . Unzufrieden ist Deutschlands Filmstadt nicht. 2013 war ein erfolgreiches Jahr für die Filmstudios, auch finanziell. Doch sehen die Macher aus Babelsberg sich angesichts ungleicher europäischer Förderstrukturen im Buhlen um internationale Produktionen benachteiligt.
2013 war ein gutes Jahr für Filmstudio Babelsberg – auch finanziell. „Wir schreiben schwarze Zahlen“, sagt Vorstandschef Carl L. Woebcken. Nach vier wirtschaftlich schwierigen Jahren blickt die Studio Babelsberg AG auf außergewöhnliche Monate zurück. Bei fünf internationalen, mit großen Stars besetzten Projekten war das Unternehmen Koproduzent.
Sowohl „Grand Budapest Hotel“ von Wes Anderson als auch „Monument Men“ von George Clooney sind bei de Berlinale 2014 dabei. Die Bestseller-Adaption „Die Bücherdiebin“ schaffte es unter die Top 10 der US-Kinocharts. Anlass zum Aufatmen sehen die Potsdamer Studio-Chefs trotzdem nicht.
„Wir haben keine Planungssicherheit“, beklagt Vorstand Christoph Fisser. Trotz der Erfolge bleibe die Situation angesichts der Förderstruktur in Deutschland schwierig. „Richtig konkurrenzfähig sind wir aufgrund der Rahmenbedingungen nicht“, meint Fisser. „Ohne den Deutschen Filmförderfonds wäre es zappenduster.“
Fördersumme ist gedeckelt
Der von der Bundesregierung geschaffene Deutsche Filmförderfonds (DFFF) hat von 2007 bis Ende 2012 über 640 Filmproduktionen mit rund 356 Millionen Euro unterstützt. „Dies führte zu Investitionen im Rahmen der Kinoproduktion in Höhe von mehr als 2,9 Milliarden Euro“, schildert der Sprecher der Filmförderungsanstalt in Berlin, Thomas Schulz. Jeder Euro, den der DFFF fördere, löse sechs Euro Investitionen in der Filmwirtschaft aus. „Das ist eine Rendite, von der andere nur träumen können.“
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In Deutschland ist die Fördersumme für internationale Projekte jedoch gedeckelt. 16 Prozent der Kosten, die hier beim Dreh anfallen, können über den DFFF erstattet werden. Bei vier Millionen Euro ist zunächst Schluss; auf Antrag können es zehn Millionen werden.
Internationale Filmemacher schielen nach Steuervorteilen
Die Branche fordert eine Abschaffung der Kappungsgrenze. Denn für internationale Filmemacher sind die höchsten Förderungen und Steuervorteile entscheidend. Länder wie Kanada, Ungarn oder Großbritannien versprechen automatische Nachlässe von bis zu 40 Prozent des Gesamtbudgets.
„Der DFFF hat enorme wirtschaftliche Effekte erzielt. Nun ist es an der Zeit, den nächsten Schritt zu gehen“, fordert Kirsten Niehuus, Chefin der Fördergesellschaft Medienboard Berlin-Brandenburg. „Mit der bisherigen Fördergrenze von zehn Millionen Euro ist Deutschland schlechter gestellt als beispielsweise England, wo gerade die Mittel erhöht wurden.“
Der Entwurf für den Koalitionsvertrag von CDU und SPD sah den Wegfall der Kappungsgrenze für Ausnahmefälle vor und eine Erhöhung des DFFF. Letztlich kam es nur zu einer Aufhebung der bisherigen Befristung des Fördermittels. „Es ist schade, dass die politischen Entscheidungsträger das Potenzial in Deutschland nicht erkennen“, meint Studio-Chef Fisser.
„Mehrere Projekte verloren“
„Wir haben mehrere Projekte verloren, die den Filmstandort Deutschland weiter gestärkt hätten“, ergänzt Woebcken. So sei das Studio 2012 über lange Zeit für eine große Blockbuster-Produktion geblockt gewesen – und stand am Ende monatelang frei.
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Filmemachen sei in Deutschland ein sehr mühsames Geschäft, bemerkt der Geschäftsführer der Filmakademie, Alfred Holighaus. „Der deutsche Film wird nicht im Studio gedreht.“ Weil es meist um Gegenwartsstoffe gehe, sei die Kulisse günstiger in der Realität zu haben: auf der Straße, in Gebäuden. Im Studio entstünden nur etwa 20 Prozent des deutschen Films, berichtet der Chef der Filmakademie in Berlin. „Es wird meist nur gebraucht, wenn eine künstliche Welt zu erschaffen ist.“
Tom Hanks kehrt zurück
Dies gilt vor allem für historische Stoffe – aber auch Fantasie-Welten wie bei „Cloud Atlas“ (Wolkenatlas) mit Tom Hanks. Der Oscar-Preisträger setzt die Zusammenarbeit mit Produzent Stefan Arndt (X-Filme) und Regisseur Tom Tykwer in Kürze für „Ein Hologramm für den König“ fort. Dafür kehrt er im März laut „Potsdamer Neueste Nachrichten“ nach Babelsberg zurück. Zudem soll das Studio Kulisse werden für eine Fortsetzung des US-amerikanischen Science-Fiction-Films „Hunger Games – Tribute von Panem“, wie Schauspielerin Jennifer Lawrence jüngst ankündigte.