Oberhausen. . Advent, das ist nicht nur Spritzgebäck und Kerzenlicht. Das kann auch richtig rasante Unterhaltung sein, samt Kloster, Gauner und großer Show - wie die gefeierte Premiere von „Sister Act“ in Oberhausen jetzt zeigte.
Wäre man nicht gerade erst durch das große, hell erleuchtete Foyer gegangen und würde man nicht in diesen bequemen roten Sesseln sitzen, man könnte sich kurz fragen, ob man nicht versehntlich in einer Kirche gelandet ist. Weil da oben von der Bühne eine Stimme „Liebe Gemeinde“ sagt und mahnt, die Mobiltelefone auszuschalten, weil: „Der Herr sieht alles.“ So aber weiß man: Es ist Musical, es ist „Sister Act“, das am Dienstag im Oberhausener Metronom-Theater seine umjubelte Revier-Premiere feierte.
Story wie im Kinofilm
Das Singspiel basiert auf dem gleichnamigen Film mit Whoopi Goldberg, hat die Handlung zeitlich aber 20 Jahre nach hinten verlegt, ins ausgehende 1977, die Hochzeit der Disco-Ära. Die eigentliche Geschichte ist geblieben. Mäßig erfolgreiche Nachtclubsängerin und Gangsterliebchen wird zufällig Augenzeugin eines Mordes und deshalb von der Polizei in einem Kloster versteckt. Dort treibt sie die Mutter Oberin zur Verzweiflung, den einst behäbigen Chor der Nonnen aber zu immer neuen Hochleistungen. Bis die Killer sie aufspüren…
Deloris van Cartier heißt die Hauptfigur, Zodwa Selele spielt sie in Oberhausen, so wie sie dsie schon in Hamburg und Stuttgart gespielt hat. Sie kennt die Rolle, sie kann die Rolle, spielt sie mit Energie und kraftvoller Soulstimme. Und nach kurzem Fremdeln zu Beginn merkt man bald, dass sie die ideale Besetzung ist für die derbe Sängerin mit Herz. Weil sie an Whoopie Goldberg erinnert aber dennoch eigene Akzente setzt.
Die Gags sind leider eher platt
Wenn Sister Act zu Beginn etwas stottert, liegt’s an den gesprochenen Passagen. Zu gewollt ist der Humor, platt mancher Gag. Und auch die deutschen Liedtexte haben nicht jedem Song gut getan.
Aber es dauert nicht lange, und man hat das alles vergessen. Weil sonst alles stimmt in dieser Show, die von Minute zu Minute mehr Tempo aufnimmt. Perfekt besetzt, teilweise wie von der Kinoleinwand gesprungen sind Gangster, Nonnen und Mutter Oberin. Nur Mathieu Boldron als Polizist Eddie Fritzinger ist gut drei Gewichtsklassen leichter als das Film-Vorbild, zeigt aber in seinen Solo-Nummern, dass eine Stimme nicht an Körpervolumen geknüpft ist.
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Ausgefeilte Choreographie
Geschickt gemacht ist die Bühne, auf der sich das Ensemble in ausgefeilten Choreografien bewegt. Nur zu den Songs aus dem Film tanzt es nicht.Vergeblich wartet man im Publikum auf „My Guy“ oder „I Will Follow Him“, deren Rechte wohl zu teuer gewesen wären. Ersatz kommt von Alan Menken, Komponist zahlreicher Disneyfilmsoundtracks und immerhin achtfacher Oscar-Preisträger.
Fünf Meter hohe Madonna
Ihm ist das Kunststück gelungen, Lieder zu schreiben, die neu sind, einem aber schon nach Sekunden bekannt vorkommen. Weil Menken fast unmerklich typische 70er-Soul-, Funk- oder Disco-Elemente eingebaut hat in seine Musik.
Und als zum großen Finale nach zweieinhalb Stunden eine fünf Meter hohe Madonna mit mehr als 25 000 Spiegelmosaiken funkelt, die Nonnen ihre Habits gegen Glitzerkutten getauscht haben und es überhaupt so strahlt und glänzt auf der Bühne, dass sie eigentlich herumgehen und Sonnenbrillen verteilen müssten, rufen einige im Zuschauerraum jubelnd „Halleluja“. Einen Hauch nüchterner gesagt: Eine tolle Show !
Tickets (ab 50 €) unter 0201/8046060 oder ruhrticket.de
"Sister Act"-Premiere