Berlin. Die Schweizer Musikerin Sophie Hunger veröffentlicht am Freitag unter dem Titel “The Rules of Fire“ einen Dokumentarfilm und ein Doppelalbum. Der Film des französischen Regisseurs Jeremiah zeigt Hunger auf ihrer Europa-Tournee und regt wie das Album mit Live-Aufnahmen sentimental zum Nachdenken an.

Ein Jahr lang begleitete der französische Regisseur Jeremiah die Künstlerin Sophie Hunger auf ihrer Konzerttournee durch Europa. Herausgekommen ist ein wunderbarer Dokumentarfilm, der einen authentischen Eindruck der 30-jährigen Schweizer Musikerin vermittelt. Die Produktion "The Rules of Fire" kommt an diesem Freitag (6.12.) zusammen mit einem Doppelalbum Hungers in die Läden.

Jeremiah geht mit seiner Kamera ganz nah ran an die Künstlerin, deren Nervosität vor den Auftritten fast spürbar wird. Der 60-minütige Film ist bescheiden produziert, die teils wackelige Kameraführung vermittelt Spontanität und Authentizität. Gezeigt werden Konzertszenen aber auch die kleinen und intimeren Begegnungen und Momente am Rande der Tour.

Der Titel "The Rules of Fire" ist eine Anlehnung an die zehn Rules of Fire - Hungers zehn goldene Regeln der Kunst. "Never try to please" (Versuche niemals zu gefallen). "Never explain yourself or your work" (Erkläre niemals dich selbst oder deine Arbeit).

Hungers Stimme ist mal donnernd, mal zart

Sophie Hunger, die eigentlich Emilie Jeanne-Sophie Welti heißt, wurde 1983 in Bern geboren. "Sketches On Sea" war 2006 ihr erstes Album, sie nahm es selber im Wohnzimmer auf. 2011 tourte die Diplomatentochter durch Amerika, ihre Erlebnisse schrieb sie in einem Blog für "Zeit Online" nieder. Max Herre unterstützte sie auf dessen jüngstem Album "Hallo Welt".

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Die britische Zeitung "The Guardian" beschrieb Hunger einst als "Laura Marling, Beth Orton und Björk in einem Folk-Rock-Paket". Die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" lobte ihre "intensive, zwischen kraftvoll, donnernd und zart wechselnde Stimme, die Zorn, Wehmut, Klage, Hoffnung Trauer und Lebensfreude ausdrückt."

Die Lieder können im Fokus stehen

Hunger spricht mehrere Sprachen, meist singt sie auf Englisch, vereinzelt auf Deutsch, Schweizerdeutsch und Französisch. Viel Neues gibt es auf ihrem aktuellen Doppelalbum allerdings nicht zu hören. Lediglich drei neue Songs - "Nüt", "Avec le Temps", "Spiegelbild" - sind darauf untergebracht, hinzu kommen jede Menge Konzertmitschnitte ihrer alten Lieder. Eher ungewöhnlich ist ihr "Letter To Madonna". In dem Brief, den sie auf der Bühne vorliest, übt sie Kritik an der US-Sängerin und stellt zugleich die Oberflächlichkeit der Gesellschaft dar.

Die Musik auf dem Doppelalbum ist geprägt von Jazz-, Folk-, Chanson- und Rockelementen. Vor allem besticht sie aber durch Hungers warme Stimme. Melodie und Texte vermitteln einen durchdachten Eindruck, obgleich eine gewisse Leichtigkeit mitschwingt.

Vielleicht kommt dieses Leichte aber durch die Sängerin selber; sie wirkt kaum greifbar und scheint keine Klischees zu bedienen. Ihre Lieder, gezeichnet von einer fröhlichen Melancholie, können im Fokus stehen. Sie funktionieren aber auch ganz wunderbar als Hintergrundmusik. (dpa)