Oberhausen. . Das Theater Oberhausen zeigt den Klassiker „Die schöne und das Biest“ in neuer Form – und für die ganze Familie. Die deutsche Erstaufführung einer „Biest“-Fassung von Lucy Kirkwood und Katie Mitchell setzte Regisseurin Lily Sikes in Szene.

Eigentlich ist das französische Volksmärchen von der Schönen und dem Biest ja restlos ausgereizt. Da gibt es Jean Cocteaus großartiges Filmgedicht aus den 40-er Jahren, gibt es den Disney-Zeichentrickfilm und das daraus resultierende Bühnenmusical sowie zahllose Epigonen, die mit ähnlichen Produktionen die Hallen landauf und landab füllen wollen.

Doch für eine gute Idee im Zusammenhang mit diesem Stoff ist tatsächlich immer noch Platz, wie das Theater Oberhausen jetzt mit der deutschen Erstaufführung einer „Biest“-Fassung von Lucy Kirkwood und Katie Mitchell überzeugend unter Beweis stellt.

Zwei Feenwesen präsentieren das Märchen über innere Schönheit

Hier wird das Märchen über die Kraft der inneren Schönheit nicht einfach abgespult, sondern von zwei Feenwesen präsentiert. Diese beiden, der Conférencier namens Pink (Henry Meyer) und seine bezaubernde Assistentin Madame Cécile (Elisabeth Kopp), zeigen das Stück schon seit geschätzten 120 Jahren. Was bei Pink allmählich Zweifel aufkommen lässt, ob man nicht viel zu altmodisch wirke in einer Zeit, da das Publikum doch vor allem Video auf der Bühne erwarte. Eine müßige Frage, denn Kirkwood und Mitchell erzählen die Geschichte von dem hübschen Mädchen und seiner wachsenden Zuneigung zu einem zur Hässlichkeit verfluchten Mann sehr modern, voller Witz und Ironie.

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Ihr Vater (Hartmut Stanke) hat wohl schon bei der Geburt gewusst, wohin die Reise geht, hat der jüngsten Tochter (Angela Falkenhan) gleich den Vornamen Schöne gegeben, während die erstgeborene Gundula (Sergej Lubic) unter dem steten Zusatz „die weniger schöne Schwester“ leiden muss. Diese ständige Betonung ihres guten Aussehens haben aus Schöne eine burschikose junge Frau gemacht, deren Forschheit das Biest mit der Zeit zu spüren bekommt, je länger sie auf dem Schloss des Monsters weilt.

Die Regisseurin inszeniert packendes Familientheater

Hier ist eine ganz deutlich auf Emanzipation aus, will jemand bei gleichzeitig erblühender Liebe schon mal die Dinge des Alltags regeln – die Küchenschürze des Biests (unter besonders hässlicher Maske: Eike Weinreich) spricht Bände. Madame pult ihm dafür die Flöhe aus dem Fell.

In der letzten Spielzeit hat die junge britische Regisseurin Lily Sikes mit „Der geheime Garten“ gezeigt, dass sie aus Jugendstoffen packendes Familientheater zu machen versteht. Auch diesmal dürfen Erwachsene und Kinder (ab 10) angerührt sein vom Triumph der Zuneigung über das Erscheinungsbild. Bei allen Gegenwartsbezügen siegt am Ende die Romantik unterm Sternenzelt. Auch zwischen Conférencier Pink und Madame Cécile funkt es nach 120 Jahren. Manche brauchen einfach etwas länger.

Termine: 3., 4., 10., 11., 15., 16, 17., 29. Dezember. Bis auf den 15. (15 + 18 Uhr) sowie den 29. (15 Uhr) beginnen alle Vorstellungen um 11 Uhr. Karten: 0208 / 8578-184.