Ruhrgebiet. . Von Donnerstag bis Samstag sind bei „Speed of Light Ruhr“ im Emschertal zwischen Herten und Duisburg Lichtläufe und -Choreografien zu sehen, auch auf Zeche Zollverein, an der Jahrhunderthalle, am Centro in Oberhausen und im Landschaftspark Nord. Ein Fotowettbewerb lockt mit Gewinnen
Hunderte farbige Lichtstreifen verdichten sich zum bunten Strom; leuchtende Bänder hinterlassen Schleier aus Farbe auf der Netzhaut. Dass es sich um menschliche Körper handelt, die lichtgewordene Energie durch die Nacht transportieren, lässt sich bei diesem Anblick schnell vergessen. Die Lichtpunkte, mal grün, mal blau, dann wieder rot und gelb, ergeben einen eigenwilligen Linientanz in der Dunkelheit.
So wird es aussehen, das „Speed of Light Ruhr“-Projekt der schottischen Kunstorganisation NVA, das an den Abenden vom 3. bis zum 5. Oktober im Emscher Landschaftspark zu sehen sein wird. Nur wer genau hinsieht, kann erkennen, dass die losgelöst tanzenden Lichtpunkte zu LED-Lampen gehören, eingenäht in die Anzüge von 120 Läufern, die dem Kunstprojekt seine Energie verleihen.
Jeden Abend eine andere Strecke
Jeden Abend legen sie eine andere Strecke zurück. Am Donnerstag von Herten nach Bochum, am Freitag von Gelsenkirchen nach Essen, am Samstag leuchten die Läufer den Weg von Oberhausen nach Duisburg. Start- und Zielpunkte sind Hochburgen der Industriekultur (siehe Infobox).
Die Lauf-Routen des "Speed of Light"-Projekts
Los geht es am Donnerstag, 3. Oktober, an der Sonnenuhr auf der Halde Hoheward in Herten. Nach der Start-Choerografie um 19.30 Uhr laufen die 120 Jogger knapp 19 Kilometer bis zum Westpark an der Bochumer Jahrhunderthalle. Hier werden sie von 22.30 Uhr bis 23 Uhr ebenfalls mit einem einstudierten Lauf auf die Zuschauer warten.
Am Freitag, 4. Oktober, beginnt die Performance um 19.30 Uhr am Nordsternpark in Gelsenkirchen. Von dort laufen die Jogger zur Zeche Zollverein, Schacht XII, wo von 21.30 Uhr bis 22 Uhr die Choreografie zu sehen sein wird.
Der dritte Tag, Samstag 5. Oktober, führt die Jogger vom Platz der Guten Hoffung am Centro Oberhausen zum Landschaftspark Duisburg-Nord. Hier wird somit ebenfalls von 19.30 Uhr bis 22 Uhr gelaufen.
Jeder Ort wird Schauplatz einer halbstündigen, aufwendig inszenierten Licht-Performance, bei der die LED-Lampen in Lichtstärke, Frequenz und Farbe von einem Mischpult aus variiert werden. Sphärische Klänge untermalen das Spektakel und laden die Sinne ein, sich dem wundersamen Spiel von Farbe und Licht hinzugeben.
Läufer legen acht bis 19 Kilometer am Abend zurück
Der künstlerische Leiter hinter dem Projekt heißt Angus Farquhar und hat sich mit seiner dreitägigen, beweglichen Lichtinstallation einer persönlichen und organisatorischen Herausforderung gestellt. Denn zwischen Start- und Zielchoreographie legen die leuchtenden Läufer pro Abend zwischen acht und 19 Kilometern durch den Emscher Landschaftspark zurück.
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Für Farquhar repräsentieren sie einen unerbittlichen menschlichen Motor, eine innere Energie, durch die der Geist sich gegen den körperlichen Schmerz durchsetzen und so eine intensive Verbindung mit der Umwelt eingehen kann. „Der Verbrennungsmotor war das Leitbild des 20. Jahrhunderts“, erläuterte er auf der Pressekonferenz zum Start des Projekts, „Das 21. Jahrhundert gehört dem menschlichen Motor.“ Eine Rückkehr zur Natur, zum Ursprünglichen also, die die Menschen auch dreihundert Jahre nach Jean-Jacques Rousseau noch zu faszinieren scheint.
Parallel zum Kunstprojekt läuft ein Fotowettbewerb
Für Ursula Mehrfeld, Geschäftsführerin der Stiftung Industriedenkmalpflege und Geschichtskultur, zählt besonders die visuelle Wirkung des Lichtlaufes: „Speed of Light macht die Verbindung von Industriegebiet und Park wahrnehmbar durch Kunst.“ Axel Biermann vom Ruhr Tourismus nennt das Werk von NVA ein „soziales Kunstwerk“, das sowohl nach innen als auch nach außen identitätsstiftend für das Ruhrgebiet wirken soll. Schließlich sind die Läufer keine engagierten Künstler, sondern Freiwillige aus der ganzen Region, die große Teile ihrer Freizeit für das Einstudieren der Choreographien und das Proben der Lichtläufe geopfert haben.
Die Verbindung Kunst und Technik ist besonders für Fotografen ein reizvolles Motiv. Denn mit der richtigen Verschlusszeit lassen sich die Bewegungen der Läufer in ihren Lichtanzügen als leuchtende, bunte Streifen im Zwielicht festhalten. Deshalb läuft parallel zu dem Kunstprojekt Speed of Light Ruhr ein Fotowettbewerb, in dessen Rahmen Fotomotive in drei Kategorien eingereicht werden können. Die besten Bilder sollen in der Dokumentation des Projekts zum Gesamtkunstwerk Speed of Light Ruhr beitragen; je Sparte wird außerdem ein Gewinnerfoto ausgewählt, das mit einem Preis von 500 Euro dotiert ist.