Dortmund. . Das Museum im U-Turm präsentiert seine Dauerausstellung neu. Zu sehen sind 400 Werke von der Klassischen Moderne bis zur Gegenwart. Der besondere Schwerpunkt liegt auf der Fluxus-Kunst und den Werken der 60er- und 70er-Jahre.

Von den rund 1100 Gemälden, Skulpturen und Objekten und den rund 6000 grafischen Blättern, aus denen die Sammlung des Ostwall-Museums besteht, ist auch seit dem Umzug in sanierten U-Turm immer nur ein Bruchteil zu sehen. Um aber – neben den Highlights wie den Jawlenskys, der „Pomona“ von Maillol oder August Mackes Triptychon „Großer Zoologischer Garten“ – möglichst viel davon zu zeigen, mischt das Museum im Abstand von einem bis anderthalb Jahren Abstand seine Dauerausstellung unter dem Motto „Sammlung in Bewegung“.

Die ersten 500 neuen Werke blicken schon am Eingang des Museums auf die Besucher herab – Fo­tografien aus Jochen Gerz’ Mammut-Projekt des Jahres 2000, das die Besucher der Zeche Zollern II/IV einzeln ablichtete, um jedem das Bild eines anderen Besuchers auszuhändigen, wurden ausgetauscht; immerhin besitzt das Museum 4889 davon.

Ansonsten ist vor allem die Präsentation der Fluxus-Kunst ausgeweitet worden, die Museums-Chef Kurt Wettengl als „Tradition des Hauses weiter prononcieren“ möchte, als „Werkzeugkoffer“ zum Leitgedanken des Museums als „Kraftwerk“.

Fluxus-Kunst mit großartigen Nonsens-Spielen vertreten

So wird Allen Kaprows Aktion zum Ausgleich zwischen Raum- und Körpertemperatur (in den Museen von Duisburg, Essen und Bochum) dokumentiert, das „Fingerbook“ von Alison Knowles bietet einen ganzen Haufen rätselhafter Schriften zur Lektüre an und ihr „Yellow Panel“, das diverse selbst erfundene Musikinstrumente samt Gebrauchsanweisung aufbewahrt, darf leider nicht ausgepackt werden. Dafür warten die drei Stühle von George Brechts „Three Chair Event“ darauf, dass sich das Publikum darauf niederlässt und die verschiedenen Sitzgefühle miteinander vergleicht.

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Der „Guadalcanal“ (1961) von Robert Watts dagegen, bei dem ein Mini-Fallschirmspringer zum durch das Umblättern einer Gesangbuch-Seite zum Baumeln gebracht werden kann, darf leider nicht ausprobiert werden – hier zeigt immerhin ein Video von allen Seiten und im wechselnden Licht, was passieren würde, wenn man in die gläserne Vitrine hereingreifen könnte. Dafür pappt dann wieder unter dem labyrinthischen Wandbild „Benutze Zeigefinger!“ das Schildchen „Bitte benutzen!“ Schließlich ist die im letzen Jahr ob ihres 50-jährigen Bestehens allerorten und besonders in Dortmund gefeierte Fluxus-Kunst auch noch mit großartigen Nonsens-Spielen (hinter Glas) vertreten – Kartenspiele mit verbundenen Augen, Nadelkissen-Schach oder ein Kreisel, in den ein brennendes Streichholz gesteckt werden kann, um dem Benutzer das Auspusten zu ersparen.

"Aral"-Bilder erzählen von Eroberung des öffentlichen Raums durch Jugendliche

In der Informel-Abteilung verweist ein neues „Frühlingsbild“ (1957) von Emil Schumacher auf dessen Kandinsky-Wurzeln, im Zero-Raum leuchtet nun ein großformatiges Feuerbild von Otto Piene farblich subtil abgestimmt zum Rest des Raums.

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Für große Augenlust sorgt in der Klassischen Moderne eine 29-teilige, frisch restaurierte Grafik-Folge „La vie“ von Fernand Léger, aus der die neu erwachende Lebenslust im Paris der Nachkriegszeit mit kraftvollen Farben sprüht, in lebensprallen Szenen – erstmals seit 30 Jahren. Unter schwarzem Tuch zu entdecken ist zudem August Mackes Skizze zu seinem „Großen Zoologischen Garten“, die das Museum jüngst erworben hat.

Bei den Fotografien wurde Bernd und Hilla Bechers „Förderturm“-Serie ergänzt um die so ganz anders geartete Farbaufnahme ihres Schülers Matthias Koch von der aufgewühlten Erde in Phönix-Ost; neu sind hier auch Martin Brands Video-Porträts junger Männer und die „Aral“-Bilder aus Tobias Zielonys „Tankstellen“-Serie, die von der Eroberung des öffentlichen Raums durch Jugendliche erzählt.

Die neu gestaltete Dauerausstellung mit 400 Werken aus der Sammlung des Museums Ostwall wird heute Abend um 19 Uhr eröffnet – auch für Besucher. Öffnungszeiten: Di/mi/sa/so 11-18 Uhr, do/fr 11-20 Uhr. Eintritt: 5 Euro, ermäßigt 2,50 Euro.