Venedig. . George Clooney ist ein alter Stammgast. Aber auch Christoph Waltz und Martina Gedeck wollen in diesem Jahr kommen. Die Rede ist vom Filmfest Venedig. Nächsten Mittwoch geht es wieder los. Der besondere Clou zum diesjährigen Jubiläum: 70 Kurzfilme von 70 Regisseuren aus der ganzen Welt.

Ein Abend auf dem Lido. Auf der Terrasse des Luxushotels Excelsior in Venedig treffen sich Filmbegeisterte und schauen sich ein Schwarz-Weiß-Werk an: "Dr. Jekyll und Mr. Hyde". Das mag auf den ersten Blick wenig spektakulär erscheinen, tatsächlich aber schrieben die Zuschauer mit dieser Vorführung am 6. August 1932 Geschichte - es sollte der Auftakt für das mittlerweile älteste Filmfestival der Welt sein: die Internationalen Filmfestspiele von Venedig.

Diesen Mittwoch (28.8.) ist es wieder soweit. Dann startet die 70. Ausgabe des Festivals. Gefeiert wird mit Prominenten wie George Clooney, Scarlett Johansson, Matt Damon, Judi Dench und Christoph Waltz. Und einer starken deutschen Präsenz.

Acht Jahrzehnte, das hinterlässt seine Spuren. Auch bei der Grande Dame unter den Festivals: Nach Unterbrechungen vor allem während des Zweiten Weltkriegs entwickelten sich die Festspiele zu einem glamourösen Treffpunkt der Filmwelt. Doch das Gelände auf dem Lido platzt seit Jahren aus allen Nähten, sogar eine Art Zirkuszelt muss regelmäßig als Kino herhalten.

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Und der geplante Festival-Neubau stockt seit längerem, Asbestfunde im Boden sorgten über Jahre hinweg für eine klaffende Lücke nur wenige Meter vom roten Teppich entfernt. Wirklich stören tut es aber nur wenige. Es ist wie mit einer alten Wohnung, die längst schon mal hätte renoviert werden müssen - die Besucher arrangieren sich mit den Unannehmlichkeiten.

Viele ältere Herren sind im Rennen

Der neue Festivalleiter Alberto Barbera, seit 2012 im Amt, bemüht sich außerdem um frischen Wind, auch im diesjährigen Programm. Auf den ersten Blick ist da zwar wenig Neues zu erkennen: Von 20 Wettbewerbsbeiträgen stammen 18 - wie so oft bei den großen Festivals - von Männern, die meisten sogar von Regisseuren jenseits der 50. Dazu gehören etablierte Regiegrößen wie Stephen Frears, Hayao Miyazaki und Terry Gilliam, allesamt 72 Jahre alt.

Dennoch gibt es Debüts und mehrere jüngere Regisseure, die für so manch spannende Neuentdeckung gut sein könnten, darunter der Kanadier Xavier Dolan (24), der mit "Tom à la ferme" ein Familiendrama vorlegt. Ebenfalls ein Novum: Um den Hauptpreis, den Goldenen Löwen, konkurrieren zum ersten Mal zwei Dokumentationen. "Im modernen Kino gibt es immer mehr Überschneidungen zwischen fiktionalen Filmen und Dokumentationen", erklärte Barbera kürzlich, und diesen Trend wolle das Festival betonen. So wirft nun zum Beispiel Oscar-Preisträger Errol Morris in "The Unknown Known" einen kritischen Blick auf den ehemaligen US-Verteidigungsminister Donald Rumsfeld und dessen Verwicklungen in den Irakkrieg.

Die Deutschen müssen sich nicht verstecken

Ohne Stars geht es natürlich auch nicht - und die haben sich in diesem Jahr wieder zahlreich angekündigt. George Clooney und Sandra Bullock eröffnen das Festival mit "Gravity", einem im All spielenden Drama. Lindsay Lohan, die zuletzt eher mit ihren privaten Eskapaden Schlagzeilen machte, ist in einem US-Thriller zu sehen und Scarlett Johansson stellt das Alien-Stück "Under the Skin" vor. Christoph Waltz und Matt Damon werden für "The Zero Theorem" über einen Computer-Hacker erwartet, und Jungstar Zac Efron gerät in "Parkland" in das Chaos nach der Ermordung des US-Präsidenten John F. Kennedy.

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Trotz all der Hollywoodprominenz müssen sich die Deutschen jedoch nicht verstecken; ihre Präsenz ist in diesem Jahr ungewöhnlich hoch. Schauspielerin Martina Gedeck ("Das Leben der Anderen") etwa sitzt in der internationalen Jury und muss dabei auch über einen deutschen Beitrag ihr Urteil fällen. Philip Gröning nämlich, in Düsseldorf geboren, hat es mit "Die Frau des Polizisten" über Gewalt in der Ehe in den Wettbewerb geschafft. Ebenfalls im offiziellen Programm, aber außer Konkurrenz, knüpft Edgar Reitz an seine berühmte "Heimat"-Trilogie an und beobachtet in "Die andere Heimat" zwei Brüder, die ihrem ärmlichen Leben entfliehen wollen.

Vergangenheit und Zukunft vereinen

Zum Jubiläum hat sich das Festival außerdem einen besonderen Clou ausgedacht: 70 Kurzfilme von 70 Regisseuren aus der ganzen Welt werden während der diesjährigen Ausgabe gezeigt. Außerdem wurden zahlreiche Beiträge historischer Wochenschauen restauriert und sollen ebenfalls auf dem Lido zu sehen sein. Barberas Ziel: Vergangenheit und Zukunft des Kinos an einem Ort zu vereinen. (dpa)