Bochum.. Man konnte den Begriff „Regionalkrimi“ fast nicht mehr hören. Viel zu viele gab es inzwischen davon, die Geschichten verloren mehr und mehr ihre regionale Färbung. Reinhard Junges neuer Roman „Achsenbruch“ versucht nun so etwas wie eine Ehrerettung des Genres.
Der Ruf des Regionalkrimis hat gelitten, nicht nur hierzulande: Es gab zu viele, zu blasse, zu unspannende, zu ausgedachte Krimis, deren einziger Reiz in authentischen, der Leserschaft nur zu gut bekannten Schauplätzen lag, was bei hinreichender Bekanntheit gar einen ganz neuen Typus von Stadtführungen erzeugt hat, bei dem es nicht mehr um die reale Geschichte von Herrschern, Plünderern und Armen einer Stadt ging, sondern um frei erfundene, im Zweifelsfall vollkommen nichtsnutzige Geschichten, Hauptsache „auf den Spuren von ….xy“.
Umso froher muss man sein, wenn es hin und wieder einen Roman gibt, der in der Lage ist, den ramponierten Ruf des Regionalkrimis zu retten. Dem Bochumer Reinhard Junge ist mit „Achsenbruch“ so einer gelungen. Es ist sein elfter, aber es ist eben nicht die Routine, die an diesem Krimi besticht, sondern die Stimmigkeit der Figuren und ihrer Sprache.
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Die Handlung rund um vorteilsversessene, verführbare und desillusionierte Stadtpolitiker ist zwar gespickt mit hinterlistigen Anspielungen auf die Bochumer Lokalpolitik und ihre gut geschmierten Achsen, von der Oberbürgermeisterin bis hin zur notorischen Schwachstelle einer jeden städtischen Bürokratie, dem Bauamt.
Politisch-halbamtliches Ruhr-Milieu
Aber: Am Ende geht es gar nicht um Bochum, sondern um das typische politisch-halbamtliche Milieu einer Ruhrgebietsstadt. Reinhard Junge skizziert am Fall des – versehentlich oder nicht? – zu Tode gebombten Lebensgefährten der Oberbürgermeisterin den Wandel dieses Milieus vom platten Revier-Filz zu den neuen, leicht begrünten und digitalisierten Abhängigkeits-Geflechten des 21. Jahrhunderts. Hier, wo selbst die Schimpfwörter ein wenig Patina angesetzt haben und fast alle klingen wie „Arschgeigen“.
Bestechend sind nicht nur manche kriminellen Machenschaften, sondern auch die ruppige Kantigkeit, mit der Kommissar Lohkamp und sein Ermittlungskonkurrent Klaus-Ulrich Mager vom Fernsehteam „Pegasus“ gezeichnet sind, und zwar in erster Linie vom Leben. Der Fall ist hübsch kompliziert, nimmt einige Wendungen und löst sich allzu plausibel auf – am Ende des doch recht straffen Spannungsbogens. Viel Vergnügen!