Fantastisches Festival-Wochenende an Rhein und Ruhr
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Oberhausen/Rees.. Hier umsonst und draußen, dort seit Wochen kein Ticket mehr für die Kenner des Indie-Pop. Im Grunde konkurrieren „Olgas Rock“ in Oberhausen und „Haldern Pop“ in Rees nicht. Denn die beiden Festivals ergänzen sich perfekt. Am Wochenende waren beide auf dem Gipfel des Erfolges.
Tief Helmut hätte sich schon namentlich relativ uncool unter all den jungen Fans gemacht. Wie gut, dass es erst nach dem Konzertwochenende anrückt. Vermisst haben es reichlich zufriedene Konzertbesucher an Rhein und Ruhr bestimmt nicht, weder bei „Olgas Rock“ noch beim „Haldern Pop“.
Furios in Oberhausen
Die Städte Oberhausen und Mülheim teilen sich nicht nur eine Telefonvorwahl (0208), sondern auch die Ska-Punk-Band „Sondaschule“. Bei Olgas Rock in Oberhausen feierte sie am Wochenende ein furioses Finale.
Das Festival lockte umsonst und draußen zum 14. Mal auf das Gelände der ehemaligen Landesgartenschau im Stadtteil Osterfeld.
21 Bands - und dann noch Nachwuchsgruppen
21 Bands, zusätzliche Nachwuchsgruppen beim Mittagsprogramm „Eurorock“, 20 Stunden Rock, Punk, Pop und Ska, zwei Bühnen und jede Menge Quatsch mit Soße. Sondaschule-Sänger Costa Cannabis, der eigentlich Tim Kleinrensing heißt, zog sich eine Maske von Deutsch-Rapper Cro auf und zeigte mit fiesem Wortwitz, was die Band so von den Hip-Hop-Kollegen hält.
Absoluter Hingucker: Sondaschule gönnten den verdutzten Fans ein Duett mit den „German Silver Singers“. Die Senioren, allesamt über 60 Jahre alt, hatten zuletzt sogar Dieter Bohlen und Thomas Gottschalk in der RTL-Show „Das Supertalent“ einen Song der „Toten Hosen“ vorgesungen.
Ausschläge auf dem Applaus-O-Meter erzeugten auch „Itchy Poopzkid“, „Ok Kid“ und „Monsters of Liedermaching“. Überhaupt zeigte sich das Festival durch seine Genre-überschreitende Klangkunst vielseitiger als in den letzten Jahren, obwohl ein großer Name aus den Charts diesmal fehlte.
Einige Fans gaben sich im Dinokostüm und mit „Free Hugs“-Pappschildern (kostenlose Umarmungen) kuschelig, andere sorgten vor der Bühne für Rempel-Atmosphäre. Das nennt sich übrigens nicht mehr „Pogo“, sondern „Moshen“. Der grobe Schubs-Tanz ist nichts für Zartbesaitete.
Geburtstagsparty in Haldern
Mit 30 Jahren sollte man seine Richtung gefunden haben: Was fürs Leben gilt, sollte für ein Festival erst recht zutreffen. Haldern Pop, das am vergangenen Wochenende seinen 30. Geburtstag feierte, hat seine Identität jedenfalls längst gefunden als das Festival für Freunde des Indie-Pops.
Haldern Pop 2013
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Auch in diesem Jahr hat der künstlerische Leiter Stefan Reichmann wieder einen guten Riecher bewiesen, als er frühzeitig den ebenso unbekannten wie hochbegabten Briten Tom Odell verpflichtete. Inzwischen ist sein Album „Long Way Down“ längst an der Spitze der britischen Charts gelandet. Der 22-Jährige bewies, dass er imstande ist, bemerkenswerte Popsongs zu schreiben und zu singen.
Von zeitloser Schönheit
Auch die Alabama Shakes erwiesen sich als Glücksgriff. Tief versunken in den Blues- und Soul-Traditionen des amerikanischen Südens beeindruckte Sängerin Brittany Howards mit Urgewalt in der Stimme. Ebenso intensiv, aber eben einhundertprozentig europäisch fegte die Schweizerin Sophie Hunger wie ein Föhnsturm über den Reithof.
Im direkten Vergleich hatte es da die russischstämmige Sängerin Regina Spektor, die musikalisch ähnlich unkonventionell unterwegs ist, schwer. Von zeitloser Schönheit waren die Rückkehr von John Grant und der Manchester-Band James nach Haldern, die am frühen Samstagmorgen mit dem Publikum auf der Bühne zum Tanz baten, sowie die Auftritte der Folkrocker „Villagers“ und Glen Hansard.
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