Essen. . Mit „Star Trek Into Darkness“ gelingt Regisseur J.J.Abrams ein fulminanter zweiter Teil der Saga um das Raumschiff Enterprise. Dabei erschafft er einen Schurken für die Ewigkeit. Und eben dieser John Harrison (Benedict Cumberbatch) ist es, der das Abenteuer „Star Trek Into Darkness“ über weite Strecken auf Warpgeschwindigkeit hält.
Was ist besser als zwei starke Helden? Als Regisseur J.J. Abrams die zweite Reise seines Raumschiffs Enterprise plante, muss er sich diese Frage gestellt haben. Was also ist besser als Captain Kirk und Mister Spock? Es ist ein übermächtiger, stets überlegener, kaltblütig kalkulierender Schurke, ein Terrorist, wie man zwischen dem Planeten Vulkan und der neutralen Zone keinen zweiten findet. Und eben dieser John Harrison (Benedict Cumberbatch) ist es, der das Abenteuer „Star Trek Into Darkness“ über weite Strecken auf Warpgeschwindigkeit hält.
Tatsächlich sollten sich die Zuschauer anschnallen, denn Abrams inszeniert seine Verfolgungsjagd im All mit der ungebremsten Wucht eines zeitgemäßen ActionBlockbusters, der es mit jeder Superheldenverfilmung aufnehmen kann. Dabei gelingt es ihm, immer noch genug von der unverwechselbaren Star-Trek-Eigenheiten herüberzuretten, so dass auch eingefleischte Fans zwischenzeitlich wohlig im Kinosessel seufzen.
Als Abrams vor vier Jahren mit „Star Trek – Die Zukunft hat begonnen“ auf der Brücke der Enterprise Platz nahm, steuerte er ein beispielloses Ungetüm der Popkultur in neue Dimensionen: Fünf Fernsehserien und zehn Kinofilme hatte Gene Roddenberrys Science-Fiction-Universum geboren, Millionen Fans über Generationen fasziniert. Und nun kam dieser unverschämte Regisseur, der zuvor „Alias“ und „Lost“ gedreht hatte, und setzte alles auf Anfang. Ein neuer Captain Kirk (Chris Pine), ein neuer Spock (Zachary Quinto), die noch einmal ganz von vorne beginnen. Und siehe da: Das Raumschiff nahm Fahrt auf.
Die Ein-Mann-Armee
Im zweiten Abenteuer ist es hingegen eher schwierig, die Bremse zu finden. John Harrison sprengt ein Archiv der Sternenflotte in London in die Luft – ein vermeintlich unwichtiges Ziel. Aber immerhin ein Angriff auf die Föderation, der das Zusammentreffen der höchsten Offiziere im Hauptquartier erfordert – wo auch Kirk gerade wegen einer vorübergehenden Degradierung zugegen ist. Erst jetzt wird offenbar, dass es sich bei Harrison um mehr als einen gemeinen Bombenleger handelt, denn er nutzt die Gelegenheit, um einen spektakulären Ein-Mann-Angriff gegen die oberste Führungsriege in diesem Teil der Galaxis zu starten. Was nun beginnt, ist eben jene Verfolgungsjagd quer durchs Universum, die unter anderem auf den klingonischen Heimatplaneten Kronos führt – und die einen interstellaren Krieg geradezu herausfordert.
Abrams zieht dabei alle Register, setzt nicht nur Raumschiffe und spektakuläre Weltraumsprünge ein. Er verleiht in all dem Actionfeuerwerk seinem Bösewicht auch noch emotionale Tiefe und charismatische Größe. Und die spielt Benedict Cumberbatch („Sherlock“, „Bube, Dame, As, Spion“) gnadenlos aus: Mit überlegenem Intellekt und einem Innenleben, das allein von Rache beseelt zu sein scheint, wirkt er wie das personifizierte Böse – und ist doch nicht der einzige Schurke in diesem Intrigenspiel. Tatsächlich muss Cumberbatch der eiskalten Logik, mit der er schon als Sherlock brillierte, nur noch einen shakespearschen Vergeltungstrieb hinzufügen. Ein Schurke für die Ewigkeit.
Roddenberrys Ruf verhallt
Abrams baut in seine Actionorgie zahlreiche liebevolle Hommagen an die alten Star-Trek-Serien ein, aber auch an „Blade Runner“ oder „Dr. Seltsam“. Und wenn man ihm einen Vorwurf machen will, dann eben jenen, dass in dem Getöse manchmal doch die nachdenkliche, humanistisch-philosophische Botschaft von Gene Roddenberry in den Weiten des Alls ungehört verhallt.
Star Trek Into Darkness