Stockholm.. Die Popmusik-Legende ABBA kommt ins Museum: Im Mai wird in Stockholm das ABBA-Museum eröffnet. Im Interview spricht Komponist, Produzent und Sänger Björn Ulvæus darüber, wie wenig nostalgisch er ist, wie sehr er sich für seine ABBA-Outfits schämt - und warum er trotzdem am Museum mitgearbeitet hat.
Er war ein B von ABBA. Björn Ulvæus sorgte als Komponist, Produzent und Sänger dafür, dass die schwedische Popsensation über 370 Millionen Alben verkaufte. Im Mai folgt der nächste Meilenstein, wenn in Stockholm das ABBA-Museum seine Pforten öffnet. Vom Wühlen in der Vergangenheit, der Angst vor Murks und den Aussichten für eine ABBA-Wiedervereinigung erzählt der 67-Jährige im Gespräch mit Katja Schwemmers.
Herr Ulvæus, sind Sie reif fürs Museum?
Björn Ulvæus: Ehrlich gesagt, hatte ich von Anfang an ein Problem damit, mich für ein Museum zu engagieren, das mich selbst beinhaltet.
Warum tun Sie’s dann trotzdem?
Ulvæus: Ich dachte mir: Herrje, ich werde daran mit meinen Enkeln vorbeifahren! Und sie werden vielleicht mit dem Finger auf den Typen im Schaufenster zeigen und fragen: „Opa, bist du das? Können wir da nicht reingehen? Führst du uns herum?“ Deshalb muss es das beste Museum sein.
Haben alle vier ABBAs das Museum gemeinsam geplant?
Ulvæus: Nicht wirklich. Aber jeder von uns hat ja gesagt. Doch es bin nur ich, der sich wirklich in alles eingemischt hat. Ich hatte Angst, dass jemand Murks damit treibt.
Und warum sollte jemand ein ABBA-Museum besuchen?
Ulvæus: Die Band hat sich 1982 aufgelöst. Das ist nun schon so lange her, dass mir der Typ in den lächerlichen Outfits fast wie ein Fremder vorkommt. Als ich einen Schritt zurückging und mich im Kontext der Gruppe betrachtete, dachte ich: Es ist faszinierend. Du hast diese zwei Typen, die sich zufällig begegneten und sich beide dafür interessierten, Musik zu schreiben. Zwei, drei Jahre später trafen sie diese zwei tollen Mädchen – getrennt voneinander – eine blond, eine rothaarig, und beide konnten auch noch fantastisch singen. Es kam ihnen erst gar nicht der Gedanke, dass sie eine Gruppe gründen sollten, das taten sie erst drei Jahre später. Und dann wurden die Vier ein Pop-Phänomen. Für mich ist das eine Cinderella-Story.
Rechnen Sie eigentlich auch mit Besuch aus Deutschland?
Ulvæus: Deutschland war immer ABBAs größter Markt. Das fing schon ganz früh an: Selbst bevor wir den Eurovision Song Contest mit „Waterloo“ gewonnen haben, hatten wir in Deutschland schon ein paar Mini-Hits. Die Beziehung zu den deutschen Fans war immer unheimlich eng.
War das für Sie eine Zeitreise, als Sie in den alten Sachen wühlten?
Ulvæus: Nein, denn ich hatte über die Jahre eh das meiste weggeschmissen. Leider! Aber einige andere Leute haben vieles aus der Zeit aufbewahrt. Der Mann, der damals unsere Outfits fertigte, hatte einiges: von Plateau-Schuhen bis zu meinem peinlichen, Superman-ähnlichen Anzug! Und mein altes Klavier stand glücklicherweise immer noch in dem alten Landhaus, das ich mal hatte. Ich selbst war jedenfalls nie ein Sammler. Ich bin auch kein Nostalgiker. Ich habe immer nach vorne geschaut, niemals zurück. Zumindest nicht, bis das mit dem Museum losging.
Sind Sie gar nicht sentimental?
Ulvæus: Doch, aber das bezieht sich eher auf die persönliche Ebene von ABBA. Es war ziemlich traurig Richtung Ende, als wir fühlten, dass wir nicht mehr die gleiche Energie hatten. Etwas fehlte. Alle vier von uns fühlten es. Wir sagten: „Lass uns für eine Weile andere Dinge tun.“ An diesen Moment zu denken ist traurig. Aber auf der anderen Seite glaube ich, wir haben die richtige Entscheidung getroffen. Das Einzige, was mich daran ärgert ist, dass wir noch so viele Hits mehr hätten haben können. Die Songs „One Night In Bangkok“ und „I Know Him So Well“, die Benny und ich später für Musicals geschrieben haben, wären sichere Nummer-Eins-Hits für ABBA gewesen. Der Gedanke fasziniert mich!
Was ist das Geheimrezept hinter den ABBA-Songs?
Ulvæus: Wir haben versucht, uns beim Aufbau der Songs an den Beatles zu orientieren. Wenn du dir die klassischen Beatles-Songs anguckst, ist alles richtig, richtig gut. Sie haben nichts ausgelassen. Viele Schreiber schenken der Strophe kaum noch Aufmerksamkeit, sobald sie einen großartigen Refrain geschrieben haben. Man muss sich ja nur mal „The Winner Take It All“, „Knowing Me, Knowing You“ oder „Mamma Mia“ anhören.
Was halten Sie von der Popmusik, die heutzutage im Radio läuft?
Ulvæus: Ich verfolge es nicht wirklich. Ich höre ab und zu einen guten Song. Ich finde, dass „Pokerface“ und „Bad Romance“ von Lady Gaga wundervolle Songs sind, richtige Popjuwelen!
Verdienen Sie eigentlich mit an dem Museum?
Ulvæus: Bis ich damit was verdiene, müssen noch viele Jahre ins Land gehen. Das Museum ist unglaublich teuer. Aber vielleicht haben mal meine Enkel was davon.
Wie wahrscheinlich ist es, dass die vier ABBA-Mitglieder mal einen Song auf der Bühne des Museums gemeinsam singen werden?
Ulvæus: Das wird nie passieren! Wir sind ja nicht mal mehr alle vier anwesend, wenn das Museum eröffnet. Agnetha wird in London ihr neues Album vorstellen. Und ob Frida kommt, die in der Schweiz lebt, ist auch noch nicht sicher.
Hat es denn in den letzten 30 Jahren jemals einen schwachen Moment gegeben, indem Sie gern zum Telefonhörer gegriffen hätten, um eine ABBA-Reunion in die Wege zu leiten?
Ulvæus: Nein, den Moment hat es nie gegeben! Aber wir hatten immer Angebote, die reinkamen und Leute, die hartnäckig nachfassten, ob wir nicht Interesse hätten, dieses oder jenes zu tun. Aber alle vier von uns haben immer alles abgelehnt.