Hamburg. . Möhring vs. Schweiger – wer macht den besseren „Tatort“ in Hamburg? Die Qualitätsfrage ist für uns schon beantwortet: Wotan Wilke Möhring überzeugt als aufrechter Straßenbulle. Und sein Herz sitzt am rechten Fleck.
Sein Handyton nervt, das ist das Erste, was man über diesen neuen „Tatort“-Kommissar sagen kann. Ständig quellen ihm die ersten Takte von „Sympathy for the Devil“ aus der Hosentasche, was ihn wohl als eingefleischten Stones-Fan charakterisieren soll. Aber ansonsten werden wir prächtig mit diesem Thorsten Falke auskommen. Wotan Wilke Möhring macht aus dieser Figur einen aufrechten Straßenbullen von der Mordkommission, der den Kampf gegen das Verbrechen persönlich nimmt und dabei nicht selten aus einem Bauchgefühl heraus seine Entscheidungen trifft.
Zu Beginn seines ersten Auftritts in „Tatort – Feuerteufel“ (ARD, So., 20.15 Uhr) erwischen wir Thorsten nicht gerade in prächtiger Laune. Sein langjähriger Partner Jan (Sebastian Schipper) hat ihm gerade offenbart, dass er sich zum Innendienst hat versetzen lassen. Er wird Vater, möchte geregelte Arbeitszeit und zu Hause „Verantwortung übernehmen“. Für Thorsten ist das schierer Verrat an ihrer langjährigen Freundschaft. Und dann drückt ihm sein Vorgesetzter auch noch eine junge Kollegin (Petra Schmidt-Schaller) als Partnerin auf Zeit aufs Auge, die ausgebildete Juristin ist und die Sticheleien ihres grummeligen Kollegen ganz entspannt zu parieren weiß.
Flammende Leidenschaft völlig missverstanden
Auch interessant
Natürlich gibt es auch einen Fall. Schon seit geraumer Zeit werden in Hamburg überall Autos in Brand gesteckt, nun hat man dabei auch noch eine Tote. Das Auto verkohlt, die Frau tot davor niedergelegt. Keine Brandverletzungen, eher schon erstickt. Aber wie ist sie aus dem Auto herausgekommen? Oder hat sie am Ende der Zündler selbst aus dem brennenden Wagen befreit? Den bekommt man im übrigen sofort serviert, denn er filmt sich selbst vor den Flammen, um seiner Freundin zu imponieren. Offenbar glaubt er, dass Frauen auf so etwas abfahren. Dass da aber plötzlich jemand im Innenraum um sein Leben schreit, das hat er nicht erwartet.
Ständig schleppt er eine Milchtüte mit sich herum
Dass am Ende dann doch alles anders ist, als man erwartet hat, das nimmt man als gelungene Beigabe zu einem Film, in dem man sich tatsächlich weniger für das Delikt interessiert als für den Kommissar. Der schleppt ständig eine Brick-Packung Milch mit sich herum, als brauche er etwas, an dem er sich in diesem Leben festhalten kann. Und tatsächlich ist er ein einsamer Wolf, der mal in ferner Vergangenheit eine Beziehung hatte, den daraus hervorgegangenen Sohn jedoch nur aus Bildern kennt. „Na Schatz, wie war dein Tag?“ begrüßt er deshalb daheim gerne seine Katze. Die nimmt es ihm gelegentlich übel, wenn er ihr mal wieder Hundefutter vorsetzen will, weil im Kiosk nebenan nichts anderes vorhanden war.
Die Tatort-Kommissare
Möhring ist ein Geschenk für den „Tatort“. Er schafft es, dass man sofort warm wird mit dieser Figur, die ihre anfänglichen Macho-Attitüden schnell verliert. Neben der mehr als soliden Regie (Özgür Yildirim) stechen die Dialoge von Drehbuchautor Markus Busch hervor. Denn wie sagt Freund Jan nach der Versöhnung zu Thorsten: „Ich nenne mein Kind nach dir, egal ob Junge oder Mädchen.“