Washington. . Die Fahndungsplakate zeigen Gemälde: Das FBI will mit Hilfe der Bevölkerung 13 seltene Meisterwerke im Schätzwert von 500 Millionen Dollar, die 1990 in einem Bostoner Museum gestohlen wurden, wieder an ihren Bestimmungsort zurückbringen. Dort warten bereits seit 23 Jahren die leeren Rahmen.

Als Isabella Stewart Gardner 1924 starb, verfügte die amerikanische Unternehmersgattin und Kunstsammlerin, dass in dem nach ihr benannten Privatmuseum nichts an der Sortierung der Gemälde verändert werden darf. Darum hängen in dem Kunst-Haus in Boston seit dem 18. März 1990 exakt 13 leere Bilderrahmen.

Doch die Überbleibsel des mit 500 Millionen Dollar Schadenssumme bislang größten Kunst-Diebstahls Amerikas dürften, wenn die Bundespolizei FBI nicht übertreibt, bald teilweise wieder gefüllt werden.

Vor 23 Jahren hatten zwei als Polizisten verkleidete Männer mit falschen Schnurrbärten ohne Waffen die Nachtwächter überwältigt und danach Rembrandts „Christus im Sturm auf dem See Genezareth“, Vermeers „Konzert“, Manets „Bei Tortoni“ und zehn weitere Meisterwerke aus den Rahmen geschnitten.

Nun glauben die Behörden, den Fall weitgehend aufgeklärt zu haben. „Der Wer-war‘s-Teil der Ermittlungen ist erledigt“, sagte Damon Katz, FBI-Chef der Ostküsten-Metropole, bei einer Pressekonferenz, „jetzt konzentrieren wir uns darauf, die Kunstwerke mit Hilfe der Öffentlichkeit wieder dahin zu bringen, wo sie waren.“

Für hilfreiche Tipps gibt es bis zu fünf Millionen Dollar

Zu diesem Zweck haben die Fahnder in der Region Philadelphia an Verkehrsknotenpunkten 25 große Werbe-Stellflächen gemietet und eine Internetseite eingerichtet. Abgebildet darauf: sämtliche Meisterwerke, die seinerzeit abhanden gekommen waren. Und der Hinweis, dass für substanzielle Tipps, die ruhig anonym gestaltet werden können, fünf Millionen Dollar Belohnung winken.

In den ersten 24 Stunden nach der überraschenden Aktion des FBI, das seit Jahren eine Sondereinheit mit dem Fall betraut, trudelten auch über soziale Netzwerke wie Twitter und Facebook bereits über 500 Hinweise aus der Bevölkerung ein“, schreibt die Tageszeitung der „Boston Globe“.

Anthony Armore, für die Sicherheit im Gardner-Museum zuständig, glaubt, dass irgendwo rund um die Metropole in Pennsylvania die Bilder im Keller eines exzentrischen Kunstliebhaber lagern. „An die Wand hängen kann man sich die Sachen wohl kaum.“

Schlüsselfigur des Raubs pflegt gute Verbindungen zur Mafia

Über die Identität der Täter, deren Tun juristisch gesehen verjährt ist, machen die Behörden noch ein Geheimnis. „Es könnte den Fortgang der Fahndung erschweren“, sagte Staatsanwältin Carmen Ortiz.

Manet: Bei Tortoni
Manet: Bei Tortoni © REUTERS

Rechercheure des „Boston Globe“ haben herausgefunden, dass Robert Gentile, ein 75-Jähriger mit besten Verbindungen zur Mafia in Boston wie in Philadelphia, eine Schlüsselrolle spielt. Bei einer Hausdurchsuchung im vergangenen Jahr fand das FBI bei ihm eine Liste mit den gestohlenen Meisterwerken. Gentile soll ausgepackt haben, um sein Strafmaß in einem bald beginnenden Prozess wegen anderer Vergehen zu senken.

Etwaige „Besitzer“ der seltenen Bilder, so das FBI, könnten mit Entgegenkommen der Strafverfolgungsbehörden rechnen, „wenn sie zügig kooperieren und die Kunstwerke herausgeben“.

Polizei ist guter Dinge

Die Polizei in Boston gibt sich zuversichtlich, dass „Kommissar Bürger“ helfen wird, um den spektakulären Raub aufzuklären.

Edgar Degas: La Sortie de Pesage
Edgar Degas: La Sortie de Pesage © REUTERS

Vor zwei Jahren gelang es dem FBI bei einer ähnlichen Plakat-Aktion einen der brutalsten Mafia-Bosse der Ostküste dingfest zu machen. James Bulger, der für 19 Morde verantwortlich sein soll und dessen Geschichte demnächst in Hollywood mit Matt Damon verfilmt wird, wurde auf einem der „Billboards“ von einem Tippgeber in Kalifornien erkannt und kurz danach verhaftet.