Jürgen Lodemanns „Fessenheim“ spielt eine Atomkatastrophe durch - und verliert sich dann irgendwo zwischen Öko-Predigt, Unwahrscheinlichkeiten und Absurditäten. Was bleibt, ist der starke Auftakt mit dem Szenario einer Atomkatastrophe im französischen Kraftwerk Fessenheim.
Das Bemerkenswerteste an Jürgen Lodemanns neuem Buch ist der Anfang: Die Welt rund um den Bodensee gerät aus allen Fugen, weil ein Erdbeben der Stärke 8,3 am Oberrheingraben einen Tsunami im Bodensee auslöst, dessen Flutwelle bis Rotterdam reicht und dort Überreste der Chemiefabriken von Basel anspült. Schlimmer aber noch: Im maroden Kernkraftwerk Fessenheim gleich hinter der Grenze zwischen Elsass und Baden, dem ältesten von ganz Frankreich, kommt es zum Super-GAU. Ausgerechnet die supergrüne Wohlfühlstadt Freiburg wird auf ewig unbewohnbar, selbst Berlin kann nur noch „auf eigenes Risiko“ betreten werden.
Das Ganze ist freilich nur ein Szenario, das der junge Zeitungsreporter Ben Busch ausspinnt, nachdem ihn eine Geologin auf die knirschenden Erdschichten am Oberrheingraben aufmerksam gemacht hat – und an das Erdbeben von 1356 in Basel erinnert.
Auch interessant
Doch dann verliert sich Lodemanns Novelle, deren „unerhörte Begebenheit“, deren eigentlicher „Falke“ schon gleich zu Beginn aufsteigt, in einer Mischung aus Posse, Schnurre und Öko-Predigt, in der es vor allem um die Bewerbung Freiburgs als Kulturhauptstadt Europas geht. Es häufen sich die Unwahrscheinlichkeiten und Absurditäten. Aber die Komik, die aus dem Nebeneinander von atomarer Bedrohung und Kulturhauptstadt-Gesumse entstehen könnte, spielt der in Essen aufgewachsene und in Freiburg lebende Jürgen Lodemann leider nicht aus.
Jürgen Lodemann: Fessenheim. Novelle. Klöpfer & Meyer, 144 S., 18 €.