Essen. . Nach mehr als zehn Jahren kehrt David Bowie mit seinem neuen Album „The Next Day“ zurück. Er veröffentlichte es ein paar Tage vor dem offiziellen Termin bereits als Stream auf iTunes. Die 14 Songs zeigen: Bowies Sternenstaub ist noch nicht verblasst.

Er ist eines der letzten großen Mysterien der gegenwärtigen Popmusik: Zehn Jahre lang hörte man keinen Mucks von David Bowie und wähnte ihn wegen seines Herzinfarkts beim Scheeßel-Festival 2004 gar in Frührente, dann aber veröffentlichte er aus heiterem Himmel am 8. Januar, zu seinem 66. Geburtstag, den neuen Song „Where Are We Now“.

Und während diese wehmütige, beinahe klagende Ballade, die seine Zeit im Berlin der 70er-Jahre reflektiert, noch ein wenig anmutete wie ein Gruß aus dem Jenseits, kündigte er das neue Album „The Next Day“ für den 8. März an. Nun überrumpelte er die Weltöffentlichkeit, indem er die 14 Songs vorab bei iTunes als Stream veröffentlichte. Die gute Nachricht: Alle Gerüchte über Bowies vorzeitiges Zurruhekommen waren verfrüht.

Heutzutage kommt ja wirklich niemand mehr an Facebook, Twitter oder Google Plus vorbei, wenn er etwas an den werten Musikkonsumenten bringen will. Es sei denn, er heißt David Bowie, verlässt sich blind auf seinen guten Namen und entzieht sich allem, was nicht unmittelbar mit der Musik und ihrer visuellen Umsetzung zusammenhängt. Deshalb werden wir in den kommenden Wochen nicht zuhauf mit Bowies Meinungen und Selbstreflektionen konfrontiert, sondern können uns auf das herrlich geerdete und gar nicht angestaubte „The Next Day“ und die begleitenden Videos konzentrieren.

Bowie zeigte sich in dem Filmchen zu „Where Are We Now“, das sich im Januar wie ein Lauffeuer in den elektronischen Medien verbreitete, noch lediglich als Schwarzweißprojektion. Er ließ uns mit sich über den Potsdamer Platz streifen und nahm uns mit ins KaDeWe. Das war, wenn man es kritisch betrachtet, nicht mehr als ein schwächliches, aber schönes Lebenszeichen.

Wie viel anders ist da das Video zu „The Stars (Are Out Tonight)“, ein Song, der sich, genau wie das begleitende Video mit Bowie und Tilda Swinton, über den Starrummel und den Jugendkult lustig macht, mit dem eigenen Rückzug ins Private und der Androgynität kokettiert und so erstaunlich frisch klingt, dass er zu Recht einen Platz in kommenden Best-Ofs beanspruchen darf.

Bewusster Rückgriff auf die 70er- und 80er-Jahre

Das abermals von Tony Visconti produzierte „The Next Day“ klingt nicht mehr so schwebend und gewollt modern wie etwa Bowies letzte Alben „A Reality“ oder „Heathen“, aber das liegt daran, dass Bowie stellenweise bewusst zurückgreift in seine großen Zeiten der 70er- und 80er-Jahre. Nur um dann bei „If You Can See Me“ doch wieder eine Drum’n’Bass-lastige Perkussion zu bemühen, die vollkommen auf der Höhe der Zeit klingt.

Unter den Songs finden sich einige eingängige Perlen („Valentine’s Day“, „How Does The Grass Grow“). Und viele von ihnen funkeln wie mit Sternenstaub überzogen, als ob Bowie nie so richtig weg gewesen wäre.

  • David Bowie: The Next Day (Sony, ab 8. März)