Dortmund. Kaputtkriegen wird man diese goldene Operette nie. Aber die Dortmunder Oper nutzt in ihrer jüngsten Premiere längst nicht alle Möglichkeiten von Emmerich Kálmáns Prachtstück, Manches wirkt wie aus dem Tourneetheater.
Dortmunds Oper spart, wo sie kann (dem Flurfunk zufolge reicht das nicht und es wird bald vielleicht noch enger). Zum Beispiel spart sie, indem Intendant Jens-Daniel Herzog Inszenierungen anderer Häuser übernimmt. Was in Chemnitz ankommt, kann ja bestenfalls auch in Dortmund gefallen.
Mit der „Csárdásfürstin“ (eingekauft vom Staatstheater Nürnberg) tut sich das seit Jahren kränkelnde Musiktheater keinen großen Gefallen. Gewiss: Völlig kaputtzukriegen ist Emmerich Kálmáns 1915 entstandener Geniestreich, in dem sich Ohrwurm an Ohrwurm reiht, schwerlich. Von mitreißendem, sprühenden, ja bestenfalls doppelbödigen Operettencharme ist dieser Abend allzu oft weit entfernt.
Es schneit reichlich, aber flockig ist es nicht
Es schneit immerhin viel in Ricarda Ludigkeits Inszenierung. Leider zeitigt das gewählte Wetter weder Flockiges noch führt es die vom Krieg durchwucherte Entstehung und Handlung aufs spiegelnde Eis der Zeitkritik. Das Extrablatt zur Mobilmachung, frisch Rekrutierte am Horizont: zahme Zeichen. Niemand muss die Story in den Schützengraben stoßen, wie es Peter Konwitschny einst tat. Aber auch auf der U-Seite, dort also, wo es feinfrivol moussieren muss, tröpfelt Ludigkeits eher schaumweiniger Zugriff im sacht maroden Einheitsbühnenbild Rainer Sinells vor sich hin.
Auch die Choreografie geht auf Ludigkeits Konto, das damit nicht ins Plus gerät. Man sieht ein Luftballonballett (überraschenderweise Herzen) und dann tanzen auch noch Clowns. Zwangsläufig denkt man angesichts dieser animierten Hilflosigkeit an Silvester-Bespaßungen des Mitteldeutschen Rundfunks.
Tragikomödie der Stände
Die Menschen in dieser Tragikomödie der Stände (Fürst liebt Tingeltangel-Mädel), sie bleiben traurig blass. Vieles wirkt unterprobt, auch Tänze und mancher musikalische Einsatz. Und so seidig fein die besten Momente der Dortmunder Philharmoniker klingen: Philipp Armbrusters Dirigat verlangt dem Orchester eine Zurückhaltung ab, die dem Riesenrachen des Zuschauerraums nicht dient. Stark der Chor, rechtschaffen solide die Solisten, aus denen Tamara Weimerichs Comtesse quecksilbrig herausragt. Es gab starken Applaus für sie alle. Als das Regieteam kam, fiel er merklich ab.
Termine: 18., 27.1.;3.,10., 14.,17.2. Tel. 0231-5027222