Los Angeles. Sie greifen nach den Sternen des dritten Frühlings: Zwei Hollywood-Größen treffen sich für eine Komödie im besten Alter. Diese Woche startet „Wie beim ersten Mal“ mit dem famos aufspielenden Paar Meryl Streep und Tommy Lee Jones.

Erotik im Alter ist im Kino eine kitzlige Sache. Gerade in Hollywood, wo Jugendzwang und Körperkult bis zum Überdruss zelebriert werden, kommt es schon einer mittleren Sensation gleich, wenn das gern gemiedene Tabuthema doch einmal aufgegriffen wird – und dann noch in Starbesetzung! Diesmal sind es Meryl Streep und Tommy Lee Jones, die in David Frankels Komödie „Wie beim ersten Mal“ nach den Sternen des dritten Frühlings greifen.

Gibt es ein Leben nach der Silberhochzeit? Für Kay und Arnold stellt sich diese Frage seit fünf Jahren nicht mehr. In 30 Ehejahren hat man sich aneinander gewöhnt, die Macken des jeweils anderen kennengelernt und in gepflegter Alltagsroutine eingeschliffen. Alles läuft wie geschmiert, und wenn es nach Arnold ginge, könnte es auch bis zum Lebensende so bleiben.

Erotik ist ein Fremdwort – bei „Scrabble“

Kay hingegen macht sich seit einiger Zeit schon Gedanken darüber, dass Erotik nur noch als Fremdwort beim Scrabble vorkommt. Deshalb hat sie die Initiative ergriffen und einen Eheberatungskurs gebucht. Arnold ist davon nicht begeistert, macht aber mit. Der störrische Muffel ist überzeugt, dass die Woche in einem Hotel mit Beratungsgesprächen bei Dr. Bernie Feld (Steve Carell) sich schon irgendwie abkürzen lässt. Aber Kay bleibt hartnäckig.

Kay und Arnold, das sind Meryl Streep und Tommy Lee Jones, zwei Oscar-dekorierte Schauspielstars, und in dieser etwas anderen Liebeskomödie zeigen sie, warum sie seit vielen Jahren zu Hollywoods Besten gehören. Wenn die beiden einander angiften, versöhnen und im Tanzbein umarmen, um schließlich zum romantischen Flirt vor dem Kamin niedersinken, dann finden Heiterkeit und Ernst in fast vollkommener Schauspielkunst zueinander. Die kleine Einschränkung findet ihren Grund in Meryl Streep. Wenn sie Kay im Kittel spielt, mit leicht gebeugtem Gang und halb-besorgter Miene im Alltag, immer eine Spur zu aufgeregt vor dem nächsten Kuss und zu interessiert bei der Lektüre erotischer Ratgeber – dann geschieht das auf technisch höchstem Niveau. Bei öffentlichen Auftritten präsentiert sich La Streep als vitale Frau, die gut zehn Jahre jünger wirkt, als sie tatsächlich ist. Hier aber spielt sie eine Frau, die etwas – nicht viel – älter ist als sie selbst. Und man erkennt sofort, wie hier schauspielerische Register gezogen werden, wenn auch virtuos.

Der Gatte liegt mit Buch im Bett

Tommy Lee Jones hingegen lebt seine Rolle. Gleich sein erstes Bild zeigt ihn mit Buch im Bett: Ein Mann, der es sich in Gewohnheiten so bequem gemacht hat, dass sein Leben eigentlich schon zu Ende ist. Tatsächlich wird er noch einmal neu beginnen, einen Prozess der Selbsterkennung und Neuentdeckung vollziehen, und immer noch wird Tommy Lee Jones zuerst und vor allem Arnold sein. Das ist der Unterschied, der ihn zum Glückstreffer dieses Films macht.

Als Komödie ist „Hope Springs“ (Originaltitel) sicherlich ein anrührender, wenn auch etwas behäbig inszenierter Film. Er gibt sich stets so besänftigend, dass man nie ernstlich um das Glück der Helden fürchten muss.