Ankara. . Dem bekanntem türkischen Pianisten Fazil Say drohen eineinhalb Jahre Haft. Say soll auf Twitter den Islam beleidigt haben. Die türkische Justiz ermittelt wegen des Verdachts auf Volksverhetzung. Say hat auch eine Verbindung nach NRW.
Dem bekannten türkischen Pianisten und Komponisten Fazil Say drohen Medienberichten zufolge bis zu eineinhalb Jahre Gefängnis wegen abfälliger Bemerkungen über den Islam. Wie am Samstag die Zeitungen "Hürriyet" und "Milliyet" berichteten, wird die Haftstrafe gegen den Regierungskritiker in einer Anklageschrift gefordert, die von einem Istanbuler Staatsanwalt verfasst wurde.
Sie wirft dem 42-Jährigen demnach vor, die "religiösen Werte" des Islam verletzt zu haben. Die Staatsanwaltschaft muss die Anklage den Berichten zufolge noch freigeben. Der Prozess könnte demnach bereits in wenigen Tagen beginnen.
Scherze über den eiligen Muezzin
Im April war bekannt geworden, dass die türkische Justiz wegen des Verdachts auf Volksverhetzung gegen Say ermittelt. Medienberichten zufolge machte er sich über den Kurznachrichtendienst Twitter unter anderem über islamische Vorstellungen vom Paradies lustig, in denen von Flüssen aus Wein und von Jungfrauen für die Gläubigen die Rede ist.
Say habe die Frage gestellt, ob das Paradies eine Kneipe oder ein Bordell sei. In einem anderen Tweet fragte er nach einem besonders eilig vorgetragenen Gebetsruf in einer Moschee, ob der Muezzin wohl schnell zu seiner Freundin oder zum Schnaps habe zurückkehren wollen.
Fazil Say ist Musikliebhabern in NRW vor allem durch das Konzerthaus Dortmund bekannt, das ihn bis 2010 als Exklusivkünstler an sich gebunden hatte. Ende April kündigte der auch im Ausland bekannte Pianist in einem Zeitungsinterview an, dass er nach Japan auswandern will. Zur Begründung beklagte Say eine zunehmende kulturelle Intoleranz in seiner Heimat.(afp)