Essen. . Bloß nicht ins Seniorenheim und bloß nicht alleine sein: Stars wie Jane Fonda, Pierre Richard und Geraldine Chaplin gründen im Kino eine Rentner-WG. Regisseur Robelin hat mit “Und wenn wir alle zusammenziehen?“ eine eine herzerwärmend-humorvolle und lebensbejahende Geschichte geschaffen.

Es ist bemerkenswert, dass ausgerechnet ein Land, dessen Volk Umfragen zufolge zu den pessimistischsten in Europa zählen soll, gerade die zuversichtlichsten Filme dreht. Nach dem Durchmarsch von „Ziemlich beste Freunde“, der in Deutschland als der erfolgreichste französische Film aller Zeiten mehr als sieben Millionen Zuschauer ins Kino lockte, initiiert Stéphane Robelin nun die Gründung einer Senioren-WG: „Und wenn wir alle zusammenziehen?“

Auch hier geht es um Krankheit, Pflege, Demenz oder Angst vor Einsamkeit. Aber Regisseur Robelin macht daraus eine herzerwärmend-humorvolle und lebensbejahende Geschichte. Pointiert, aber nicht platt, schrullig, aber nicht albern. Im Grunde scheint das derzeit das französische Rezept zu sein, dem Leben die Last zu nehmen: Fraternité, Brüderlichkeit, als Ausweg aus allen Sinn- und Lebenskrisen.

Daniel Brühl ist der Deutsche im Kreis

Einen Deutschen gibt es auch in diesem Kreis. Und es ging bei der Besetzung sicher nicht nur um deutsch-französische Freundschaft, sondern um die Absicht, auch ein jüngeres Publikum für diese sehenswerte Ü70-Komödie zu gewinnen. Daniel Brühl spielt den Studenten Dirk, der sich neben dem Hundeausführen auch als Zuhörer und Viagrabeschaffer in der Rentner-Runde verdient macht.

Stéphane Robelin hat dafür ein Allstar-Team vor die Kamera geholt, das an sich schon sehenswert ist. Pierre Richard, vor Jahren Mal der große Blonde mit dem schwarzen Schuh, stolpert nun über seinen eigenen Hund und vergisst bisweilen nicht nur, das Badewasser abzustellen. Jean (Guy Bedos) ist ein noch heißblütiger Rentner-Rebell, der sich altersdiskriminiert fühlt, nachdem er bei einer Demo gegen Abschiebung nicht verhaftet wird.

Und den Schwerenöter Claude (Claude Rich) ereilt der Herzanfall ausgerechnet auf dem Weg zu seinem Prostituierten-Besuch. Noch im Pflegeheim machen seine alten Kumpels die Sache mit der Senioren-Kommune klar.

Und der Sex im Alter

Zudem reden die agilen Alten hier keinesfalls nur über Krankheiten und den Besuch der Enkelkinder, sondern auch über Themen wie Eifersucht und Sex. Jane Fonda, der man ansehen kann, dass ihr Aerobic nicht vergebens war, schwebt als Jeanne trotz unheilbarer Krankheit fast mädchenhaft durch den Park, während Geraldine Chaplins resolute Annie das Hausfrauen-Regiment in der großzügigen Villa führt, die den gediegenen Rahmen vorgibt für dieses Wohnexperiment.

So kann man diesen im Ton ungemein leichten, aber inhaltlich doch ziemlich ernst zu nehmenden französischen Komödien vielleicht nur vorwerfen, dass sie drängende Themen wie Alter und Krankheit in einem nicht allzu realistischen goldenen Rahmen verhandeln. Dass alte Freunde aber nun mal das Kostbarste im Leben sind, das würde man aber auch ohne Villa mit Pool jederzeit unterschreiben.