Paris.. Knapp sieben Millionen deutsche Kinobesucher wollten die französische Komödie „Ziemlich beste Freunde“ bisher auf der Leinwand sehen. Der Film-Erfolg hat reale Vorbilder – es ist die Geschichte von Abdel Sellou und dem Gelähmten Philippe Pozzo di Borgo.
Abdel Sellou (40) führt ein glückliches Leben. Seine florierende Geflügelfarm in Djelfa, 200 Kilometer südlich von Algier, wirft so viel Geld ab, dass er, der „Hähnchenkönig“, sich finanziell keinerlei Sorgen machen muss.
Vor ein paar Jahren hätte nicht viel gefehlt und sein Leben hätte eine völlig andere, tragische Wendung genommen. Damals in Paris, wo Abdel, der Vorstadt-Taugenichts, zuerst die Schule schwänzte und dann auf Diebstähle und Einbrüche abonniert war. Dann traf er Philippe Pozzo di Borgo. „Monsieur Pozzo ist einfach ein Freund. Der erste. Der einzige.“
Die anrührende Freundschaft zwischen Philippe und Abdel, zwischen dem querschnittsgelähmten französischen Aristokraten und dem algerischen Kleinganoven, diente als Vorlage für den französischen Kinofilm „Ziemlich beste Freunde“.
Ständig im Schlamassel
Abdel steckt als junger Mann tief im Schlamassel. Bis Philippe Borgo di Pozzo, der nach einem Paragliding-Unfall Querschnittsgelähmte, einen ständigen Begleiter („eine Art Lebenshilfe“) sucht.
Wie im Film trottet Abdel, damals 24, nur deshalb zum Bewerbungsgespräch ins elegante 16. Arrondissement, um sich eine Absage und einen unterschriebenen „Amtswisch“ fürs Arbeitsamt abzuholen. Doch dann geschieht das Wunder: Abdel bekommt den Job. Doch wird das ungleiche Paar – der Edelmann und der Ganove – harmonieren? Und wie es klappt: Zehn Jahre lang wird Abdel Sellou nicht von Philippes Seite weichen.
„Ein Toter mit funktionierendem Kopf“
Der Aristokrat, bis zu seinem Unfall Chef des Champagner-Hauses Pommery, leidet an Tetraplegie, ist also vom Hals abwärts gelähmt, kann lediglich den Kopf, die Augen, die Lippen und die Zunge bewegen. Im Tonfall des Straßenjungen, halb schnoddrig, halb herzlich, erklärt Abdel die Krankheit seines „Tetramans“ so: „Er ist ein Hampelmann, der spricht, ein Toter mit funktionierendem Kopf“.
Anders als im Film lernt Abdel seinen Chef nicht als Witwer kennen. Was im Film Komödie ist, erweist sich im richtigen Leben als herzzerreißendes Drama. Denn aus nächster Nähe erlebt Abdel, wie der ohnehin schon vom Schicksal gezeichnete Philippe auch noch seine unheilbar krebskranke Ehefrau Béatrice, eine blühende Frau von 40 Jahren, verliert. „Abdel hat mich nach ihrem Tod aufgefangen und in mir die Freude am Leben wieder erweckt“, sagt Philippe Pozzo di Borgo heute. Ein Kompliment, das sein Freund gern zurückgibt: „Er hat mir seinen Rollstuhl wie eine Krücke angeboten, auf der ich mich abstützen konnte.“
Besuche in Paris
Der Film schließt mit einem Happy End – wie im richtigen Leben: Philippe Pozzo di Borgo, inzwischen sechzig, lebt in Marokko, ist verheiratet und hat neben den Kindern aus erster Ehe jetzt zwei Adoptivkinder. Abdel pendelt zwischen Algerien und Paris. Und besucht immer wieder seinen Freund Philippe in Essaouira.