Essen. . Traumspiel mit Klingelton: Isabel Kleefeld hat Daniel Kehlmanns Episodenroman „Ruhm“ mit exquisiter Besetzung verfilmt. Was fehlt, ist ein wenig stilistischer Eigensinn.

Vielleicht liegt es am nicht immer ganz uneitlen Auftreten des Schriftstellers Daniel Kehlmann, dass manche das mit dem „Ruhm“ erst falsch verstanden haben. Hatte sich ein eben 30-jähriges Literatur-Greenhorn nach dem Millionenerfolg mit „Die Vermessung der Welt“ gleich an der eigenen Hybris verhoben?

Wenn man Kehlmann in der Verfilmung seines Episodenromans „Ruhm“ nun in der Gastrolle als wortverliebter Laudator eines nicht minder eitlen Literatur-Preisträgers erlebt, weiß man, dass da einer das Instrument der Ironie beherrscht. Den Film kann das trotzdem nicht ganz retten. Der hätte einfach mehr stilistischen Eigensinn gebraucht.

Was Kehlmann auch beherrscht, ist ein Gespür für die Doppelbödigkeit von Wahrnehmung, die sanfte Aufhebung von Logik. Und vom Verschwinden und Selbstauflösen der Figuren handelt auch manche Episode. Da ist der Filmstar Tanner (Heino Ferch), der sich plötzlich in der Rolle seines eigenen Doppelgängers sieht. Da ist der Autor Leo (Stefan Kurt), der nur in seiner Fantasie Wagemut beweist, während seine „Ärzte ohne Grenzen“-Freundin vom echten Drama zwischen Leben und Tod eingeholt wird. Und da ist Rosalie (Senta Berger), die zum Sterben in die Schweiz geht, um sich ein Weiterleben als Romanfigur zu ertrotzen. Isabel Kleefelds Verfilmung ist so exquisit besetzt, dass der Ruhm programmiert scheint. Aber Kehlmanns Existenzminiaturen in ihrer unterschiedlichen Färbung aus Tragik und Traumspiel geraten hier zu einer etwas uniformen Menge der Welten- und Seelenbummler mit Flatrate. MaS