Düsseldorf. . Bekannt wurde der Schauspieler Stefan Kurt als „Schattenmann“. In der Romanverfilmung „Ruhm“ spielt der Schweizer nun einen Schriftsteller in der Daseinskrise. Ein Gespräch über Mobiltelefone, Grimme-Preise und Geräusche.

Dem „Schattenmann“ gebührt der „Ruhm“: Stefan Kurt, dieserer vielschichtige Schauspieler, friedliebende Schweizer, Dieter-Wedel-Star und regelmäßiger Mitspieler in der Berliner Theaterzauberwelt des Robert Wilson, kommt in dieser Woche mit der gleichnamigen Roman-Verfilmung von Daniel Kehlmann in die Kinos. Mit Martina Schürmann sprach der 52-Jährige über Ruhm, Smartphones und Geräusche.

Herr Kurt, „Ruhm“ erzählt auch von einem Fremdeln mit dieser durchtechnisierten, auf Dauerempfang gestellten Welt. Teilen Sie dieses Unbehagen ?

Stefan Kurt: Vollkommen. Ich merke ja an mir selber, wie ich immer mehr Sklave der Technik werde. Vor ein paar Jahren habe ich mir noch geschworen, ein Mal pro Woche ins E-Mail-Fach zu gucken. Inzwischen macht man’s doch täglich. Das ist schon eine ziemliche Abhängigkeit.

Ein Leben ohne iphone wäre also nicht mehr vorstellbar?

Bei der Arbeit nicht mehr. Aber wenn ich auf Reisen gehe, dann mach ich’s auch mal eine ganze Woche aus.

In ,Ruhm’ sind Sie ein Handlungsreisender wider Willen. Geht es Ihnen ähnlich?

Das Reisen hat nicht mehr die Faszination wie früher. Mich zieht’s inzwischen oft zu alten Freunden in die Schweiz. Ein Feuerchen machen, am Bach mit Steinen spielen, das behagt mir immer mehr. Ich muss nicht auf die Malediven zum Glücklichsein.

Und statt Andenken sammeln Sie dann Klänge.

Genau. Meine Geräuschesammlung ist inzwischen ganz beachtlich. Damit habe ich schon auf meinem alten Cassettenrekorder angefangen. Töne aufzunehmen und neu zu mischen, das hat mich immer schon fasziniert. Da entsteht eine ganz neue Welt. Wahrscheinlich ist es auch der Wunsch, etwas Greifbares herzustellen. Nicht so etwas Flüchtiges wie Schauspielerei.

Die flüchtige Kunst hat Ihnen zwei Grimme-Preise beschert. Mögen Sie Ruhm?

Ich würde Ruhm ersetzen mit ,gesehen werden’. Ich glaube, das Bedürfnis wahrgenommen zu werden, hat jeder. Als Kind wollte ich jedenfalls immer berühmt werden und raus aus diesem kleinen Bern. Aber nach dem „Schattenmann“ habe ich gemerkt: Es macht nicht so viel Spaß wie ich dachte.

Der „Schattenmann“ hatte also auch Schattenseiten?

Ich war überfordert von der Aufmerksamkeit. Ich war 36 und hatte schon zehn Jahre lang Theater gemacht. Aber nach dem Film taten plötzlich alle so, als müsste ich auf Wolken schweben. Ich habe damals viele Angebote bekommen, aber auch viel abgelehnt.

Trauern Sie verpassten Chancen nach?

Überhaupt nicht. Das liegt vielleicht auch daran, dass ich nicht so ehrgeizig bin. Mein großes Privileg ist ja auch, dass ich Kino und Theater machen kann. Ich muss nicht drehen, um die Miete zu zahlen.

Und selbst Regie machen?

Momentan nicht (lacht). Ich fürchte, ich würde alle dazu zwingen, so zu spielen wie ich.