Köln. Coldplay präsentieren im Köler E-Werk „Mylo Xyloto“. Ihr neues Album ist auf dem besten Weg, ein paar Rekorde zu brechen. Erfolg mit Ansage: Die neuen Songs sind bewusst mit dem Gedanken geschrieben worden, dass sie im ganz großen Rahmen funktionieren.
Ein Kölner Luxushotel am Mittwochabend, Lounge mit Domblick. Plötzlich große Aufregung, als drei mitteljunge Männer erscheinen, die dort nicht hinzugehören scheinen: Sie tragen keine edlen Anzüge, sondern Jacken mit merkwürdigen Abzeichen - niemand sonst läuft so herum. Es sind Jonny Buckland, Guy Berryman und Will Champion von Coldplay, die vor dem Radiokonzert im E-Werk noch ein paar Interviews geben. Sänger und Frontmann Chris Martin ist nicht mitgekommen - er müsse seine Stimme schonen, heißt es.
Denn Coldplay sind derzeit global in Sachen „Mylo Xyloto“ unterwegs, ihrem neuen Album, das sich gerade anschickt, ein paar Rekorde zu brechen. New York, Johannesburg, Madrid, Norwich, Paris und jetzt Köln sind die Orte, in denen sie einen Vorgeschmack auf ihre Mitte des Monats in Manchester startende Welttournee präsentieren. Coldplay sind überall hoch in den Charts, bei den digitalen Download-Charts aller iTunes-Dependancen weltweit ist „Mylo Xyloto“ auf Platz eins - das hat vor ihnen noch niemand geschafft.
„Es ist unglaublich, wenn man solche Zahlen gesagt bekommt“, sagt Berryman. Aber noch wichtiger sei der Band das wunderbare Gefühl, ein Album fertiggestellt zu haben, mit dem alle vier zunächst einmal selbst zufrieden seien. „Wir haben sehr viel Glück gehabt, eine der letzten Bands zu sein, die sich entwickeln durfte“, erklärt er. Die Plattenfirma habe Geduld mit ihnen gehabt, ihnen die Chance gegeben, Fehler zu korrigieren. „Wenn du heute in einer neuen Band bist und nicht sofort Erfolg hast - das war’s dann! Heute ist es für neue Bands sehr schwer.“
Fan-Transparent: „Coldplay is my Paradise“
Coldplay sind oben angekommen, und sie wollen die Arenen und Stadien dieser Welt dauerhaft zu ihrem Wohnzimmer machen. Die neuen Songs seien ganz klar mit dem Gedanken geschrieben worden, dass sie im ganz großen Rahmen funktionieren, sagt Berryman. „Wir wollen, dass alle, die zu unseren Shows kommen, mitmachen und nicht einfach zusehen. Es geht darum, zusammen zu sein und ich denke deshalb, die Gelegenheit für die Leute, mitzusingen, ist etwas, was wir alle uns wünschen, zu genießen. Das kann man auf sehr zynische Art sehen oder akzeptieren und sich daran erfreuen, wie es ist: Es ist ein großartiges Gefühl, wenn die Leute mitsingen. Uns ist deshalb schon im Studio sehr bewusst, dass die Lieder live gespielt werden sollen.“
21 Uhr im E-Werk, 1.500 meist von ihren Radiosendern per Gewinnspielen auserwählte Fans gehen vom ersten Takt der kleinen instrumentalen Ouvertüre „Mylo Xyloto“ an begeistert mit. Jubel für ein paar deutsche Worte Martins zwischen den Liedern, und immer wieder erkundigt sich der Sänger, ob alles gut sei und alle Spaß haben. Spaß, haben er und seine Kollegen vor einer Woche schon in Madrid vor Journalisten erklärt, sei Coldplay das Wichtigste. Und die Band wolle auch dieses britische Gefühl loswerden, dass man sich eigentlich schlecht fühlen müsse, wenn man Musik spielt, die einem Spaß macht.
„Hurts Like Heaven“ aus dem neuen Album ist der erste richtige Song des Konzerts, gefolgt von den Publikumslieblingen „Yellow“ und „In My Place“. 16 Lieder werden es insgesamt sein, der aktuelle Hit „Paradise“ kommt an zentraler Stelle, bei „Viva La Vida“ brodelt der Saal. Die Musik von Coldplay, so wie sie nun präsentiert wird, trifft den Zeitgeist ins Herz: Immer noch mit „The Scientist“ und „God Put A Smile Upon Your Face“, neu mit der schlichten Botschaft „Life Is For Living“. Und wenn mal was schief geht, kommt der Mega-Trost von „Fix You“. Am Ende haben Coldplay ein Lächeln in die Gesichter ihrer Zuschauer gezaubert, und jemand hält ein selbstgefertigtes Transparent hoch: „Coldplay is my Paradise“. Es gibt nur sehr wenige Bands, denen auch nur annähernd eine derartige Zuneigung entgegen fliegt. Die vier mitteljungen Männer wirken sehr glücklich, als sie sich zum Abschied verbeugen.
In Deutschland treten Coldplay am 15.12. in Köln, am 20.12. in Frankfurt und am 21.12. in Berlin auf. Alle drei Arena-Konzerte sind nach Angaben der Konzertagentur Lieberberg ausverkauft. (dapd)