Essen. . Erstmals nach fast zwei Jahrzehnten völliger Funkstille meldet sich Doris Day mit einem neuen Album zurück. Es heißt “My Heart“ und beinhaltet bislang unveröffentlichte Songs. Die 87-Jährige widmet die Platte ihrem verstorbenen Sohn.
Que sera, sera? Nun – dies hatte zumindest niemand erwartet: Doris Day bringt ein neues Album auf den Markt. Nach zwei Jahrzehnten absoluter Funkstille meldet sie sich heute mit „My Heart“ in der Öffentlichkeit zurück – im Alter von 87 Jahren.
Peinliches Comeback einer singenden Greisin? Zweimal nein. Ihre Stimme klingt so jung und frisch wie damals, als die Platten noch mit 78 Umdrehungen liefen. Und immer noch unverkennbar wie Doris Day, samtig, fröhlich. Und das ist auch kein Wunder. Denn aufgenommen hat sie die meisten der Lieder schon 1985, ihr Sohn Terry Melcher hatte sie noch produziert, bevor er 2004 starb. Veröffentlicht wurden sie bislang nie.
Eigentlich wollte sie Tänzerin werden
Mit dieser späten Widmung an ihren Sohn beendet die 87-Jährige ihre Karriere so, wie sie sie begann – als Sängerin. Singen hat sie gelernt, von Kindesbeinen an. Dabei wollte sie eigentlich Tänzerin werden, doch ein schwerer Autounfall machte alle Ambitionen zunichte. Monatelang musste Doris, die damals noch Doris Mary Ann von Kappelhoff hieß, liegen. Um sie aufzumuntern und abzulenken, brachte ihre Mutter sie zum Gesangsunterricht. Die Lehrerin erkannte ihr Talent, förderte sie gegen den anfänglichen Widerstand der Eltern.
Als Sängerin feierte Doris Day auch ihre ersten Bühnenerfolge mit großen Jazzbands und schließlich ihren Durchbruch: „Sentimental Journey“ war 1944 ihr erster Nr.-1-Titel in einer beeindruckend langen Liste von Hits. Als sie 1947 ihren ersten Film-Vertrag bei Warner-Brothers unterschrieb, hatte sie sich als Entertainerin längst einen Namen gemacht. Doch die steile Hollywoodkarriere als Schauspielerin degradierte den Gesang zum schmückenden Beiwerk.
39 Kinofilme hat Doris Day gedreht, sie spielte an der Seite von Clark Gable, James Stewart, Frank Sinatra, Jack Lemmon, Cary Grant und natürlich Rock Hudson, mit dem sie lange das Hollywood-Traumpaar für Millionen verkörperte. Nett und adrett, ein bisschen naiv und sehr blond: Doris Day spielte immer die biedere Sauberfrau Hollywoods – und es gefiel ihr. Nie freizügig, immer sehr moralisch, so mochte sie es selbst, daraus hat sie nie einen Hehl gemacht.
Engagierte Tierschützerin
Sie hörte auf, als diese Rolle nicht mehr gefragt war. 1967 sollte sie die Mrs. Robinson in der „Reifeprüfung“ spielen. Sie lehnte ab, machte noch ein paar Jahre ihre „Doris-Day-Show“ und zog sich dann ganz aus dem Geschäft zurück.
Seitdem ist es still geworden um die Hollywood-Legende. Keine Bilder, keine Interviews. Das heißt aber nicht, dass sie sich zur Ruhe gesetzt hätte: Doris Day zog nach Carmel, den kleinen kalifornischen Badeort, und übernahm die Leitung eines kleinen Hotels. Sie habe sich extra eine Stadt ausgesucht, erzählte sie jetzt im BBC-Interview, die winzig genug sei, dass man die Leute dort kenne, eine Stadt, die echt sei und nett.
Doch, vermisst habe sie die Bühne zunächst schon, sagt sie. Aber sie habe sich gleich in die Arbeit gestürzt: Als leidenschaftliche Tierschützerin etablierte sie die „Doris Day Animal Foundation“, setzt sich für das Wohl von Hunden, neuerdings auch Pferden ein. Auch im „Cypress Inn“ sind Hunde „als wichtiger Bestandteil der Familie“ übrigens gern gesehene Gäste.
Ihr müssen die Hunde die Familie ganz ersetzen. Denn anders als auf der Leinwand fand Doris Day in der Liebe nicht das große Happyend. Vier Mal war sie verheiratet, die letzte Ehe wurde 1981 geschieden. 2004 starb dann ihr einziger Sohn Terry Melcher an Krebs. Ihm und ihren Tieren will Doris Day nun das neue Album widmen. „Die Liebe zu ihnen ist mit das Teuerste in meinem Herzen.“ Für sie geht sie nun noch einmal ins Rampenlicht, macht Interviews und erstmals wieder Fotos: Erstaunlich jung geblieben und mit Hund auf dem Arm posiert sie fürs Coverfoto. Ob sie auch wieder auf die Bühne gehen will? Noch ist davon nicht die Rede. Aber wer weiß: Que sera?