Hagen. Das erste Bild hängt schon. "Pinatubo" heißt es, ein kräftig rotes Ölgemälde. In Hagen wird am 28. August das "Hagener Museumsquartier" eröffnet. 27 Millionen Euro soll das Projekt kosten - und Auftakt für "Ruhr 2010" sein.

Das erste Bild hängt. „Pinatubo”, ein kräftiges rotes Ölgemälde, beherrscht die riesige Wandfläche im neuen Emil Schumacher Museum. Am 28. August wird das „Hagener Museumsquartier”, zu dem auch das erweiterte Osthaus-Museum gehört, eröffnet. Das 27-Millionen-Projekt bildet damit den Auftakt für „Ruhr 2010”, die Kulturhauptstadt Europas.

Das 1992 gemalte Bild, das jetzt als erstes aufgehängt wurde, steht symbolisch für die Kunst Emil Schumachers (1912-1999). Der Titel „Pinatuba” erinnert an den Vulkan auf den Philippinen, dessen gewaltiger Ausbruch 1991 die Welt erschütterte. Es ist gekennzeichnet durch die Vitalität und Dynamik, die die Arbeiten des Hagener Künstlers auszeichnen, der die Entwicklung der Malerei in Deutschland nach dem Krieg wesentlich beeinflusste und hier zum bedeutendsten Vertreter des abstrakten Expressionismus wurde.

Gegenpol zur harten schwarzen Arbeit

Den Beschluss zur Einrichtung des Museums fasste der Rat der Stadt Hagen anlässlich des 85. Geburtstages des Künstlers. Der Grundstein für den Neubau mit 1200 qm Ausstellungsfläche wurde vor drei Jahren gelegt. Trotz der Finanzprobleme hat die Stadt mit großzügiger Unterstützung des Landes gleichzeitig auch ein Erbe saniert und erweitert, das maßgebend für die Darstellung moderner Kunst in Deutschland ist: Das Osthaus-Museum, in dem der Kunstmäzen Karl Ernst Osthaus 1902 das Folkwangmuseum eröffnete.

Emil Nolde nannte es „ein Himmelszeichen im westlichen Deutschland”. Die Berliner Illustrierte Zeitung anerkannte: „Das Haus und dessen Inhalt stehen einzig dar in der Welt.” Hier entstand der Impuls, die Menschen in der Industrieregion durch schöpferische Tätigkeit und ästhetische Darbietungen aus dem grauen Alltag zu befreien: Kunst als soziale Aufgabe. Oder wie Nolde es formulierte: „Ein Gegenpol zur harten schwarzen Arbeit.” Eine Forderung, die heute weiter gilt, und Bestandteil von „Ruhr 2010” ist. Nach dem Tod von Osthaus wurde das Folkwangmuseum 1921 an die Stadt Essen verkauft, wo es seitdem eine strahlende Attraktion ist.

Arbeiten auf Papier, Keramiken, Porzellane und Blätter

In den beiden Museen, die unter dem Namen „Hagener Museumsquartier” zusammengefasst sind, werden vorrangig „Arbeiten des Expressionismus” gezeigt. Das Osthaus-Museum, das neben zahlreichen Arbeiten von führenden Vertretern dieser Kunstgattung über 500 Arbeiten von Christian Rohlfs (1849-1938) verfügt, wird dessen Werken auch die Eröffnungsausstellung widmen. Rohlfs, den Osthaus als Lehrer für die Folkwangschule nach Hagen geholt hatte, wurde 1924 Ehrenbürger der Stadt.

Eine Auszeichnung, die auch Emil Schumacher anlässlich seines 75. Geburtstages zuteil wurde. Das Werk des Künstlers steht natürlich im Mittelpunkt des nach ihm benannten Museums. Die vom Künstlersohn Dr. Ulrich Schumacher gegründete Stiftung ermöglicht eine in jeder Hinsicht repräsentative Darstellung der Arbeit von Emil Schumacher. Der Fundus umfasst nahezu 100 Ölbilder, mehr als 200 Arbeiten auf Papier, Keramiken, Porzellane und Blätter des gesamten grafischen Werks. „Der Fundus ist so umfangreich,” meint Ulrich Schumacher, „dass in jedem Fall von Zeit zu Zeit die Präsentation gewechselt und immer wieder neue Themenkreise angesprochen werden können.” Es solle ein lebendiges Museum werden, das die breite Vielfalt des künstlerischen Werks immer wieder sichtbar mache. „Es wird auch unser Bestreben sein, das Werk Schumachers in einen künstlerischen Dialog mit seinen Zeitgenossen zu stellen."

Mit der Fertigstellung der beiden Museen erfüllt sich auch ein Wunsch des verstorbenen Bundespräsidenten Johannes Rau, der festgestellt hatte: „Ich bin glücklich, dass Hagen trotz der schwierigen Zeiten viel wagen will.”