Sechzig Jahr', schütteres Haar: Vor rund vier Wochen (22. Juli) feierte Otto Waalkes runden Geburtstag. An ein Karriereende aber denkt der Ottifanten-Dompteur noch lange nicht – im Oktober jodelahitiet der fleischgewordene Friesenwitz wieder durch die Lande. freizeit sprach mit dem Geburtstagskind.
Herr Waalkes, herzlichen Glückwunsch nachträglich! Wie war die Geburtstagsfeier?
Otto: Weit weg (lacht). Ich war mit meiner Frau in Rom, wo uns keiner kennt. Dachte ich. Aber da waren so viele Deutsche – fast mehr als hier!
Dann konnten Harry Hirsch, Peter, Paul & Mary und Susi Sorglos gar nicht mitfeiern?
Otto: Nee, aber das holen wir jetzt nach. Im Oktober sind sie alle mit dabei, wenn wir auf Tournee sind.
Wie fühlen Sie sich jetzt mit 60 Jahren? Anders als mit 59?
Otto: Ich bin ein vollkommen neuer Mensch: um Tage gealtert und so weise, dass ich selbst nicht mehr weiß, ob ich nichts weiß… Mein chinesischer Lehrer Laotse hat einmal gesagt: „Es ist weiser, Licht zu machen, als sich die ganze Nacht über die Dunkelheit zu beschweren.”
Wie gut spielen Sie eigentlich Gitarre?
Otto: Besser als Sie! (lacht) Hoffe ich zumindest. Ich habe mit neun Jahren angefangen, habe klassische Gitarre studiert. Auch Rockgitarre. Und jetzt mache ich Haus-Rock. Also für die großen Häuser ab 4000 Zuschauern bin ich zuständig.
Bei Ihren Liveshows hetzen Sie stundenlang über die Bühne. Wie stehen Sie das durch?
Otto - Das Original live:
18.10. Lanxess-Arena Köln,
19.10. KöPi-Arena Oberhausen.
Karten (ca. 28-33 €, Ermäßigung für Kinder bis 12 Jahre) gibt's im TICKET-SHOP: 01805/280123, www.DerWesten.de/tickets
Otto: Das ist wie ein Marathon, allerdings muss ich beim Laufen auch noch reden und singen – dafür muss man fit sein. Ich spiele jeden Morgen Tennis, dabei rede ich übrigens auch ununterbrochen. Aber ich bin fit wie Mick Jagger.
Otto im Vorprogramm der Rolling Stones – wäre das nicht eine gute Idee?
Otto: Wenn die sich trauen. Ich bin mal vor einem Bon-Jovi-Konzert aufgetreten, da hat das Publikum danach noch stundenlang „Otto, Otto!” gerufen. Und Jon Bon Jovi war genervt: „Who the fuck is Otto?” (lacht)
Werden Sie bei der nächsten Tour weiterhin auf Ihre altgedienten Nummern setzen?
Otto: Das Publikum wünscht's – Otto bringt's. Das ist wie bei einem Maler, der ein tolles Bild gemalt hat, und nach Jahren sagen die Leute immer noch: „Och, diese Nachtwache! Aber der Helm ist ihm damals gelungen, der war goldig…”
Ja, aber Rembrandt hat seinen „Mann mit dem Goldhelm” nur einmal gemalt...
Otto: Rembrandt hat ihn gar nicht gemalt – haben die Forscher rausgefunden.
Gut, ein anderes Thema: Ihr Haarschopf ist inzwischen arg ausgedünnt – haben Sie sich mal Gedanken über eine Kurzhaarfrisur gemacht?
Otto: Das kommt auf die Rolle an, die ich gerade spiele. Aber ich brauche die kahlen Stellen ja auch zur Finanzierung meines Programms – als zusätzliche Werbefläche.
Ist Ihnen denn auch mal etwas peinlich?
Otto: Ständig! Wenn ein Gag nicht ankommt, zum Beispiel. Oder ich den gleichen Witz zweimal am Abend bringe. Ist mir mal in Stuttgart passiert. Das ist nicht schön.
Ihr Sohn ist jetzt 21 Jahre alt. Gab es Zeiten, in denen Sie Ihrem Sohn peinlich waren?
Otto: Natürlich. Wenn seine Freunde zu Besuch waren und ich „Jodelahiti, ha-ha, jaja!” gemacht habe. Dann hat er nur gesagt: „Papa, lass es! Es ist peinlich!” Obwohl seine Freunde das gar nicht schlecht fanden. Aber das gehört dazu. Es wäre mir ja peinlich, wenn es ihm nicht peinlich wäre.
Planen Sie eigentlich schon Ihren Ruhestand?
Otto: Über den mache ich mir schon seit meinem 20. Lebensjahr Gedanken. Als ich die Schule abgeschlossen hatte, habe ich mir gedacht: So, jetzt ruhst du dich erst einmal von der Schule aus. Das denke ich immer noch, nach jeder Tour. Aber so lange immer wieder jüngere Generationen zu meinen Auftritten kommen, mache ich weiter.
Und wie gefällt Ihnen die Vorstellung, nach dem Karriere-ende in eine Altstar-WG mit Udo Lindenberg und Marius Müller-Westernhagen zu ziehen? Mit beiden haben Sie in jüngeren Jahren ja schon mal zusammengewohnt...
Otto: Eigentlich sehr gut. Leisten könnten wir es uns ja heute (lacht). Damals konnten wir kaum eine Spülmaschine bezahlen – heute könnten wir drei kaufen. Trotzdem werden die beiden sie immer noch nicht bedienen können, denn im Grunde haben sie sich nicht verändert.
Sie denn?
Otto: Nee, wenn man dauernd auf Tour ist, kommt man nicht dazu, die Zeit vergeht zu schnell. Alles um dich herum verändert sich ständig – da musst du dir zumindest ähnlich bleiben, sonst hältst du das nicht durch. Udo Jürgens singt mit 73 Jahren immer noch: „Aber bitte mit Sahne”. Und er hat vollkommen recht: Die Bestätigung vom Publikum brauchst du immer wieder. Egal, wie alt du bist.