Essen. . Beeindruckende Überflieger und derbe Enttäuschungen erwarteten die Zuschauer bei der ersten DSDS-Liveshow. Außerdem zeigte sich: So harmonisch, wie es bislang schien, geht es hinter den Kulissen keineswegs zu. Ein Streit und böse Worte sorgen dort für dicke Luft. Am Ende der Show mussten fünf Kandidaten gehen, zehn kommen in die nächste Mottoshow.
Offenbar hat in dieser bisher eher langweiligen achten DSDS-Staffel einfach das Adrenalin gefehlt. Denn bei der ersten Liveshow, die das aussagekräftige Motto „Wer schafft es in die Top 10?“ trug, war durchaus Starpotenzial erkennbar. Allerdings entpuppten sich dann doch einige Kandidaten als Windeier. Am Ende entschied das Publikum, wer seinen Soll erfüllt hatte und wer nicht.
Große Hoffnungen hatte die Jury in die exotische Awa Corrah gesetzt. Live sänge sie besser als Rihanna, lobte Dieter Bohlen die 18-Jährige noch während des Recalls auf den Malediven. Das hatte sich Awa wohl zu Herzen genommen. Bei ihrem Auftritt sah sie ihrem Idol aus Babados nicht nur verblüffend ähnlich, sie hatte sich auch für deren aktuellen Chart-Hit „Only Girl“ entschieden. Ein Fehler, wie sich schnell zeigte. Sogar der unmusikalischste Zuschauer wird bei derart schiefen Tönen das eine oder andere Mal schmerzhaft das Gesicht verzogen haben. „Der Song passt nicht zu dir“, war Bohlens milder Kommentar. Das Publikum jedoch verzieh Awa ihre schwache Leistung nicht. Sie musste nach der Entscheidungs-Show gehen.
Nesthäkchen und Komiker
Richtig Spaß hingegen machten die Auftritte von zwei Kandidaten, die vorher nicht gerade einen Ruf als Bühnensäue innehatten. Nesthäkchen Sebastian Wurth (16), der von Moderator Marco Schreyl auch liebevoll „der deutsche Justin Bieber“ genannt wurde, nahm die Bühne in Beschlag, als gehörte sie schon immer ihm. Mit „Home“ von Michael Bublé bewies er, dass mehr in ihm steckt, als eine Kopie des Teenie-Idols. Ganz zu Recht hat seine Mutter Angst, dass bald die Mädchen vor der Tür Schlange stehen, wie sie im Einspieler verriet.
Wie Komiker Pietro Lombardi den Weg zur Bühne gefunden hat, kann sich wohl niemand erklären. Aber da stand er nun, verpeilt wie eh und je, und liefert eine Version von „Billionaire“ von Bruno Mars ab, die geschmeidiger war als das Original. Das Tüpfelchen auf dem i war Pietros einmalige Mimik beim Versuch, einer der beiden sexy Tänzerinnen näher zu kommen. Sogar Oberjuror Bohlen bescheinigte dem Sänger mit der „integrierten Schmunzelgarantie“, wie Schreyl es formulierte, einen gelungenen Auftritt – und schenkte ihm als kleinen Vorschuss auf den Traum von der Million einen Fünfzig-Euro-Schein.
Inszenierter Streit
Getrübt wurde die gelungene Show durch einen Streit, der wohl schlimmer inszeniert wurde, als er eigentlich war. Ardian Bujupi, der von den Machern der Sendung schon zum Macho stilisiert wurde, hat sich offenbar mit Konkurrentin Nicole gezankt – um eine Fernbedienung. Nach seinem tollen Auftritt trübte ein Einspieler die Stimmung. „Kleine Schlampe, kleine Hure“, habe er sie genannt, klagte Nicole dort. Und auch Kandidatin Nina Richel sprang auf den Zug mit auf und meinte, Ardian sei doch ganz schön respektlos. Sprachlos jedenfalls war der 19-Jährige, als er erkannte, dass dieser Blick hinter die Kulissen nun durch Millionen deutscher Wohnzimmer flimmerte. Das Saalpublikum sah die erste Chance für eine ordentliche Portion Buh-Rufe gekommen, und kostete diese auch voll und ganz aus.
Als dann als Letzte die selbstbewusste Sarah Engels auf die Bühne stöckelte und den Houston-Klassiker „One Moment in Time“ präsentierte, war das Publikum schon richtig aufgewärmt. Sarah nämlich findet sich selbst ganz toll – und hat auch keine Scheu, das zu sagen. Dabei hat sie, wie ihr sogar die Jurymitglieder bestätigen, damit durchaus recht. „Pass auf, dass dein Selbstbewusstsein nicht wie Selbstverliebtheit wirkt“, riet ihr die sonst so unkritische Fernanda Brandao. Und auch Dieter Bohlen meinte: „Du hast brillant gesungen, aber hau’ nicht so auf die Kacke.“ So viel Ablehnung von Seiten des Publikums hielt dann aber sogar die toughe Sarah nicht aus: Bei ihrem Weg zurück zur Kandidatencouch rollten ihr dicke Tränen über die Wangen.
„Der grausamste Juror ist das Publikum“, weissagte Dieter Bohlen schon zu Beginn der Show. Er behielt recht. Am Ende blieben nur 10 Kandidaten übrig, die ihr Können in der nächsten Mottoshow zeigen dürfen: Pietro Lombardi, Anna-Carina Woitschack, Ardian Bujupi, Marvin Cybulski, Marco Angelini, Nina Richel, Norman Langen, Sebastian Wurth, Sarah Engels und Zazou Mall.