Essen/Mainz. Der preisgekrönte Tierfilmer und Zoologe Reinhard Radke führte Regie in dem beeindruckenden Kinofilm Serengeti. Eine atemberaubende Naturdokumentation über diese einzigartige afrikanische Landschaft.

Als Biologiestudent war er 1978 zum ersten Mal in der Serengeti. Die Weite des Landes, seine faszinierende Tierwelt sollten Reinhard Radke nie wieder loslassen. 52 Jahre nach dem mit einem Oscar ausgezeichneten Dokumentarfilm „Serengeti darf nicht sterben“ von Bernhard Grzimek kommt am Donnerstag wieder eine Naturdokumentation über diese einzigartige afrikanische Landschaft in die deutschen Kinos. Der preisgekrönte Tierfilmer und Zoologe Reinhard Radke führte Regie und drehte auch 80 Prozent der oft atemberaubenden und berührenden Bilder.

Serengeti

Ein halbes Jahrhundert nach Bernhard und Michael Grzimeks ebenso legendärem wie folgenreichem Naturfilm
Ein halbes Jahrhundert nach Bernhard und Michael Grzimeks ebenso legendärem wie folgenreichem Naturfilm "Serengeti darf nicht sterben" kommt am 3. Februar ein weitere Dokumentation über den riesigen Nationalpark im Nordwesten des ostafrikanischen Staates Tansania in die Kinos.
Ganz einfach
Ganz einfach "Serengeti" hat der Zoologe und erfahrene deutsche Naturfilmer Reinhard Radke seine Dokumentation vom Leben und Sterben der Tiere in dem UNESCO-Naturerbe betitelt.
In einer Zeit, in der die immer noch weitgehende Unberührtheit dieses Naturparadieses der ungefähren Größe Schleswig-Holsteins vom geplanten Bau einer den Park durchquerenden Autostraße zum Victoria-See akut bedroht ist, kommt Radkes Film gerade zur rechten Zeit.
In einer Zeit, in der die immer noch weitgehende Unberührtheit dieses Naturparadieses der ungefähren Größe Schleswig-Holsteins vom geplanten Bau einer den Park durchquerenden Autostraße zum Victoria-See akut bedroht ist, kommt Radkes Film gerade zur rechten Zeit.
Denn die Straße könnte verheerende Folgen ...
Denn die Straße könnte verheerende Folgen ...
... für die alljährliche millionenfache Rundwanderung der Gnus, Zebras und Antilopen durch die Serengeti ...
... für die alljährliche millionenfache Rundwanderung der Gnus, Zebras und Antilopen durch die Serengeti ...
... hoch nach Kenia und wieder zurück haben.
... hoch nach Kenia und wieder zurück haben.
Radke hat dieses größte Tierdrama der Welt in den Mittelpunkt seines Films gestellt und mit faszinierenden Aufnahmen dokumentiert.
Radke hat dieses größte Tierdrama der Welt in den Mittelpunkt seines Films gestellt und mit faszinierenden Aufnahmen dokumentiert.
Und natürlich spielen auch die Raubtiere der Serengeti eine Hauptrolle, also Löwen, Leoparden, Geparden und Hyänen.
Und natürlich spielen auch die Raubtiere der Serengeti eine Hauptrolle, also Löwen, Leoparden, Geparden und Hyänen.
Touristen von denen jedes Jahr mehr in den Nationalpark kommen, sind magisch angezogen von dem Naturparadies. Doch für die Tiere, die dort auf freien Wildbahn leben, ist die Serengeti ein Ort, wo es täglich und stündlich ums Fressen und Gefressenwerden geht.
Touristen von denen jedes Jahr mehr in den Nationalpark kommen, sind magisch angezogen von dem Naturparadies. Doch für die Tiere, die dort auf freien Wildbahn leben, ist die Serengeti ein Ort, wo es täglich und stündlich ums Fressen und Gefressenwerden geht.
Die dramatischen Szenen, die Radke mit seinem kleinen Team und HD-Kameras samt leistungsstarken Teleobjektiven festgehalten hat, zeigen ein ernüchterndes Bild davon.
Die dramatischen Szenen, die Radke mit seinem kleinen Team und HD-Kameras samt leistungsstarken Teleobjektiven festgehalten hat, zeigen ein ernüchterndes Bild davon.
Tod, Kampf, Durst und Hunger sind allgegenwärtig in dieser Welt, in der Geier in den Schirmakazien stets in Lauerstellung auf das nächste Festmahl sind.
Tod, Kampf, Durst und Hunger sind allgegenwärtig in dieser Welt, in der Geier in den Schirmakazien stets in Lauerstellung auf das nächste Festmahl sind.
Der Film macht es möglich, auch all denen einen Eindruck dieses Naturschauspiels zu geben, denen die weite und teure Reise in das Herz Afrikas nicht möglich ist.
Der Film macht es möglich, auch all denen einen Eindruck dieses Naturschauspiels zu geben, denen die weite und teure Reise in das Herz Afrikas nicht möglich ist.
Radke hat es gut verstanden, dramatische und besinnliche Szenen im Gleichgewicht zu halten.
Radke hat es gut verstanden, dramatische und besinnliche Szenen im Gleichgewicht zu halten.
Denn die Serengeti ist für unzählige Tiere eben auch und gerade ein Schutzraum vor ihren ärgsten Feinden, den Menschen:
Denn die Serengeti ist für unzählige Tiere eben auch und gerade ein Schutzraum vor ihren ärgsten Feinden, den Menschen: "Das Leben einer Antilope in der afrikanischen Savanne ist nicht etwa von täglichem Mord und Totschlag geprägt, sondern eher beschaulich und ruhig."
Gleichwohl sind es die packenden Aufnahmen von der keineswegs immer erfolgreichen Jagd der Raubkatzen und vom atemberaubenden Überlebenskampf der Gnus, die
Gleichwohl sind es die packenden Aufnahmen von der keineswegs immer erfolgreichen Jagd der Raubkatzen und vom atemberaubenden Überlebenskampf der Gnus, die "Serengeti" zu einem Film machen, der sehr viel aufregender an manchen Stellen ist als die meisten Thriller.
Denn dieser Kampf auf Leben und Tod ist nicht inszeniert, sondern Realität. Radke hat sensibel darauf verzichtet, den Zuschauern
Denn dieser Kampf auf Leben und Tod ist nicht inszeniert, sondern Realität. Radke hat sensibel darauf verzichtet, den Zuschauern "die Not eines gerissenen Beutetieres wirklich im Detail erleben" zu lassen.
Der seit 1983 in Afrika arbeitende Dokumentarist will vielmehr eine Ahnung davon geben,
Der seit 1983 in Afrika arbeitende Dokumentarist will vielmehr eine Ahnung davon geben, "wie komplex das Verhältnis zwischen Räuber und Beute sein kann."
Der Regisseur hat ebenso darauf verzichtet, Wilderei, Landhunger der sich stark vermehrenden Bevölkerung rund um die Serengeti oder die bedrohliche Straßenplanung in seinem Film zu problematisieren ...
Der Regisseur hat ebenso darauf verzichtet, Wilderei, Landhunger der sich stark vermehrenden Bevölkerung rund um die Serengeti oder die bedrohliche Straßenplanung in seinem Film zu problematisieren ...
... und begründet das so:
... und begründet das so: "Der Film erzeugt eine andächtige Ergriffenheit von der Monumentalität und Schönheit dieses Naturraums, die mit gutgemeinten Belehrungen ...
... leicht zerstört werden könnte. Es gibt eine Zeit zum Genießen und Bewundern und eine Zeit, sich politisch zu engagieren. Beides ...
... leicht zerstört werden könnte. Es gibt eine Zeit zum Genießen und Bewundern und eine Zeit, sich politisch zu engagieren. Beides ...
... ergänzt sich und bedarf einander, aber es sollte nicht immer vermischt werden.
... ergänzt sich und bedarf einander, aber es sollte nicht immer vermischt werden."
Wer den Film gesehen hat, wird in Zukunft ohnehin ein leidenschaftlicher Anwalt ...
Wer den Film gesehen hat, wird in Zukunft ohnehin ein leidenschaftlicher Anwalt ...
... des Schutzes und der Erhaltung dieses einmaligen Naturerbes sein. Bernhard Grzimek und sein Sohn Michael, die beide im Serengeti-Gebiet ihr Grab haben, könnten ...
... des Schutzes und der Erhaltung dieses einmaligen Naturerbes sein. Bernhard Grzimek und sein Sohn Michael, die beide im Serengeti-Gebiet ihr Grab haben, könnten ...
... glücklich darüber sein, dass ihre Beschwörung von einst jetzt noch einmal viele Menschen aufrütteln wird: Serengeti darf nicht sterben!
... glücklich darüber sein, dass ihre Beschwörung von einst jetzt noch einmal viele Menschen aufrütteln wird: Serengeti darf nicht sterben!
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„Wenn ein Löwe im rötlichen Morgenlicht aus dem Gebüsch tritt und dröhnend brüllt, dann wird auch Menschen in 50 Jahren das Herz weit werden“, hatte der 1987 verstorbene Grzimek seine Liebe zu diesem Stück Erde in Worte gefasst. Der Direktor des Frankfurter Zoos hat seinen Sohn an diese Liebe verloren. Michael Grzimek stürzte 1959 bei Dreharbeiten zum Film ab. Sein Flugzeug kollidierte mit einem Geier.

Die Serengeti – das ist ein 30 000 Quadratkilometer großes, baumarmes Savannengebiet im Osten Afrikas, das sich vom Norden Tansanias bis zum Süden Kenias erstreckt. Ein Teil ist der 15 000 Quadratkilometer große Serengeti-Nationalpark – ein Weltnaturerbe der Unesco. Wenn Reinhard Radke von der Serengeti erzählt, leuchten seine Augen: „Ein traumhaftes Land, in dem man Tiere in großen Gemeinschaften beobachten kann, wie das sonst auf der Welt nicht mehr möglich ist.“ Radke drehte 2008 und 2009.

„Ich war nie mit mehr als fünf Leuten unterwegs. Denn je größer die Teams, desto schwieriger wird es, Tiere ungestört aufzunehmen“, erklärt der 62-Jährige, der bei Mainz zu Hause ist. Das Handwerkszeug des Tierfilmers: eine hochauflösende Videokamera und zwei extrem scharf zeichnende Objektive – ein großes Tele-Zoom, für Bilder aus großer Entfernung und ein Weitwinkel-Zoom, mit dem auf kurze Distanz gefilmt werden kann.

Damit fing Radke für die Kinoleinwand ein einmaliges Schauspiel ein: den großen Zug der Tiere. Fast zwei Millionen Gnus, Gazellen, Zebras und Antilopen durchqueren jährlich in der Serengeti rund 25 000 Quadratkilometer Wildnis – von den Ebenen unter den Vulkanen des Kraterhochlandes, über die dornigen Buschländer der zentralen Serengeti bis zu den üppigen Weiden im Norden. Gefolgt von Löwen, Leoparden, Geparden und Hyänen.

Bei den Dreharbeiten wurde der Zoologe von Ivo Nörenberg unterstützt. Er war für extreme Zeitlupenaufnahmen von Krokodilen und Geparden zuständig. Dabei arbeitete der Hamburger mit einer Hochgeschwindigkeits-Videokamera, die sagenhafte 2000 Bilder pro Sekunde aufnimmt. „So können wir im Film Tierverhalten in Zeitlupe zeigen, das wir beim Drehen gar nicht bemerkt haben“, erläutert Reinhard Radke. Ein Beispiel: „Ein Krokodil schnappte sich einen Fisch, der ihm von einem anderen Krokodil abgenommen wurde. Mit einem Sprung entkam der Wels beiden. Das sahen wir aber erst, als wir das Material sichteten.“

Seit Grzimeks „Serengeti darf nicht sterben“ (1959) hat sich der Tier-Bestand dort fast verfünffacht. Allerdings leben heute auch zwei Millionen Menschen westlich des Nationalparks.

Der Kinofilm, durch den Schauspieler Hardy Krüger jr. als Sprecher führt, verzichtet auf Hinweise zur Bedrohung der Region durch Siedlungsdruck und Wilderei. Auch über den von Tansania angekündigten Bau einer rund 500 Kilometer langen Fernstraße zum Victoriasee, die 45 Kilometer durch den Nationalpark führen soll, erfährt der Zuschauer nichts. Warum? „Unser Film soll eine Ergriffenheit von der Schönheit dieses Naturraums erzeugen, die mit gut gemeinten Belehrungen leicht zerstört werden könnte“, meint Zoologe Reinhard Radke, der hofft, „auch in unserer unruhigen Welt“ noch die Herzen zu erreichen.