Berlin. .

Das erste deutsche Computerspielemuseum eröffnet in Berlin. Auf rund 670 Quadratmetern ist eine einzigartige Experimentierlandschaft mit rund 16.000 Spielen entstanden. In virtuellen Welt jagt der Hase den Fuchs.

Andreas Lange jagt virtuell einen Fuchs. Er drückt den Knopf des Spielautomats und setzt damit einen Hasen in Bewegung. „Das Tier kann den Fuchs aber nur fangen, wenn es vorher Mohrrüben gefressen hat, ansonsten muss der Hase flüchten“, sagt der Direktor von Deutschlands erstem Computerspielemuseum und lehnt sich an den einzigen Videospielautomaten der DDR. 1.000 Exemplare seien davon bis zur Wende produziert worden. Der Automat namens „Polyplay“ ist eine Rarität von vielen im Museum für Computer- und Videospiele, das ab Freitag, 21. Januar, für Besucher zugänglich ist.

Das Interesse an dem Museum ist bereits vor seiner Wiedereröffnung beachtlich. „Mit so vielen Personen hätte ich nicht im Traum gerechnet“, sagt Lange vor dem ersten Rundgang mit Journalisten. Auf rund 670 Quadratmetern sei eine einzigartige Spiel- und Experimentierlandschaft entstanden. Zu sehen sind rund 16.000 Spiele, 2.300 Hardware-Exponate und etwa 10.000 Zeitschriften. Diese Sammlung dürfte nach Einschätzung der Organisatoren weltweit einmalig sein.

30 Ausstellungen seit 1997

Seit 1997 widmen sich die Macher der Geschichte von Computer- und Videospielen. Mehr als 30 nationale und internationale Ausstellungen wurden seither konzipiert. Bislang habe es allerdings an einer „dauerhaften ständigen Bleibe“ gefehlt, erklärt Lange und blickt auf die mit vielen Bildern gespickten farbigen Informationstafeln. Mit finanzieller Unterstützung der EU und der Stiftung Deutsche Klassenlotterie über jeweils 220.000 Euro seien in den vergangenen Monaten Räumlichkeiten in der Karl-Marx-Allee zu einem Museum umgebaut worden.

Dem Museumsleiter ist wichtig zu betonen, dass „wir ohne Hilfe der Spiele-Industrie auskamen“. Unabhängig wolle das Museum sein und fundiert, aber durchaus kritisch die Entwicklung der PC-Spiele von den Anfängen vor 60 Jahren bis zur massenweisen Verbreitung heute darstellen. Fragen von Spielsucht werden ebenso behandelt wie das Risiko virtueller Welten.

Technischer Fortschritt dargestellt

Lange macht bei seinem Rundgang vor der Spielkonsole „Odyssey“ Halt, die auf den ersten Blick an ein Utensil aus dem Physikunterricht erinnert und weniger an ein der Unterhaltung dienendes Videospiel. Der „Vater der Heimspielkonsole, der Erfinder Ralph Baer, hat es konstruiert“, erklärt der Kurator. Das war 1972 in den USA. Mit einem Lichtgewehr könne auf Quadrate geschossen werden. Der 1922 in Deutschland geborene Spieleentwickler ist Schirmherr der Berliner Ausstellung.

Ein paar Schritte entfernt taucht der Museumsleiter in eine andere Welt ein: die 3D-Technik. Ein junger Mann hat soeben eine Spezialbrille aufgesetzt und sieht nun ein Flugzeug auf dem Bildschirm abheben. Neben ihm ist zur Illustration des technischen Fortschritts hinter einer Glasscheibe eine 3-D-Brille aus dem Jahr 1984 ausgestellt. Sie hat die Größe eines mobilen Lasermessers der Polizei im Einsatz gegen Raser.

„Lange Zeit waren Computerspiele als reines Kinderspielzeug verkannt“, sagt Lange. Heute stünden sie im gesellschaftlichen Interesse. Dieser Entwicklung trage das Museum Rechnung. Die Dauerausstellung ist außer dienstags täglich von 10 bis 20 Uhr zu sehen. (dapd)