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Abnutzungserscheinungen sehen anders aus. Seit sechs Jahren gibt es das Online-Rollenspiel "World of Warcraft" - und seit dem Start kletterten die Userzahlen kontinuierlich nach oben. Zwölf Millionen waren laut Entwickler Bizzard zuletzt auf den Servern unterwegs, um mit ihren Helden Orks, Drachen und andere Ungetüme zu erschlagen. Und es dürften noch mehr werden. Denn seit 7. Dezember steht die dritte Erweiterung "Cataclysm" in den Läden. Diese ändert - auf ausdrücklichen Wunsch der Community - die Fantasy-Welt Azeroth von Grund auf, was ihr nach vier Monaten Beta-Test und ersten Final-Eindrücken zufolge hervorragend zu Gesicht steht.

Ein mächtiger Drache

Die Hintergrundgeschichte lässt einen gewaltigen, uralten und ziemlich mächtigen Drachen namens Todesschwinge von der Kette, der seinem Namen alle Ehre macht und die Online-Welt in ihren Grundfesten erschüttert. Erdbeben, Vulkanausbrüche, Tsunamis - einige Regionen sind nicht mehr wiederzuerkennen. Und das mit purer Absicht der Erfinder.

Denn Entwickler Blizzard hat die reichlich angestaubten Spielwelten des Hauptprogramms gründlichst überarbeitet - inhaltlich und grafisch. Ganze Gegenden wurden unter Wasser gesetzt, mit einem Lavariss durchzogen oder komplett umgewälzt. Damit einhergehend wurden die vorhandenen Aufgaben, auch Quests genannt, auf Herz und Nieren geprüft: Über 2.700 Aufträge wurden aktualisiert, verändert, aufgefrischt, 3.500 neue hinzugefügt - mehr als in den beiden Vorgänger-Erweiterungen zusammen. Jene unterscheiden sich teils eklatant von den drögen "Töte X, bringe Y"-Sammelaufträgen. Wann musste schon mal in einem Spiel ein Riese zum Pupsen gebracht werden? Oder Mini-Raptoren geholfen werden, in ferne Welten zu fliehen, weil es ihnen auf Azeroth zu bunt und blöd geworden ist ...

Die Absicht hinter der Auffrischung ist eindeutig: Die verwaisten Startgebiete sollen sich wieder mit Leben füllen, die hochstufigen Spieler nicht nur ihre Zeit in den nördlich-frostigen Gebieten der zweiten Erweiterung "Wrath of the Lich King" verbringen, sondern auch wieder in geliebte Regionen wie das Brachland, Dalaran oder nach Lordaeron zurückkehren.

Um ihnen und Veteranen im Ruhestand die Heimkehr besonders schmackhaft zu machen, führten die Kalifornier zudem zwei neue Völker ein: Die verfluchten Wolfsmenschen der Worgen auf der Seite der Allianz sowie die grünhäutigen Goblins bei der Horde. Beide Startgeschichten werden spannend erzählt, wobei besonders die Story der Worgen grandios in Szene gesetzt wird.

Spieler, die mit einem neuen Charakter nicht noch einmal von vorne beginnen wollen, dürfen sich über neue Gebiete freuen - beispielsweise Vashj'ir, die erste richtige Unterwasserwelt in "World of Warcraft", oder der Berg Hyjal, das Schattenhochland oder Uldum. Gildenkriegern bietet "Cataclysm" ebenfalls frischen Stoff, wobei der Fokus verstärkt auf Schlachtzüge für zehn Personen gelegt wird, was der Zugänglichkeit der zeitraubenden Unternehmungen sehr zugute kommt.

Apropos Zugänglichkeit: Sie dürfte wohl das größte Plus der Erweiterung sein. Neulinge nimmt das Programm vorsichtig an die Hand und verschafft ihnen schnell und zuvorkommend erste Erfolge. Die Zeiten, in denen das Spiel in höheren Level nicht ohne fremde Hilfe zu schaffen ist, sind vorbei. Die entschlackten Talentbäume sind ein weiteres Indiz dafür.

Auch Veteranen kommen auf ihre Kosten

Veteranen hingegen kommen durch die neuen Instanzen und den heroischen Schwierigkeitsgrad ebenfalls auf ihre Kosten. Sie dürfen ihren Charakter nun auf Stufe 85 bringen und werden dabei vor teils gewaltige Herausforderungen in Form gewaltiger und clever inszenierter Bosskämpfe gestellt. Der blinde Drache Atramedes lässt sich beispielsweise nur durch leises Agieren besiegen. Jeder Spieler bekommt deshalb für diese Begegnung eine Lärmanzeige. Außerdem ist es nun endlich erlaubt, in den alten Gebieten zu fliegen - natürlich erst nach dem Erwerb einer Flugerlaubnis gegen Gold, versteht sich.

So oder so: "Cataclysm" dürfte tatsächlich ein neues Kapitel in der ohnehin beeindruckenden Historie von "World of Warcraft" aufschlagen. Der gewaltige Umfang, die grafische Frischzellenkur, die neuen Völker und die Vielzahl cleverer, abwechslungsreicher und spannender Aufgaben werden die User auf Wochen und Monate an den Bildschirm fesseln. Da fällt es auch nicht weiter ins Gewicht, dass der neue Beruf Archäologe eher unausgereift und aufgesetzt wird.