Essen/Düsseldorf. .

Der NDR möchte mit 500 Ehrenamtlichen den Eurovision Song Contest stemmen - „ein neues Erprobungsfeld für die seit Jahren Sklavendienste verrichtende ,Generation Praktikum’“. Kritiker nennen das Vorhaben unverschämt.

Songs für Lena

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    Es ist ein Angebot, das man eigentlich nur ablehnen darf: Der NDR sucht 500 Ehrenamtliche, junge Menschen ab 18 Jahren, „die gute Kenntnisse der deutschen und englischen Sprache mitbringen müssen und mindestens vom 5. bis 19. Mai verfügbar sein“ sollen. Nein, der NDR plant kein öffentlich-rechtliches Dschungelcamp. Ja, der NDR hat, wie der für den Grimme-Preis zuständige Referent Ulrich Spies es nennt, „ein neues Erprobungsfeld für die seit Jahren Sklavendienste verrichtende ,Generation Praktikum’“ aufgetan. Beim Eurovision Song Contest (ESC) in Düsseldorf sollen sich diese Menschen, „um den reibungslosen Transport der Mitarbeiter und Gäste kümmern oder Journalisten aus der ganzen Welt weiterhelfen“.

    Grand Prix ist keine gemeinnützige Veranstaltung

    „Durch die Mitarbeit von Volunteers wird die Organisation des Mega-Ereignisses ESC in dieser Form überhaupt erst möglich“, erläutert Ralf Quibeldey, der Projektleiter des ESC. „Eine Bezahlung können wir nicht bieten, dafür aber das einzigartige Flair der größten Musikshow der Welt.“ Wenn das mal nichts ist, bei einem Sender, der für die große Lena-Show circa 25 Millionen Euro berappen kann und will.

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    Von DerWesten

    Der Grand Prix sei eine Unterhaltungssendung, keine gemeinnützige Veranstaltung, bei der Menschen eine ehrenamtliche Tätigkeit ausüben, kritisiert Ulf D. Posé, Präsident des Ethikverbandes der Deutschen Wirtschaft. „Es mutet schon etwas seltsam an, dass der NDR ohne jeden Skrupel Menschen animieren will, eine Dienstleistung völlig kostenlos zu erbringen“, schimpft Posé. Und erkennt eine gewisse Doppelmoral: „Gerade die öffentlich-rechtlichen Anstalten berichten seit Jahren über Unternehmen, die nicht bereit sind, eine ordentliche Leistung auch ordentlich zu entlohnen. Auch und gerade eine öffentlich-rechtliche Anstalt sollte nicht mit zweierlei Maß messen.“ Der NDR werde über Gebühren finanziert. Diese seien angemessen an diejenigen zu verteilen, die für den NDR arbeiten. Nach Ansicht Posés sei es „fast unverschämt, dass der NDR die freiwilligen Helfer auch noch ‚nötigt’, für Unterkunft und Verpflegung während des Events selbst aufzukommen“. Dafür könne, so Quilbeldey, der NDR leider nicht sorgen.

    Eine perfide Form
    der Ausbeutung

    „Eine perfide Form der Ausbeutung“ nennt Ulrich Spies das Vorgehen des NDR und sagt: „Ein mit Gebührengeldern finanziertes öffentlich-rechtliches Unternehmen wie der NDR sollte sich gerade jungen Menschen gegenüber vorbildlich verhalten und einen angemessenen Lohn für gute Arbeit zahlen.“