Essen/München. .
Rainer Langhans fliegt ins Dschungelcamp. Der Altkommunarde, Kult-Hippie und Provokateur wird von ehemaligen Weggefährten wüst dafür beschimpft. Ist es Lust am Untergang oder lockt das Geld?
„Das ist doch so unterirdisch. Da muss man sich hinterher jahrelang entschuldigen, dass man da überhaupt mitgemacht hat...“, sagte er noch vor ein paar Monaten auf „Focus Online“. Dann las er laut die Einladungskarte von RTL vor, die er aus seinem Schwabinger Briefkasten herausgeholt hatte: „Sehr geehrter Herr Langhans, RTL plant eine neue Ausgabe des Dschungelcamps...“
Es ist tatsächlich so, dass Rainer Langhans, Altkommunarde, Kult-Hippie, Gesellschaftskritiker und Provokateur, Buchautor und zweifelsohne echte Figur der Zeitgeschichte, sich demnächst wird entschuldigen müssen. Schon jetzt muss er wüste Beschimpfungen im Internet über sich ergehen lassen - sollen die Maden ihn doch gleich fressen - von ehemaligen Weggefährten, aber auch von Jungen aus der Anarchoszene, dessen Leitfigur er auf die eine oder andere Art immer noch ist.
Es bleibt die Frage nach dem Warum
„Ich bin ein Star, holt mich hier raus“ startet in Version Nr. 5 am Freitag (22.15), und Langhans war einer der ersten (Semi-)Promis, der für den Flieger nach Australien einen Platz bekam. Nun wird er zusammen mit Ex-Schwimmrekordlern, Busenmodellen, Schauspielern, denen das Geld abhanden gekommen ist das Feldbett und die karge Vegetarierkost teilen, was ihm nicht schwer fallen dürfte.
Allein - es bleibt die Frage nach dem Warum. Einer Gitta Saxx, ja, der traut man die Lust am Untergang zu, ebenso dem Bochumer Krawall-Modell Sarah Knappik. Aber Rainer Langhans? Ein Mann, dessen Lebensstil man zwar abgedreht nennen mag, der seine Ideale aber stets mit tiefem intellektuellem Ernst und wortreich zu erklären vermochte, der vor zwei Jahren eine auch abseits der Szene beachtete Biografie zu Papier brachte und der sich mit Sätzen schmückt wie: „Dass sich der Körper im Alter allmählich zurückzieht, ist in Wirklichkeit die große Chance, das Geistige, das Beste zu erfahren.“...
Nun erfährt Langhans als alter Mann mit großer Sicherheit die zweifelhafte Gunst des sadistischen Publikums in Form von aalschleimigen Schlammbädern, Kakerlaken, die um Mund und Nase wuseln und unvergleichlichem Geschmack von Känguruhoden. Und wenn man ihm keinen Hang zu masochistischen Experimenten unterstellen mag, so wird es doch auch wieder schaurig-traurig sein, mitansehen zu müssen, was Menschen machen, um an Geld zu gelangen. Irgendwas zwischen 40 000 und 60 000 Euro erhalte er von RTL, sagte Langhans der „Süddeutschen Zeitung“. Geld, was der Kleinrentner und Sozialhilfeempfänger gut gebrauchen kann. Und außerdem hat das Dschungelcamp-Engagement eine ganze Reihe Werbeauftritte mit sich gebracht, so in einer Schuhreklame, wo ein Double den Langhans als Guru einer Frauen-WG mimt.
Miete zahlen muss er auch
Adieu Konsumkritik. Auch ein Verfechter der geistigen, körperlichen und sexuellen Freiheit muss Miete bezahlen, nicht zuletzt für seine Wohngemeinschaft in München, provokant genannt „Harem“. Dort lebt Langhans mit vier bis fünf Weggefährtinnen zusammen, Matratzenlager und sorgsam aufgeteilte Zuneigung eingeschlossen. Kult-Kommunarde Langhans setzt damit sozusagen das gesellschaftliche Experiment der 68er-Jahre, die Kommune 1, mit anderen Mitteln fort.
Es interessiere ihn, wie sich Menschen unter „extremen Bedingungen“ verhalten, sagt er. Er habe sich das Dschungelcamp auf RTL angesehen. Gewarnt ist er also.