Berlin. In „Die Nachricht“ spricht ein kleines Mädchen mit Tieren - und macht seine opportunistischen Pflegeltern dadurch reich.

Hoch stehen die Maisfelder, staubig sind die Feldwege, nervig zirpen die Grillen. Tief in der argentinischen Provinz zuckeln Roger (Marcello Subiotto) und Myriam (Mara Betelli) mit ihrer Pflegetochter Anika (Anika Bootz) in ihrem Wohnwagen durch die Gegend. Die Nächte sind ungemütlich, das Essen ist überschaubar - aber alles ist irgendwie magisch.

„Die Nachricht“: Kontakt mit toten Hunden

Denn Anika kann mit Tieren reden. Sie kommuniziert gleich am Anfang mit einer kranken Schildkröte, wird später vor Tierfriedhöfen fotografiert, das Fernsehen wirbt für die ungewöhnliche Tier-Telepathin, die mit vermissten Hunden und kranken Pferden reden kann -- zur Beruhigung von deren Besitzern, die dafür tausende Pesos springen lassen.

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Ein Schelm, wer Böses dabei denkt. Gerade wenn Myriam im Wohnwagen die Beine hochlegt und Roger sich den Hut ins Gesicht zieht. Ja, die beiden profitieren von der übernatürlichen Gabe des jungen Mädchens, aber nichts ist sonst falsch in dem poetischen Schwarzweißfilm „Die Nachricht“ von Ivan Fund.

Nicht die Gabe des Mädchens, das entdeckt, das ein angeblich kranker Kater das Geheimnis des Seitensprungs seines Frauchens kennt; das mit einer Bisamratte auf dem freien Feld langen Augenkontakt hält und alle Gedanken auch der toten Tiere in Worte fasst.

„Die Nachricht“: Wieder ein übersinnliches Mädchen

Wie in dem deutschen Wettbewerbsbeitrag „Was Marielle weiß“ geht es auch in diesem argentinisch-spanischen Film um ein übersinnliches Mädchen. Nur ist es hier tief in einer Landschaft verortet, die so unberührt ist wie sie selbst.

Ivan Fund gelingen dabei wunderbare Szenen, in der das Medium einfach nur mal Mensch und die Tierheilerin einfach nur mal Kind sein: Wenn Anika ihre Milchzähne verliert und vergebens auf die Zahnfee wartet; wenn sie die Sonnenbrille aufsetzt und „You are always in my mind“ von den Pet Shop Boys mitsingt. Wenn sie Chips und Sandwiches essen und auch mal selber die Beine hochlegen darf.

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In der meist anrührenden Szene besucht Anika ihre Mutter in einer psychischen Klinik. Denn die mediale Gabe, sie liegt in der Familie. Und wir sehen hier zwei Wege, wohin sie führen kann. In die Klinik oder in die Ausbeutung.

Ivan Fund verurteilt aber die profitierenden Pflegeeltern nicht. Vielmehr verneigt er sich mit den großen Augen seiner wunderbaren Hauptdarstellerin Anika Bootz und eindrücklichen Szenen einer magisch-realistischen Kindheit vor der Unschuld und Reinheit eines jungen Mädchens, das hier seinen ganz eigenen Weg geht und selbst die Mücken im Licht zum Tanzen bringt. Bewegend und poetisch.

Termine: 19.2., 10 Uhr, Urania; 19.2., 18.45 Uhr, Uber Eats Music Hall; 20.2., 21.30 Uhr, Haus der Berliner Festspiele; 22.2., 12.45 Uhr, Berlinale Palast.