Berlin. Zwei Dokumentarfilmerinnen begleiten vier Paare in einer Langzeitbeobachtung, um zu ergründen, „Wie die Liebe geht“.
Es gibt kaum etwas, das privater als die eigene Liebesbeziehung ist. Die Bereitschaft von vier Paaren, sich für „Wie die Liebe geht“ von den Dokumentaristinnen Judith Keil und Antje Kruska über sieben Jahre hinweg filmen und befragen zu lassen, muss man deshalb einfach bewundern.
Vier sehr unterschiedliche Paare mit doch ganz ähnlichen Konflikten
Sie haben alle etwas Besonderes: Da gibt es die fröhliche Pizzabäckerin Nicola und ihren Partner Mirko, ein Mann, den sie sich, wie sie sagt, „gekrallt“ hat, der aber schon vier Kinder von drei anderen Frauen hat. Es gibt das lesbische Paar Sarah und Patty, die mit sehr verliebten Blicken heiraten. Das genau haben Michi und Louis nicht vor, schon weil Michi klarstellt, dass sie zwar mit Louis zusammen sein, die Beziehung aber offen halten möchte.
Und dann sind da noch die pragmatische Nici und ihr zögerlicher Doktorand Benny, der sich in der Zeit mit dem ersten Kind überfordert fühlt. Sie alle wirken im besten Sinn unangepasst und unkonventionell, obwohl für alle Vier zur Familiengründung doch traditionell das Kinderkriegen gehört. Und so sind es bald die jeweiligen Kinder, an denen man das Vergehen der Zeit dieser Langzeitbeobachtung am besten ablesen kann.
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Die Regisseurinnen Keil und Kruska versuchen eine Art Quadratur des Kreises, wenn sie trotz ihrer indiskreten Einblicke in die Entwicklung der Beziehungen die Intimsphäre dadurch schützen wollen, dass sie die Perspektive begrenzen und vieles auch auslassen. Berufe und Wohnorte werden eher angedeutet, über ihre Vorgeschichte erzählen die Einzelnen nichts und ihr jeweiliges soziales Umfeld kommt nur ausschnitthaft, in wenigen, etwas gestellt wirkenden Szenen vor.
Alle vier Paare hätten eigentlich mehr Zeit verdient
Das alles bewahrt den Zuschauer jedoch nicht vor einem gewissen Peinlichkeitsempfinden darüber, Dinge zu erfahren, die sonst Freunden und Verwandten vorbehalten sind. Etwa wenn Sarah beschwört, ihre Patty ewig zu lieben und wenig später doch eine andere Beziehung eingeht, weil ihr „was fehlte“.
Nicola und Mirko erzählen konkurrierende Versionen über den Grund ihrer Trennung, und Louis und Michi gestehen sich ein, dass das Konzept der offenen Beziehung vielleicht nur eine Vermeidungsstrategie darstellt, um den Entschluss zur Trennung nicht treffen zu müssen. Und Nici und Benny ereilt ein Schicksalsschlag, der im Grunde ihre Geschichte aus dem Orbit dieses Films katapultiert. Am Ende bleibt der Eindruck, dass alle vier Paargeschichten mehr als das etwas ausgetretene Konzept der Langzeitbeobachtung verdient hätten.
Dokumentarfilm, Deutschland 2024, 133 min., von Antje Kruska und Judith Keil