Gronau. Ralf Zurloh verkauft Sammelstücke von den Fab Four und anderen Popstars. Auch als Wertanlage. Welche Star die größte Rendite bringt.

Wenn echte Fans ein Konzert ihrer Lieblingsband besuchen, führt sie ihr Weg meist zielsicher zum Merchandise-Stand: Ein T-Shirt der aktuellen Tour als Andenken muss für viele sein – ist aber mit bis zu 50 Euro inzwischen auch ganz schön teuer. Wer es exklusiver mag, kann als Fan allerdings noch einiges mehr ausgeben. Ralf Zurloh aus Gronau in Westfalen verkauft über seine Homepage www.wall-of-fame.de rare Sammlerstücke aus der Welt der Rock- und Popstars – und die sollen sogar als Wertanlage taugen.

Von AC/DC bis zu Frank Zappa und der britischen Beat-Band The Zombies reicht Zurlohs Shop-Portfolio – und natürlich dürfen auch die Beatles nicht fehlen. Wer den Reiter zu den Fab Four anklickt, kann aus einem breiten Angebot wählen, für größere wie kleinere Geldbeutel. Den Beatles-Bildband der Bravo aus den 60ern gibt‘s schon für zehn Euro. Für eine Zeichnung, die Paul McCartney einst von seinem Idol Elvis anfertigte, muss man allerdings fast zwei 2000 Mal so viel anlegen. Ein Sammlerstück, das sogar modischen Nutzwert bietet, gibt‘s für 4900 Euro – wenn man die knallbunte Seidenweste aus der Privatgarderobe von Ringo Starr denn tatsächlich auch selbst tragen möchte.

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Bunte Westen waren Ringo Starrs Markenzeichen nach der Beatles-Zeit. Dieses Exemplar kann man bei Ralf Zurloh kaufen. © privat | Privat

Seit 35 Jahren handelt Ralf Zurloh bereits mit Pop-Memorabilia. „Ursprünglich fing es mal so an, dass ich Kontakte zu Plattenfirmen in Amerika und Japan hatte. Ich kannte dort Leute, die mir Promoartikel besorgt haben, das ist ja keine Handelsware“, erinnert er sich. „Irgendwann fragte jemand, ob ich an einer Goldenen Schallplatte Interesse hätte.“ Er hatte, und auch heute finden sich diverse dieser Edelmetallauszeichnungen – von den Beatles über Black Sabbath bis James Blunt – in seinem Angebot.

Von Gronau nach Nashville: Eine der ersten Goldenen Schallplatten überhaupt

Auch eine der ersten Goldenen Schallplatten überhaupt war in Zurlohs Besitz – jene, die Elvis-Entdecker Sam Philips von Sun Records seinem Zögling Johnny Cash 1956 für dessen Hit „I Walk The Line“ überreichte. „Ein Fan hat dem Johnny-Cash-Museum in Nashville davon erzählt. Der Museumsbetreiber ist dann an mich herangetreten“, erinnert sich der Gronauer. „Das ist einer der reichsten Männer in Nashville, ihm gehört die halbe Innenstadt. Er wollte die Platte unbedingt haben und hat mir ein wirklich sehr, sehr gutes Angebot gemacht. Wir haben sie rübergeschickt, und die haben im Museum eine richtige Zeremonie veranstaltet.“ 

Ein Autogramm von Gene Simmons mit Widmung für 2800 Euro

Gegenüber solch seltenen Stücken ist die klassische Unterschrift eines Stars das ungleich weiter verbreitete Sammlerstück. Auch davon finden sich zahlreiche in Zurlohs Shop. Ein Autogramm von Teufelsgeiger Angelo Branduardi gibt‘s schon für 25 Euro, eines von Bill Haley kostet dagegen 650 Euro – allerdings hat da auch noch seine komplette Band, die Comets, mitunterschrieben. Ein Autogramm von Kiss-Bassist Gene Simmons wiederum schlägt sogar mit 2800 Euro zu Buche – weil der Hardrocker seine Signatur mit einer salbungsvollen Widmung an alle Fans versehen hat.

„99 von 100 Beatles-Autogrammen sind nicht echt“

„Immer, wenn mehr als nur der eigene Name geschrieben wird, steigt der Preis“, erklärt der Memorabiliahändler. „Handgeschriebene Songtexte zum Beispiel, vor allem sogenannte Working Lyrics, die in der kreativen Phase entstanden, sind erheblich teurer als ein Autogramm, aber auch ein privater Brief.“ Da aber schon eine simple Signatur richtig Geld bringen kann, gibt es entsprechend viele Fälschungen. „Von 100 Beatles-Autogrammen, die bei der bekannten Internetauktionsplattform, ich will den Namen jetzt nicht nennen, angeboten werden, sind tatsächlich 99 nicht echt“, weiß Zurloh.

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Elvis, wie ihn sein Fan Paul McCartney sah – und zeichnete. Das gerahmte Werk steht nun zum Verkauf. © privat | Privat

Wer ein Autogramm bei ihm kauft, kann allerdings sicher sein, denn der Händler ist auch beurkundeter Gutachter. Und wie erkennt man, ob ein Autogramm echt oder falsch ist? „Indem man sehr, sehr viele vergleicht. Bei 80-90 Prozent sehe ich auf den ersten Blick, dass sie nicht echt sind. Beim Rest muss man dann ganz genau recherchieren. Hier ist eine lückenlose Historie des Objekts wichtig“, erklärt Ralf Zurloh – und gibt zu: „Eine absolute, letzte Sicherheit gibt es aber nur, wenn man sich das Autogramm selbst geholt hat, das sage ich ganz ehrlich. Man kann das aber sehr weit eingrenzen, und als Fan und Sammler muss man ein entsprechendes Vertrauen zu seinem Verkäufer haben – so funktioniert das Geschäft.“

Gute Rendite: Pop-Memorabilia als Wertanlage

Letzteres wird es auch für Sammler, wenn sie das Objekt eines Stars oder einer Band als Wertanlage erwerben. „Das machen viele“, so der Gronauer. „Man hat wie bei Aktien natürlich keine Sicherheit, dass die Sachen im Wert steigen. Aber wenn man sich die Entwicklung der letzten Jahre anschaut, merkt man, dass die Preise deutlich nach oben gehen.“ Jimi Hendrix, Beatles, Led Zeppelin – das seien Künstler, für die es viele Sammler gebe, entsprechend hoch sei der Wert von Memorabilia. Aber: „Immer nur für die wirklich seltenen und guten Sachen.“

Ein Beispiel für Wertsteigerung bietet auch Ringo Starrs bunte Weste. Zurloh hat sie von einem Sammler, der sie 2019 bei einer großen Versteigerung von Objekten aus dem Privatbesitz des Beatles-Drummers erwarb. Vor neun Jahren fiel der Hammer für gleich zwei Westen bei 2560 Dollar, nun kostet nur eine davon auf www.wall-of-fame.de rund das Doppelte davon – da können nicht mal Rheinmetall-Aktien mithalten.

AC/DC-Gitarre mit Autogrammen von Angus und Malcolm Young

Besonders begehrt in Sammlerkreisen: Eine Gitarre aus dem Besitz eines Gitarristen. Zurloh besitzt etwa eine Gibson Les Paul von Les Paul, also jenem legendären Musiker, der das berühmte E-Gitarren-Modell einst entwickelte. Auch vom rocken- wie bluesenden Saitenvirtuosen Gary Moore hat er eine Gitarre. Beide hat Zurloh nicht mit einem konkreten Preis versehen: „Die werden jedes Jahr teurer, ich setze sie entsprechend regelmäßig höher an – deshalb nenne ich den Preis nur noch auf Anfrage.“ Eine „AC/DC-Gitarre“ gibt‘s allerdings „schon“ für 6400 Euro. Sie sieht zwar aus wie eine Gibson SG, ist allerdings nur eine Kopie und wurde nie von Angus Young gespielt. Dafür haben er und viele weitere AC/DC-Musiker darauf unterschrieben – auch der verstorbene Malcom Young. Im Gunde also: ein Schnapper.

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Angus Young hat diese Gitare zwar nicht gespielt, aber darauf unterschrieben – so wie viele andere AC/DC-Musiker. © privat | Privat

Im Wert stiegen zuletzt auch die Autogramme der Super-Gitarristen Jimmy Page und Jeff Beck. Im Nachhinein ärgert sich Zurloh deshalb über einer verpasste Chance: „Ich war auf einer Sotheby’s-Auktion des Nachlasses von John Entwistle. Beim Viewing ein, zwei Tage vorher standen Jimmy Page und Jeff Beck neben mir. Da hätte ich mir vielleicht ein Autogramm holen sollen. Wir hatten sogar einen kurzen Smalltalk, das hätte gut geklappt.“

Anlagetipp für Rock-Fans: Queen und Freddie Mercury lohnen sich

Sollte nun jemand tatsächlich unter Renditeerwägungen in ein Sammlerstück aus der Rockwelt investieren wollen, hat Zurloh schließlich diesen Tipp parat: „Bei Queen und Freddie Mercury hatten wir das Phänomen, dass die Preise nach dem erfolgreichen Biopic extrem hochgegangen sind. Es gab im vergangenen Jahr diese berühmte Auktion bei Sotheby‘s mit dem Freddie-Mercury-Nachlass. Wo da die Preise hingegangenen sind, war schon unglaublich – und das hat sich dann auch gehalten. Also Freddie Mercury und Queen sind sehr angesagt im Moment. Wenn ich eine Empfehlung abgeben sollte, würde ich sagen: Das ist eine ziemlich sichere Geldanlage.“