Hagen. Bei den Brüdern Grimm gibt es brutale Besitzer, in Hagen verständnisvolle. Wie das Weihnachtsmärchen 2024 für Familien funktioniert.
Großes Vergnügen bereitete den kleinen und großen Premieren-Besuchern das neue Weihnachtsmärchen des Hagener Theaters. Mit einer aufgepeppten Version des Grimmschen Klassikers „Die Bremer Stadtmusikanten“ griff man zu einem Stoff, der dem Komponisten Andres Reukauf eine Steilvorlage für 18 fetzige und besinnliche Songs bot. Die Lieder, die auch auf einer CD erhältlich sind, wirken denn auch als Motor der munteren und farbenprächtigen Märchenrevue.
Die Librettistinnen Maria Franz und Lisa Könnecke entschärften die Handlung soweit, dass, wie empfohlen, Kinder ab 5 Jahren das kurzweilige Treiben bedenkenlos genießen können. Die durchweg gutmütigen Halter der vier Tiere zeigen Verständnis für den Wunsch der Vier- bzw. Zweibeiner, nach Bremen zu ziehen, um dort eine Karriere als Gesangsstars zu starten. Sie geben ihnen sogar kleine Instrumente mit, auch wenn sie sich nicht erklären können, warum „ausgerechnet Bremen“ das Ziel ihrer Träume sein soll. Und auch vor den Räubern muss sich niemand fürchten. Die fühlen sich eher der kölschen Kultband als finsteren Gesetzesbrechern verbunden, verbrüdern sich sogar mit dem tierischen Gesangsquartett und rocken am Ende gemeinsam die Bühne. Aber nicht in Bremen, denn schließlich ist es auch in Hagen schön.
Modebewusste Hündin, begriffsstutzige Katze
Das alles spielt sich in bunten, pittoresken Bühnenbildern von Sophia Lindemann und fantasievollen Kostümen von Katharina Tasch ab. Und Tobias Kramm, Regieassistent und Abendspielleiter am Theater Hagen, lässt es in seiner ersten eigenen Inszenierung nicht an Schwung und Witz fehlen. Wozu auch die pointierte und individuelle Charakterisierung der Figuren gehört. Etwa die des braven, etwas schwerfälligen Esels Josef, der modebewussten Hündin Bella, der etwas begriffsstutzigen Katze Erika und des Gockels Elvis, der seinem Namen alle Ehre macht und auf dem Misthaufen spektakuläre Hüftschwünge probt.
Lediglich die Tristesse, die das Quartett nach der Pause heimsucht, als es sich im Wald verlaufen hat, wird etwas breit ausgewalzt, bevor die Begegnung mit den Räubern wieder Schwung auf die Bühne bringt und zum effektvollen Schluss führt.
Sehr junges Ensemble
Das überwiegend sehr junge Ensemble spielt seine Rollen mit vollem Einsatz und überbordender Spiellaune. An der Spitze natürlich das tierische Quartett mit Matthias Knaab als Esel Josef, Carolin Rossow als Hündin Bella, Marie Julie Bretschneider als Katze Erika und Lukas Koller als Hahn Elvis. Die Rollen der Tierhalter, Räuber und Schafe füllen Richard van Gemert, Svenja Marija Topler, Sebastian Klug und Hannah Usemann nicht minder liebevoll und unterhaltsam aus.
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Die Tiere präsentieren sich mit Tamburin, Rasseln, Gitarre und einer quäkenden Kazoo-Flöte auch instrumental aktiv. Das musikalische Rückgrat bilden natürlich die Songs von Andres Reukauf, die Andreas Vogelsberger mit seiner kleinen Combo vital und professionell unterstützt. Manche haben das Zeug, sich als Ohrwürmer ins Gedächtnis festzusetzen. Und zwar flotte wie auch sanfte, zu Herzen gehende Lieder. So wie die gesamte Produktion des Weihnachtsmärchens, das bis zum Fest in 20 Schul- und 12 öffentlichen Familienaufführungen gezeigt wird.
Das Programmheft und das Cover der CD ziert übrigens das Siegerbild aus einem Plakatmalwettbewerb für Kinder bis zur 6. Klasse, bei dem über 600 Bilder eingegangen sind.
Infos zu Terminen und Tickets
Spieldauer: 1 ¾ Std., eine Pause. Die nächsten öffentlichen Aufführungen im Hagener Theater am 7. November sowie am 7., 8., 14., 15., 21. und 25. Dezember (an manchen Tagen auch mehrmals täglich). Infos und Tickets: www.theaterhagen.de.
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