Essen / Düsseldorf. The BellRays heizen seit 30 Jahren mit Soul und Punkrock ein. Stets nur auf kleinen Bühnen, doch jetzt meldete sich ein prominenter Fan.
Rock’n’Roll, rau und authentisch, wird am besten live genossen – und aus nächster Nähe. In kleinen Clubs hemmt kein Fotograben oder Wellenbrecher den sprichwörtlichen Funken, von der Band auf die Fans überzuspringen. Nicht selten kommen reale Schweißtropfen dazu. So wird’s auch im November, wenn die Bellrays aus Riverside in Kalifornien endlich wieder in der Region Halt machen. Die Konzerte in zwei der besten Clubs der Region – Pitcher in Düsseldorf und Freak Show in Essen – versprechen intensive Abende. Muss man mal erlebt haben. Auch wenn man seinen Rock sonst eher im Arena-Format goutiert.
Blöd für die Band: Wer in Clubs auftritt, wird nicht reich. Und wer das seit 30 Jahren macht, wird es wohl auch in Zukunft nicht mehr. Pech, denn die BellRays sind ja nicht schlechter als, sagen wir, Nickelback. (Sie sind besser.) Glück für die Fans, dass die Bellrays dennoch nicht aufhören. Jetzt haben sie sogar ein neues Album veröffentlicht, das zehnte, oder so. „Heavy Steady Go!“ ist naturgemäß nicht mehr so wild und ungehobelt wie die Werke aus den Anfangsjahren. Aber es rockt, es groovt, und alleine der Gesang von Lisa Kekaula lohnt das Hören. Vor allem aber macht „Heavy Steady Go!“ Lust darauf, mal wieder die Treppe in Essen-Steeles Rock’n‘Roll-Schlund Freak Show hinabzusteigen. Denn BellRays-Musik ist Livemusik.
Tina Turner als Sängerin der MC 5 – so klingen die BellRays
Das Cartoon-Cover des neuen Albums zeigt Sängerin Lisa Kekaula und Gitarrist Bob Vennum gemeinsam im Motorrad-Sattel. Sie singt mit einer Soul-Stimme zum Niederknien, er rifft dazu im Detroit-Style. MC 5 trifft Tina Turner, so wird oft verglichen. Auch abseits der Bühne sind Lisa und Bob ein Paar, sie haben eine Tochter. Kennen und lieben lernten sie sich einst beim Jobben in einer Burgerbude – pure Rock’n’Roll-Romantik.
Dass sie in den gut 30 Jahren ihrer Existenz (Bassist und Drummer wechselten öfter) nie den Durchbruch schafften, ging nicht spurlos am „Ehepaar Bellrays“ vorbei. Zwischenzeitlich haderten die Kalifornier: „Ich dachte, das war’s“, erinnert sich Lisa Kekaula im Interview mit thepunksite.com. „Ich habe keine Lust, als hungernde Künstlerin zu enden.“ Dann kam die Pandemie, und es war das dankbare Feedback auf ihre Online-Gigs, das sie überzeugte, weiterzumachen. Nach der langen Zwangspause waren die Fans dann erst recht froh, die Bellrays wieder live erleben zu können. Auch Mike Ness von Social Distortion. Der legendäre Frontmann der US-Punkrock-Stars lud Lisa Bob & Co. als Support auf die aktuelle Nordamerika-Tour seiner Band ein. Endlich große Bühnen für die BellRays!
Song von Elvis Presley als soulige Liebeshymne
Als Headliner in Europa warten freilich bald wieder kleinere, zum Beispiel in Essen und Düsseldorf. Hoffentlich spielen sie dann auch den ruhigsten Songs des neuen Albums. Eine Soul-Version der durch Elvis bekannt gewordenen Country-Nummer „True Love Travels on A Gravel Road”. Wunderschön. Und wie eigens geschrieben für Lisa und Bob auf ihrer Nonstop-Tour über die Clubbühnen der Welt.