Essen. Im Horrorthriller „Never Let Go“ ist nichts wie es scheint. Halle Berry glänzt in der Rolle der Momma mit animalischen Mutterinstinkt.
Idyllisch liegt das Blockhaus an einer Lichtung inmitten der Wälder und Hügel im amerikanischen Hinterland. Hier lebt Momma mit ihren beiden zehnjährigen Zwillingssöhnen Samuel und Nolan. Der Eindruck von unbeschwertem Leben in der Natur täuscht jedoch. Etwas lauert im Wald, das die Gestalt ändern und sich mit schmeichelnden Worten heranpirschen kann, und wenn es zuschlägt, gibt es kein Zurück und keine Rettung.
Einzigen Schutz geben die Stricke, die man um sich bindet, während deren anderes Ende fest im Haus verzurrt sind. Es ist die Verbindung zum Haus, die den Schutz vor dem Bösen gewährt. Also niemals das Seil losbinden und sich davon entfernen. Da ist Momma sehr strikt. Und sie weiß noch mehr zu erzählen, denn jenseits der Wälder hat die Welt der Menschen ihr Ende gefunden. Es gibt niemanden mehr außer der kleinen Familie in der Blockhütte, wo es keinen Strom gibt und keine Verbindung zur Außenwelt.
Autorenduo ließ sich von „The Village“ inspirieren
Das ist schon ein sehr abgeschirmtes Szenario zwischen hoffnungsfremder Endzeit-Stimmung und märchenhaftem Im-Wald-lauert-Böses-Grusel. Ausgedacht hat sich diese Geschichte ein noch unerfahrenes Autorenduo, das sich von M. Night Shyamalans „The Village“ inspirieren ließ und auf eine vergleichbare Pointe zusteuert, dass eben nichts so ist, wie es anfangs behauptet wurde. Woraus sich schnell Fallschlingen für Ungereimtheiten knüpfen.
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Es ist eben keine gute Idee, Dämonen zu zeigen und dann darauf zu verweisen, dass es sich möglicherweise nur um Wahnvorstellungen und Angstgespinste von Leuten handelt, die unterernährt sind und zu lange nicht mehr unter Menschen weilten. Denn dann wird es kompliziert, die Wahrnehmungsebenen noch sauber entlang einer glaubwürdigen Handlungslinie zu führen. Ganz ohne Sicherungsseil geht es auch bei Drehbüchern nicht. Ohne Verständnis für Plausibilität allerdings auch nicht. Oder wie gedenkt Momma den Fortbestand der Familie zu sichern, wenn es doch sonst keine Menschen gibt? Zum Glück löst der Film dieses Problem jenseits biologischer Faktenlage.
Halle Berry im Fokus von Regisseur Alexandre Aja
Der französische Regisseur Alexandre Aja, der sich in den Nullerjahren mit brachialen Schock- und Brutalreißern („High Tension“) einschlägigen Ruhm erarbeitete, zeigt diesmal vergleichsweise zahm im Blick auf Gewalt- und Ekelexzesse. Der Fokus liegt auf atmosphärischen Bildern von Haus und Bäumen und auf Halle Berry, die in der Rolle der Momma animalischen Mutterinstinkt mit beklemmender Verbissenheit ausgestaltet. Von der Modelschönheit der 90er und Nullerjahre ist nichts geblieben. Was für eine Bereicherung für diese ohnehin schon Oscar-prämierte Karriere. Sehr stark agieren auch die Nachwuchstalente Anthony Jenkins und Percy Daggs IV. Leider gibt es am Ende ein dümmliches Feuerfinale und auch wieder die Aussicht auf eine Fortsetzung. Aber das gehört zum Gesamtpaket aus guten und minderen Zutaten dazu.