Essen. Die Band klingt im Jahr 2024 wieder imposant impulsiv wie auf „Siamese Dream“ oder „Mellon Collie“, den großen Alben der 90er-Jahre.
Die Besitzer eines Plattenspielers oder CD-Players müssen ganz stark sein. Zumindest dann, wenn ihr Fan-Herz für die Smashing Pumpkins schlägt. Die Alternative-Rock-Band aus Chikago hat heute ihr neues Album „Aghori Mhori Mei“ herausgebracht – ausschließlich auf digitalen Vertriebswegen.
Es kommt im Musik-Business inzwischen immer häufiger vor, dass Bands der Online-Veröffentlichung eine zeitliche Exklusivität einräumen. Etwa im Hip-Hop. Beim Blick auf die weltweiten Umsatzzahlen des vergangenen Jahres ist diese Entscheidung sogar nachvollziehbar, bescherten die digitalen Vertriebswege den Plattenfirmen doch 81,5 Prozent ihrer Einnahmen. CDs, Musikkassetten (feiern eine wundersame Auferstehung!) und Vinylalben teilten sich den immer kärglicher werdenden Rest. Ein Beispiel? In ganz Deutschland wurden 2023 laut Bundesverband Musikindustrie nur noch rund 16 Millionen CD-Alben abgesetzt. Tendenz: sinkend. 2015 waren es noch rund 84 Millionen CDs.
Billy Corgan von den Smashing Pumpkins nennt pragmatische Gründe für die digitale Veröffentlichung von „Aghori Mori Mei“
Das digitale Vorpreschen bei den Smashing Pumpkins hat laut Sänger und Bandchef Billy Corgan hingegen rein pragmatische Gründe: An diesem Wochenende gehen er und seine Mitstreiter James Iha (Gitarre) und Jimmy Chamberlain (Schlagzeug) gemeinsam mit den Kult-Rockern von Green Day auf große US-Tour. Und weil sie ihre neuesten Stücke auch den Fans dort natürlich live präsentieren wollen, sollten diese zumindest die Chance haben, sie vorher noch kennenlernen zu können.
Und was erwartet die geneigte Zuhörerschaft nun auf Platte Numero 13 der Bandhistorie? Offenbar ist es eine Glückszahl für die Smashing Pumpkins. Das neue Material kommt mit einer Frische und Robustheit daher, die eindeutig an die Arbeiten der 90er-Jahre erinnert – jene Phase, als Corgan und Co. im Zenit ihrer Kreativität standen. Alben wie „Siamese Dream“ (1993) oder „Mellon Collie and the Infinite Sadness“ (1995) haben ihren Goldrand-Status bis heute bewahrt.
An diese kann „Aghori Mhori Mei“ aber nun zumindest heranreichen: Der Einstiegssong „Edin“ erinnert in den ersten Momenten mit seinen leisen, irrlichternden Gitarrenklängen ein wenig an „The End“ von den Doors. Doch hier setzt nach 40 Sekunden kein schamanenhafter Sprechgesang von Jim Morrison ein, sondern ein donnerndes Beben aus Riffs, die hart wie ein Kinnhaken daherkommen. Und wenn Corgan dann mit seiner unverkennbaren Stimme einsteigt, weiß jeder sofort: Ja, das sind sie! Die Smashing Pumpkins sind wieder da.
In Songs wie „Sighommi“ oder „War Dreams of Itself“ türmen die Smashing Pumpkins Gitarrenwände auf
Auch bei Songs wie „Sighommi“ oder „War Dreams of Itself“ türmen sich Gitarrenwände auf, die in ihrer wuchtigen Opulenz und Gesamtheit einen fetten Rock-Palast ergeben. Doch es geht auch ruhiger, beschaulicher: etwa bei „Who Goes There“ oder „Goeth The Fall“. Ein Album ohne Atempausen würde auch zu schnell erschöpfen.
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Und was wird aus den Freunden physischer Tonträger? Nun, die müssen wohl bis Ende November warten, ehe die Presswerke CDs und Vinylplatten ausgespuckt haben. Doch die Geduld, so viel steht fest, sie wird sich definitiv auszahlen.