Herne / Wacken. Peavy Wagner tritt seit 1997 mit seiner Band in Wacken auf – und weiß nicht nur, woran man Festival-Touristen erkennt.
Das Ruhrgebiet ist die Metal-Hochburg Deutschlands – auch wenn mit dem Wacken Open Air das weltweit wichtigste Festival im Norden Deutschlands stattfindet. Für das metallische Renommee des Reviers ist neben Bands wie Kreator und Sodom auch Peter, genannt Peavy, Wagner aus Herne verantwortlich. Mit seiner Power-Metal-Formation Rage rifft er sich seit nunmehr 40 Jahren durch die Weltgeschichte – und kehrt immer wieder ins heimische Herne-Sodingen zurück. Auch in Wacken waren Rage, die 2001 den Song „Straight To Hell“ zum Kinohit „Der Schuh des Manitu“ beisteuerten, schon viele Male. Wer in einschlägigen Line-up-Auflistungen im Netz Rage nachzählt, kommt auf zehn Auftritte. „Ich glaube, wir waren sogar noch öfter dort“, schätzt Peavy Wagner, „genau weiß ich es aber gar nicht. Auf jeden Fall war 1997 unser erstes Mal.“
Schon ihr 25-jähriges Jubiläum feierte das Herner Power-Trio in Wacken, in diesem Jahr wird nun der 40. Bandgeburtstag zelebriert. Am Donnerstag, 1.8., präsentieren Rage ihre „40th Anniversary Show“ auf der Harder-Stage in renommierter Gesellschaft: Nach Peavy & Co, stöpseln KK‘s Priest ihre Raketengitarren ein, bevor mit den Scorpions einer der Top-Festival-Headliner die Bühne übernimmt. Keine Unbekannten für Rage: „Mit den Scorpions waren wir schon mal Südamerika auf Tour, und in Japan haben wir auch zusammengespielt“, erinnert sich Peavy. Mit Rudolf Schenker sei als einem der angekündigten Überraschungsgäste beim Rage-Set allerdings nicht rechnen, wie das Herner Metal-Urgestein etwaige Spekulationen bremst.
Zu Peavy Wagners Wacken-Engagements mit Rage kommen noch weitere Festivalbesuche. Mal war der 59-Jährige ganz privat mit Zelt vor Ort, mal war er als VIP geladen. „Und einmal war ich sogar mit einem Fernsehteam von Viva dort und habe als Reporter alle Bands interviewt. Das war noch in den 90ern.“ Dank solch langjähriger Erfahrung, weiß der Herner, wie sich das Festival verändert hat: „Damals war alles noch ganz familiär, dann ist es im Lauf der Zeit zu einem Mega-Event explodiert. Heute sind einfach auch sehr viele ,Festival-Touristen da“, so Peavy Wagner. Die erkenne man zum Beispiel daran, dass sie in lustiger Verkleidung zum Festival kämen. „Für die ist das mehr so ein Karnevals-Event. Die interessieren sich auch weniger für die Musik als für das ganze Drumherum.“ Viele Wacken-Besucher hielten sich inzwischen sogar ausschließlich auf dem großen Camping-Gelände auf und hätte gar keine Karten für das eigentliche Festival.
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Und was rät der Wacken-Veteran jenen, die in diesem Jahr vielleicht zum ersten Mal nach Wacken pilgerten? „Nehmt Gummistiefel mit!“, kommt es wie aus der Pistole geschossen. Die hätten Peavy & Co. nicht nur bei der vergangenen Ausgabe gut gebraucht, als Wacken im Schlamm versank und Rage ebenfalls gebucht waren. „Wir haben sie schon eingepackt und sind dieses Jahr wieder für alles gewappnet.“
Nach Wacken gehen für Rage die Feierlichkeiten zum Vierzigjährigen, die in der Region mit einem Konzert im Mai in der Bochumer Zeche begann, weiter. Im Herbst stehen Shows in Griechenland, Portugal, Spanien, Schweden, Finnland und Litauen auf dem Programm. Zuvor zieren die Herner, die 2020 zum Quartett anwuchsen, krankheitsbedingt jedoch seit Längerem wieder als Trio auftreten, das Line-up diverser Festivals. Die finden mal in Schwaben, mal in Kasachstan (!) und zwei Mal auch im heimischen Ruhrgebiet statt – und das sogar bei freiem Eintritt. Am 24.8. sind Rage Top-Act beim „Support your local Scene“-Festival in Dinslaken, und am 7.9. steht mit dem Auftritt beim 37. Rock Spektakulum ein lupenreines Heimspiel an.
Das „Umsonst & Draußen“-Festival wird vom Musiker-Treff e.V. veranstaltet. „Ich bin Gründungsmitglied“, erzählt Peavy, „den haben wir vor über 40 Jahren aus der Taufe gehoben.“ Damals taten sich Musiker zusammen, um einen Raum zum Proben zu schaffen. „Fast alle Rage-Alben sind dort entstanden, ich habe Millionen Erinnerungen an diesen Ort.“ Ist Herne also eine Heavy-Metal-Stadt? Da muss Peavy lachen: „Das glaube ich nicht unbedingt. Aber man kann hier gut leben, und ich habe keine Ambitionen, von hier wegzugehen.“