Essen. Escape-Room-Spaß an der frischen Luft: Wir haben getestet, wie man als Team im Essener Löwental einen Giftanschlag verhindert.

Das Essener Löwental im Stadtteil Werden: Belebtes Festivalgelände an Pfingsten, entspannendes Naherholungsgebiet an fast allen anderen Tagen des Jahres. Doch plötzlich gilt es hier nun, Leben zu retten – und zwar die der Menschen in der gesamten Stadt. Erst bemerken Passanten, dass an der Uferkante dort, wo die Ruhr durch den Baldeneysee fließt, ein Jutebeutel mit mysteriösem Inhalt liegt. Einige Minuten später erfährt das Ermittler-Team: Die Trinkwasserversorgung droht, von Kriminellen vergiftet zu werden.

So das Szenario von „Der verdächtige Fund“ im Rahmen der „Outdoor Escape Tour“ des Dienstleisters „Ruhr Escape“ mit Basis auf der Essener Ruhrallee. Aktuell bietet die Firma nebst zahlreichen regulären Escape Rooms verschiedene Freiluft-Touren in 23 deutschen Städten an. „Wir haben 2019 damit in Essen und Oberhausen angefangen, weiterhin verzeichnen wir eine rege Nachfrage, sodass es mittlerweile Touren in vielen Städten in ganz Deutschland gibt“, erklärt Co-Geschäftsführer Maximilian Klar. Die Angebote werden von Zeit zu Zeit erweitert: „Wir haben weiterhin viele spannende Ideen, die wir in der Zukunft realisieren wollen. Mit neuen Touren wird es aber wohl erst zum Sommer 2025 was“, sagt er.

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Outdoor Escape: Das sind die Unterschiede zum normalen Escape Room

Das grundlegende Konzept basiert auf dem der „Escape Rooms“, transferiert dieses allerdings an die frische Luft. Eine fiktive Handlung beschreibt einen Kriminalfall, zwei bis acht Spielerinnen und Spieler müssen Geschick beweisen, konstruktiv zusammenarbeiten und hier und da kreativ denken, um aufeinanderfolgende Rätsel und damit am Ende den ganzen Fall zu lösen. Der zweite große Unterschied zum „klassischen“ Escape Room: Es gibt kein Zeitlimit.

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Und das ist auch gut so. Denn wer hier vorankommen will, sollte einen kühlen Kopf bewahren – da wäre eine unnachgiebig tickende Uhr im Hinterkopf eher hinderlich. Die Aufgaben, vor die das Ermittlerteam gestellt wird, sind knackig und verlangen Aufmerksamkeit und Hirnschmalz. Wer das Paket mit den „wichtigen Beweismitteln“ öffnet, findet darin zahlreiche Requisiten – vom Briefumschlag über ein Puzzle, ein mit Wasser gefülltes Plastikröhrchen und einen Kompass bis hin zu „Das Stadtblatt“ – eine Tageszeitung, die zahlreiche wichtige Informationen enthält, ohne die man im Spiel nicht vorankommt.

Ob an dieser Tafel Informationen versteckt sind?
Ob an dieser Tafel Informationen versteckt sind? © FUNKE Foto Services | Michael Dahlke

Das Paket gibt’s unabhängig von der gewählten Tour und der teilnehmenden Personenzahl zum Einheitspreis von 79,90 €. Eine möglichst große Truppe zusammenzutrommeln, lohnt sich also nicht nur für den Spielspaß, sondern auch monetär. Der Spieltermin ist nach Erhalt der Box völlig frei wählbar. Dann braucht es zum Start nur noch ein Smartphone. Wer bucht, erhält eine E-Mail mit dem Startpunkt sowie einen „geheimen Zugangscode“. Mit dem loggt man sich unter der in der E-Mail angegebenen Adresse in das scherzhaft „Telespam“ genannte Chatfenster, in dem ein virtueller Sherlock Holmes schon fieberhaft auf das Ermittler-Team wartet.

Outdoor Escape: Genaues Lesen lohnt sich

Damit zurück zum eingangs erwähnten Jutebeutel. Die Spürnasen müssen herausfinden, wo genau das Stoffteil ins Wasser geworfen wurde. Dazu gilt es, das Strömungsverhalten des Gewässers zu analysieren. Wie das? Man schaue ins Paket, sucht fieberhaft nach dem nützlichsten Utensil – und bleibt, so viel sei verraten ohne zu viel zu verraten – beim „Stadtblatt“ hängen. Nach diesem Muster funktionieren bei „Der verdächtige Fund“ noch weitere Rätsel, aber bei weitem nicht alle. Genaues Lesen, um auch wirklich jede benötigte Information zu erfassen, ist Pflicht, die eine oder andere Zwischennotiz schadet ebenfalls nicht.

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Selbst dann werden die grauen Zellen noch ordentlich beansprucht. Aber keine Sorge: Auch blutige Escape-Room-Anfänger werden Erfolgserlebnisse verbuchen können, bei anderen Stationen kann ein wenig Übung und Erfahrung im Um-die-Ecke-denken allerdings nicht schaden. Wer an einer Stelle überhaupt nicht weiterkommt, kann jederzeit auf dem Smartphone die Lösung einsehen. Dieses Angebot sollte aber dem Spielspaß zuliebe nur in absoluten Ausnahmefällen in Anspruch genommen werden. Ohnehin gilt: Wenn sich die Gruppe die Lösung selbst erarbeitet, ist die Freude über das am Ende aufploppende „Mission Completed“-Symbol auf dem Smartphone doch deutlich größer.

Hilfsmittel über Hilfsmittel: Das Paket mit den „wichtigen Beweisen“ hält Allerlei bereit.
Hilfsmittel über Hilfsmittel: Das Paket mit den „wichtigen Beweisen“ hält Allerlei bereit. © FUNKE Foto Services | Michael Dahlke

Was es sonst noch zu beachten gibt, bevor die Mission je nach Schnelligkeit nach zwei, drei oder vielleicht auch vier Stunden mit einer virtuellen Bombenentschärfung abgeschlossen wird (!) – ja, die mit dem vergleichsweise harmlos wirkenden Jutebeutel beginnende Rahmenhandlung nimmt im Verlauf des Spiels ordentlich Fahrt auf –, soll hier in Kürze angeführt werden. Da ein Vorankommen nur möglich ist, indem die Möchtegern-Sherlocks regelmäßig Passwörter ins „Telespam“ eingeben und die dort per Text, Video- oder Audiodatei erhaltenden Mitteilungen auswerten, ist das Mitnehmen einer Powerbank empfehlenswert, bevor das Mobilgerät mittendrin schlappmacht.

Outdoor Escape: Tipps fürs Drumherum

Unabhängig ist der Fortschritt derweil vom Wetter: Bei einsetzendem Starkregen oder Gewitter kann das Freiluft-Abenteuer unterbrochen und zu einem späteren Zeitpunkt fortgesetzt werden. Ein ganz anderes Problem ergibt sich womöglich auf natürliche Art und Weise: Auf der knapp vier Kilometer langen Strecke gibt es keine Toiletten – eine Urinella kann im Fall der Fälle Wunder wirken.

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Des Weiteren sollte das Schuhwerk weise gewählt werden. Die Strecken, auch die der anderen „Outdoor Escape Touren“, führen zu größeren Teilen durch Parks und gegebenenfalls durch Regen aufgeweichte bis schlammige Grünflächen. Und: Für Gehbehinderte sind einige Touren nur bedingt geeignet. „Die Strecke ‚Das ungeklärte Verbrechen‘ ist barrierefrei, bei den anderen gibt es an manchen Stellen ein paar Stufen. Im Regelfall kommt man aber auch mit dem Rollstuhl über kleine Umwege voran“, konstatiert Maximilian Klar.

Die „Escape The City“-Angebote sind für 79,90 € pro Paket auf escape-the-city.de buchbar und unter anderem in Essen, Oberhausen, Düsseldorf und Dortmund verfügbar.

Weitere Anbieter in der Region:

Der Outdoor-Escape-Markt ist umkämpft. In der Region aktive Mitbewerber sind zum Beispiel „City Krimi“ (u.a. in Bochum, Duisburg, Dortmund und Düsseldorf vertreten, mehr Infos: www.city-krimi.de/termine), „Escape Game Siegen“ mit zwei Touren in den Gegenden Weidenau und Oberstadt, (mehr Infos: https://escape-game-siegen.de) und The Code Agency in Düsseldorf (mehr Infos: thecodeagency.de).