Essen. Schwedisch-kubanisch-deutsches Trio sorgte beim Klavier-Festival Ruhr für ein berauschendes Konzert im Salzlager der Zeche Zollverein.

So viel Gedränge an einem CD- und Plattenstand wie an diesem Abend im Salzlager der Zeche Zollverein sieht man inzwischen eher selten. Aber viele wollen nach diesem berauschenden Konzert des Tingvall Trios beim Klavier-Festival Ruhr diese Musik unbedingt mit nach Hause nehmen. Und so wechseln etliche Tonträger den Besitzer, die drei Musiker freuen sich, viele davon signieren zu dürfen.

Ja, das Tingvall Trio. Seit über 20 Jahren schon spielen der lange bereits in Hamburg lebende schwedische Pianist Martin Tingvall, der kubanische Kontrabassist Omar Rodriguez Calvo und der Bremer Schlagzeuger Jürgen Spiegel als Band zusammen. Und es mache immer mehr Spaß, verrät der Bandleader dem Publikum in einer der fast immer witzigen Ansagen.

Martin Tingvall und sein Gespür für Melodien mit Ohrwurm-Qualität

Das sieht man, das spürt man, das hört man in Essen in jedem Moment des Konzert. Tingvalls besonderes Gespür für sehr zugängliche Melodien mit Ohwurm-Qualität zieht sich durch alle Stücke des Abends.

Das Tingvall-Trio, jetzt zu Gast beim Klavier-Festival Ruhr in Essen.
Das Tingvall-Trio, jetzt zu Gast beim Klavier-Festival Ruhr in Essen. © Duisburg | Udo Gottschalk

Viele davon stammen aus dem aktuellen Album „Birds“. Er habe den Vögeln beim Plaudern zugehört, sich von ihrem Gezwitscher inspirieren lassen. Und diese Ideen dann mit ins Studio gebracht, wo sie gemeinsam verarbeitet und ausgearbeitet wurden, lässt Tingvall die Zuhörer wissen.

Leichfüßige Grooves mit dem Tingvall Trio beim Klavier-Festival Ruhr in Essen

Gemeinsam ist auch so ein treffendes Wort für dieses kongeniale Trio. Denn die drei musizieren immer in einem perfekt austarierten Fluss aus tänzelnden Melodien, leichtfüßigen Grooves und Rhythmen, stets zwischen Auskomponiertem und improvisierten Momenten. Und sorgt so für einen bestens unterhaltenden Jazzabend.

Einmal aber wird Martin Tingvall ernst, als er „S.O.S“ ankündigt, ein Lied vom neuen Album, das er gerne umbetiteln möchte, wie er sagt. Aber das gehe im Augenblick nicht, bei all dem, was in der Welt so passiere. Entsprechend klingt das Stück. Eindringlich, intensiv, kraftvoll, aber auch fragil und sensibel. Musik, die die Weltlage in Töne kleidet, gespielt von einem Trio, das auch mit Tiefgang die Zuhörer im Salzlager zu berühren weiß.