Frankfurt/Main. .

Marilyn Monroe war mal Sexgöttin, mal Heilige, aber auf jeden Fall schon zu Lebzeiten eine Ikone: Das Ikonen-Museum in Frankfurt präsentiert nun in einer Sonderausstellung hunderte Exponate aus dem Nachlass der Schauspielerin.

Behutsam öffnet Ted Stampfer das rot eingebundene Buch mit den handgeschriebenen Großbuchstaben „MM“ auf dem Umschlag. Vorsichtig blättert der 39-Jährige durch den Terminplaner, in dem einst Hollywoodstar Marilyn Monroe (1926-1962) ihren Tagesablauf festhielt. „Darin ist beispielsweise ein Premierentermin für ihren letzten fertiggestellten Kinofilm eingetragen“, sagt der gelernte Betriebswirt, der für die Ausstellung „MM - Die Ikone Marilyn Monroe“ im Frankfurter Ikonen-Museum etwa 300 Objekte aus seiner Privatsammlung beisteuert. Ab Mittwoch (15. Dezember) geht das Museum in der Schau der teilweise fast schon religiösen Verehrung der Schauspielerin durch ihre Anhänger nach.

Die Ausstellung widme sich generell der Frage, wie berühmte Menschen zu Idolen werden, die auch Jahrzehnte nach ihrem Tod nicht in Vergessenheit geraten, sagt Museumsleiter Richard Zacharuk. Selbst wer noch nie einen Film mit Monroe gesehen habe, verbinde unabhängig vom Alter sofort mit ihrem Namen ein Bild. Eine Voraussetzung dafür, dass der Hollywoodstar auch heute noch allgegenwärtig sei, habe mit einem Kulturwandel zu tun. Nach und nach seien „echte Heiligenbilder aus den Jugendzimmern verschwunden und durch Ikonen von Marilyn Monroe sowie James Dean ersetzt“ worden, sagt Zacharuk.

Mythos Marilyn Monroe

Die Geburt der Ikone: Das Shooting mit Star-Fotoreporter Alfred Eisenstaedts Fotosession 1953 bereitete Marilyn Monroes Weg zur Ikone. Da wäre 1929 niemand drauf gekommen, beim Anblick des Familienfotos... © Marilyn Monroe – Fotografien einer Legende
Die Geburt der Ikone: Das Shooting mit Star-Fotoreporter Alfred Eisenstaedts Fotosession 1953 bereitete Marilyn Monroes Weg zur Ikone. Da wäre 1929 niemand drauf gekommen, beim Anblick des Familienfotos... © Marilyn Monroe – Fotografien einer Legende © Schwarzkopf & Schwarzkopf
... mit dem Kind ohne Vater: Gladys Baker (2.v.l.) hatte die kleine Norma Jeane (3. v.l.) 1926 zur Welt gebracht. Es ist nicht klar, wer ihr Vater war - der norwegische Einwanderer Edward Mortenson oder Gladys' Kollege Stanley Gifford. © Marilyn Monroe – Fotografien einer Legende
... mit dem Kind ohne Vater: Gladys Baker (2.v.l.) hatte die kleine Norma Jeane (3. v.l.) 1926 zur Welt gebracht. Es ist nicht klar, wer ihr Vater war - der norwegische Einwanderer Edward Mortenson oder Gladys' Kollege Stanley Gifford. © Marilyn Monroe – Fotografien einer Legende © Schwarzkopf & Schwarzkopf
Keine leichte Kindheit: Norma Jeane Baker wurde von Pflegefamilie zu Pflegefamilie geschickt, im Alter von neun Jahren kam sie in eine Waisenhaus. Eine Lehrerin erinnerte sich an Norma als
Keine leichte Kindheit: Norma Jeane Baker wurde von Pflegefamilie zu Pflegefamilie geschickt, im Alter von neun Jahren kam sie in eine Waisenhaus. Eine Lehrerin erinnerte sich an Norma als "kleines Mädchen, nicht gerade gut ernährt". © Marilyn Monroe – Fotografien einer Legende © Schwarzkopf & Schwarzkopf
Ein Teenager: Norma Jeane (Mitte) 1941 im Alter von 15 Jahren mit Freundinnen. Marilyn behauptete später, dass sie zu dieser Zeit ein Baby bekommen habe, das ihr Vormund Grace McKee ihr abgenommen und zur Adoption freigegeben habe. © Marilyn Monroe – Fotografien einer Legende
Ein Teenager: Norma Jeane (Mitte) 1941 im Alter von 15 Jahren mit Freundinnen. Marilyn behauptete später, dass sie zu dieser Zeit ein Baby bekommen habe, das ihr Vormund Grace McKee ihr abgenommen und zur Adoption freigegeben habe. © Marilyn Monroe – Fotografien einer Legende © Schwarzkopf & Schwarzkopf
Mit 16 schon Ehefrau: Die junge Mrs. Dougherty, kurz nach ihrer Hochzeit 1942, läuft an der kalifornischen Küste in den Dünen Ski.
Mit 16 schon Ehefrau: Die junge Mrs. Dougherty, kurz nach ihrer Hochzeit 1942, läuft an der kalifornischen Küste in den Dünen Ski. "Ich war eine seltsame Ehefrau", sagte sie später. Sie habe lange mit viel jüngeren Kindern gespielt. © Marilyn Monroe – Fotografien einer Legende © Schwarzkopf & Schwarzkopf
Aus Norma Jeane wird Marilyn: Mit 21 Jahren war aus Norma Jeane Baker Marilyn Monroe geworden, hier bei einem Shooting 1947.
Aus Norma Jeane wird Marilyn: Mit 21 Jahren war aus Norma Jeane Baker Marilyn Monroe geworden, hier bei einem Shooting 1947. "Ich interessiere mich nicht für Geld, ich will nur wundervoll sein", sagte sie später. © Marilyn Monroe – Fotografien einer Legende © Schwarzkopf & Schwarzkopf
Im März 1948 erhielt Marilyn einen Vertrag bei Columbia Pictures, der über sechs Monate lief und ihr 75 Dollar in der Woche einbrachte. Hier ein Pressefoto der jungen Marilyn als Trapezkünstlerin. © Marilyn Monroe – Fotografien einer Legende
Im März 1948 erhielt Marilyn einen Vertrag bei Columbia Pictures, der über sechs Monate lief und ihr 75 Dollar in der Woche einbrachte. Hier ein Pressefoto der jungen Marilyn als Trapezkünstlerin. © Marilyn Monroe – Fotografien einer Legende © Schwarzkopf & Schwarzkopf
In John Hustons Film »Asphalt-Dschungel« (1950) spielte sie Angela Phinlay, die Geliebte eines millionenschweren Gangsterbosses. Aufgrund ihrer Leistung bekam Marilyn einen siebenjährigen Vertrag mit Fox. © Marilyn Monroe – Fotografien einer Legende
In John Hustons Film »Asphalt-Dschungel« (1950) spielte sie Angela Phinlay, die Geliebte eines millionenschweren Gangsterbosses. Aufgrund ihrer Leistung bekam Marilyn einen siebenjährigen Vertrag mit Fox. © Marilyn Monroe – Fotografien einer Legende © Schwarzkopf & Schwarzkopf
"In Hollywood zahlt man dir tausend Dollar für einen Kuss und fünfzig Cent für deine Seele", hat Marilyn Monroe mal festgestellt. Mit Mitte 20 war sie schon eine kleine Berühmtheit und bekannt für ihre gewagte Garderobe. © Marilyn Monroe – Fotografien einer Legende © Schwarzkopf & Schwarzkopf
1952 erschien Marilyn Monroe zum ersten Mal mit platinblonden Haaren auf der Kinoleinwand und behielt sie für immer. Auch als Werbemodel war sie gefragt - z.B. für eine Kampagne, die auf die Gefahren von Feuerwerkskörpern hinwies. © Marilyn Monroe – Fotografien einer Legende
1952 erschien Marilyn Monroe zum ersten Mal mit platinblonden Haaren auf der Kinoleinwand und behielt sie für immer. Auch als Werbemodel war sie gefragt - z.B. für eine Kampagne, die auf die Gefahren von Feuerwerkskörpern hinwies. © Marilyn Monroe – Fotografien einer Legende © Schwarzkopf & Schwarzkopf
Zahllose Verehrer nahmen Monroe nicht die Selbstzweifel:
Zahllose Verehrer nahmen Monroe nicht die Selbstzweifel: "Als ich ein kleines Mädchen war, hat mir niemand gesagt, dass ich hübsch bin." Das solle man allen kleinen Mädchen sagen - "auch wenn sie es vielleicht nicht sind." © Marilyn Monroe – Fotografien einer Legende © Schwarzkopf & Schwarzkopf
Marilyn Monroe mit Humphrey Bogart und Lauren Bacall bei der Premiere von
Marilyn Monroe mit Humphrey Bogart und Lauren Bacall bei der Premiere von "Wie angelt man sich einen Millionär?", 1953. Marilyn Monroe verdiente mittlerweile mehr als 1000 Dollar in der Woche. © Marilyn Monroe – Fotografien einer Legende © Schwarzkopf & Schwarzkopf
In den besten Fotos von Marilyn ersetzte irgendwann inszenierte Raffinesse den puren Sexappeal der frühen Fotos. Hier ein Bild von 1953. © Marilyn Monroe – Fotografien einer Legende
In den besten Fotos von Marilyn ersetzte irgendwann inszenierte Raffinesse den puren Sexappeal der frühen Fotos. Hier ein Bild von 1953. © Marilyn Monroe – Fotografien einer Legende © Schwarzkopf & Schwarzkopf
Regisseur Billy Wilder und Marilyn Monroe bei den Dreharbeiten zu
Regisseur Billy Wilder und Marilyn Monroe bei den Dreharbeiten zu "Das verflixte 7. Jahr", Herbst 1954. Wilder beschrieb sie als "geniale Schauspielerin für Komödien. Sie hat ein außergewöhnlich gutes Händchen für witzige Dialoge." © Marilyn Monroe – Fotografien einer Legende © Schwarzkopf & Schwarzkopf
Flucht nach New York: Monroes Versuch, sich Mitte der 50er aus den Klauen Hollywoods zu befreien, hatte private wie berufliche Gründe. Nach der Scheidung von Joe DiMaggio wollte sie als ernsthafte Schauspielerin wahrgenommen werden.  © Marilyn Monroe – Fotografien einer Legende
Flucht nach New York: Monroes Versuch, sich Mitte der 50er aus den Klauen Hollywoods zu befreien, hatte private wie berufliche Gründe. Nach der Scheidung von Joe DiMaggio wollte sie als ernsthafte Schauspielerin wahrgenommen werden. © Marilyn Monroe – Fotografien einer Legende © Schwarzkopf & Schwarzkopf
Dramatiker Arthur Miller hatte sich 1951 Hals über Kopf in Marilyn Monroe verliebt, doch er betrachtete eine Zukunft mit ihr als
Dramatiker Arthur Miller hatte sich 1951 Hals über Kopf in Marilyn Monroe verliebt, doch er betrachtete eine Zukunft mit ihr als "schlimmstmögliche Verdammnis" - zwei Tage nach dieser Aufnahme waren sie verheiratet. © Marilyn Monroe – Fotografien einer Legende © Schwarzkopf & Schwarzkopf
1957 war Marilyn eine der am meisten fotografierten Frauen der Welt geworden. Sie sagte:
1957 war Marilyn eine der am meisten fotografierten Frauen der Welt geworden. Sie sagte: "Es macht mir nichts aus, in einer von Männern dominierten Welt zu leben, solange ich darin eine Frau sein kann." © Marilyn Monroe – Fotografien einer Legende © Schwarzkopf & Schwarzkopf
1960 war die Ehe mit Arthur Miller am Ende. Das Paar hatte beschlossen, sich scheiden zu lassen, und teilte das bei einer Pressekonferenz Hunderten von Reportern mit.  © Marilyn Monroe – Fotografien einer Legende
1960 war die Ehe mit Arthur Miller am Ende. Das Paar hatte beschlossen, sich scheiden zu lassen, und teilte das bei einer Pressekonferenz Hunderten von Reportern mit. © Marilyn Monroe – Fotografien einer Legende © Schwarzkopf & Schwarzkopf
Am 5. August 1962 gegen drei Uhr morgens erhielt Monroes Psychiater einen Anruf ihrer Haushälterin: Marilyn lag leblos auf ihrem Bett. Auf dem Nachttisch fand er ein leeres Fläschchen eines Schlafmittels. Marilyn Monroe war tot. © Marilyn Monroe – Fotografien einer Legende
Am 5. August 1962 gegen drei Uhr morgens erhielt Monroes Psychiater einen Anruf ihrer Haushälterin: Marilyn lag leblos auf ihrem Bett. Auf dem Nachttisch fand er ein leeres Fläschchen eines Schlafmittels. Marilyn Monroe war tot. © Marilyn Monroe – Fotografien einer Legende © Schwarzkopf & Schwarzkopf
MARILYN MONROE ñ FOTOGRAFIEN EINER LEGENDE (152 Seiten, etwa 200 Fotos, Großformat, Schwarzkopf & Schwarzkopf, Preis 29,90 Euro). Verwendung nur im Rahmen einer Onlinebildstrecke zum Buch
MARILYN MONROE ñ FOTOGRAFIEN EINER LEGENDE (152 Seiten, etwa 200 Fotos, Großformat, Schwarzkopf & Schwarzkopf, Preis 29,90 Euro). Verwendung nur im Rahmen einer Onlinebildstrecke zum Buch © Schwarzkopf & Schwarzkopf
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Marilyn Monroe mal „Sexgöttin“, mal „Heilige“

Im Laufe der Zeit seien Abbildungen dieser Persönlichkeiten wie Heilige auf Ikonen der orthodoxen Kirche zunehmend stilisiert worden, erklärt Kuratorin Snejanka Bauer. Wenn die Ikone das zu Bild gewordene Wort Gottes sei, „bündeln die Bilder von Marilyn Monroe weltliche Sehnsüchte“. Dabei werde sie mal als Sexgöttin und mal als Heilige abgebildet. Der Inszenierung als Heilige kommen Abbildungen in kleinen hölzernen Kästen mit der Größe einer Schuhschachtel am nächsten, die Monroe als Mutter Gottes mit Heiligenschein und Kerzen um ihr Gesicht zeigen.

Neben der Verehrung populärer Menschen wie Monroe habe gleichzeitig ein Kult eingesetzt, von diesen Vorbildern Objekte zu sammeln, die fast schon die Bedeutung von Reliquien hätten. Unter Berücksichtigung dessen stelle das Ikonen-Museum nun beispielsweise Schuhe des Hollywoodstars „quasi als Fetisch“ aus, fügt der Museumsleiter scherzhaft hinzu. Seltene Exponate wie Kleidungsstücke, Schminkutensilien und Telefonbücher Monroes geben die Möglichkeit, sich der US-amerikanischen Schauspielerin nicht nur auf beruflicher, sondern auch auf privater Ebene zu nähern.

Wert von Monroes Telefonbuch liegt im sechsstelligen Bereich

Zu den Ausstellungsobjekten gehören unter anderem ein Satinbademantel, den Monroe bei den Dreharbeiten zu „Blondinen bevorzugt“ trug. Zudem erhalten Besucher Einblick in das letzte Telefonbuch des Hollywoodstars, in dem beispielsweise Kollegen wie Frank Sinatra, Jack Lemmon oder Yves Montand aufgelistet sind. Das Buch könne bei einer Auktion durchaus eine „sechsstelligen Summe“ erzielen, sagt Stampfer, der zudem noch Drehbücher und seltene Fotos von Filmsets für seine Privatsammlung bei Auktionen erwarb. Für die Schau im Ikonen-Museum steuert Stampfer den Großteil bei.

Die Faszination für die ursprünglich auf den Namen Norma Jeane Baker getaufte Schauspielerin liege in der Ausstrahlung Monroes, erklärt Stampfer seine Leidenschaft. Ihn reize, von Marilyn Monroe „nicht nur die öffentliche, sondern auch ihre private Seite“ zu zeigen und sich dem Mythos der Schauspielerin damit immer weiter zu nähern. Bei einer Auktion erwarb Stampfer unter anderem Monroes Lockenwickler, die ebenfalls in Frankfurt ausgestellt sind. Stampfer: „An den Lockenwicklern sind auch noch Marilyns Haare. Näher kann man ihr fast nicht mehr kommen.“ (dapd)