Essen. Es wird eine aufsehenerregende Ausstellung mit gleich sieben starken Schauplätzen an der Ruhr. Für „ChinaArt.Ruhr“ schließen sich Museen von Duisburg bis Hagen zusammen. Das ehrgeizige Projekt zeigt die aktuelle Kunst Chinas und soll auch den Austausch der Kulturen fördern.

Die Freiheit der Kunst ist in China immer noch eingeengt, die westliche Wahrnehmung ist es aber nicht minder. Seit der kämpferische Dissident und documenta-Star Ai Weiwei hierzulande das Bild des zensierten und von der Regierung in Haft gehaltenen chinesischen Künstlers bestimmt, hat sich der Blick auf diese ferne, unendlich vielfältige Kunstszene nicht unbedingt geweitet.

Dass in diesem Riesenreich mit seinen Riesentalenten freilich weit mehr Entdeckungen zu machen sind, soll die Welt ab Mai kommenden Jahres sehen. Und sich zu diesem Zweck auf den Weg ins Ruhrgebiet machen. „ChinaArt.Ruhr“ heißt das ehrgeizige Vorhaben, das vom 15. Mai bis zum 15. September 2015 ein großes, vielschichtiges Thema unter sieben verschiedenen Museums-Dächern behandelt. Essens Museum Folkwang und das Duisburger Lehmbruck Museum machen ebenso mit wie das Kunstmuseum Gelsenkirchen, die Duisburger Küppersmühle, der Marler Glaskasten, die Kunsthalle Recklinghausen und das Osthaus Museum Hagen.

Die Brost-Stiftung gibt drei Millionen Euro

Die Trägerschaft übernimmt die Bonner Stiftung Kunst und Kultur, unterstützt wird die weltweit bislang einmalige Zusammenschau von Evonik und der Brost-Stiftung, die drei Millionen Euro in dieses künstlerisch wie politisch hochambitionierte Vorhaben steckt. „Wir fragen nicht nach Handelsbilanzen und geostrategischem Kalkül. Wir fragen nach der Seele dieses gewaltigen Kulturraums, also nach möglichst vielen Aspekten seiner Kunst“, erklärt Bodo Hombach, stellvertretender Vorsitzender der Brost-Stiftung.

Noch ist China ein vergleichsweise unentdecktes Reich auf der Karte der Ausstellungshäuser. Für die Großschau an der Ruhr soll Walter Smerling, Vorstandsvorsitzender der Stiftung Kunst und Kultur, die Expertise mitbringen. Er sammelte schon vor fast 20 Jahren mit den Ausstellungen „China“ und ChinaArt“ in Bonn Erfahrungen. Inzwischen habe sich die Landschaft weiterentwickelt. „Chinesische Künstler sind dabei, eine eigene Sprache zu finden, sie wollen nicht mehr den „Western Style“ imitieren.“ Smerling hat Folkwang-Direktor Tobia Bezzola und Ferdinand Ulrich (Kunsthalle Recklinghausen) mit ins Auswahlgremium geholt. Chinesische Gast-Kuratoren werden Ratgeber sein.

Museen teilen sich die Themen

Wer die Künstler sind, die das Ruhrgebiet vier Monate lang zum Schaufenster chinesischer Gegenwartskunst machen, soll noch entschieden werden. „Fakt ist, dass Künstler in China auf ihre Weise frei arbeiten können. Die Zensur besteht vor allem darin, dass sie nicht im eigenen Land ausstellen können“, sagt Smerling.

Die Kunst der Präsentation liegt nun also in den Händen der großen Ruhrgebiets-Museen, die sich jeweils auf ein Thema konzentrieren. Folkwang wird die Fotografie präsentieren, Lehmbruck zeigt Skulpturen, im Marler Glaskasten gibt es Video, in der Küppersmühle Malerei, dazu Kalligrafie, Installation und chinesischen Surrealismus. Und natürlich soll die Botschaft dieses Offensive wie ein lauter Gongton durch die Kunstwelt hallen und in ganz Europa als Einladung verstanden werden. So ist „ChinaArt.Ruhr“ auch eine Fortführung der Kulturhauptstadt mit anderen Ausstellungs-Mitteln.

„Künftig noch stärker mit den Sammlungen arbeiten.“

Dass nur sieben der insgesamt 20 Ruhrkunstmuseen kooperieren, sei kein Ausstieg auf Raten, im Gegenteil. „Wir setzen auf Kontinuität. Und wollen künftig noch stärker mit den Sammlungen arbeiten“, sagt Hans Günter Golinski, Sprecher der Ruhrkunstmuseen.