Dortmund. Die Dortmunder Westfalenhalle war ausverkauft, schließlich servierte Simply Red beim Nachholkonzert der verschobenen Tournee „All The Hits“.
Der junge Mann zieht mit den besten Absichten durch die Reihen. „Eine Brezel jemand?”, fragt er in die Runde. „Nee, ich will Simply Red!”, schickt ein Herr mittleren Alters mit einem Lächeln zurück. Das wollen am Freitagabend zusammen mit ihm auch 12.000 Fans in der ausverkauften Westfalenhalle.
Und wer knapp vier Jahrzehnte im Big Business, dazu zwölf Alben und über 50 Millionen verkaufte Tonträger stark ist, der kann es sich leisten, auch mal ganz bedächtig einsteigen. So macht ein Balladen-Six-Pack den melodiösen Auftakt - beginnend mit „You‘ve Got It“ und endend mit dem immer noch bezaubernden „Holding Back The Years“. Der eine oder andere verdrückt dabei sogar ein Tränchen der Erinnerung, möchte einfach nur die Jahre festhalten.
Mick Hucknall doppeldeutig: „Wir haben überlebt!“
„Wir haben überlebt!“, begrüßt Mick Hucknall, Band-Leader und Mastermind seit anno dunnemals, seine Fans. Doppeldeutig, keine Frage. Wobei der inzwischen 62-Jährige das hier und heute niemandem erklären muss – man hört‘s und spürt‘s fast bei jedem Ton. Es klingt so, als sei man wieder zurück im Jahr 1985, als der Rotschopf aus Manchester die Musikszene mit dem Debüt-Album „Picture Book“ begeisterte und in der Branche als beste weiße Soulstimme gefeiert wurde.
Angetrieben von seiner erstklassigen, sechsköpfigen Band ruft Hucknall nach einer halben Stunde den Kurswechsel aus: „It’s Partytime!“ Sofort verlässt die treue Gemeinde die bestuhlte Innenfläche in Richtung Bühne. Und auf der tanzt Hucknall auch mal hüftkreisend wie in seinen Mittzwanzigern. Immer bleibt er dabei Herr seiner Stimme – hoch wie tief stets klar. Wie ein gut gereifter Wein, noch besser als bei der letzten Tour vor sieben Jahren.
„A New Flame“, „It‘s Only Love“, „Stars“, „Something Got Me Started“
„A New Flame“, „It‘s Only Love“, „Stars“, „Something Got Me Started“ – „All the Hits“ ist die Tour überschrieben, und alle Hits bekommen die Fans auch serviert. Wobei die Song-Themen aktueller denn je sind. Ok, die Liebe ist und bleibt bei Simply Red das Thema Nr. 1 – und für wen denn nicht? Da ist aber auch „Come To My Aid“ als Hilferuf von Mutter Erde, dichter am Puls der Zeit denn je.
Nach der Long-Version von „Fairground“ starten die Zugaben. Und hier gibt es mit „Better With You“ überraschend etwas ganz Neues aus der Simply-Red-Feder. Samt Mitsing-Refrain „It’s so good to be together“. Schon fast stadiontauglich. Mit „Money’s Too Tight (To Mention)” und „If You Don’t Know Me By Now” geht’s nach 90 Minuten soulig durchgewärmt in die kalte Novembernacht. Am Ende sind alle glückselig. Die Fangemeinde sowieso. Und der Brezel-Mann auch. Sein Korb ist leer, alles verkauft.