Essen/Düsseldorf. In Düsseldorf würde ein Foto-Institut des Bundes am Ehrenhof-Gelände teurer – und es könnte von einem Extremhochwasser überflutet werden.

Der für Düsseldorf erwogene Standort des Fotozentrums (rotes Quadrat) liegt am Rande des Hofgartens. Links das grüne Kupferdach der Tonhalle, rechts die Gebäude des Museums Kunstpalast; halbrund darunter ein Gebäude von Eon. Oben das Joseph-Beuys-Ufer und der Rhein.
Der für Düsseldorf erwogene Standort des Fotozentrums (rotes Quadrat) liegt am Rande des Hofgartens. Links das grüne Kupferdach der Tonhalle, rechts die Gebäude des Museums Kunstpalast; halbrund darunter ein Gebäude von Eon. Oben das Joseph-Beuys-Ufer und der Rhein. © NRW | Umeltministerium NRW/FUNKEGRAFIK NRW Denise Ohms

Den wesentlichen Unterschied bei der geplanten Einrichtung eines nationalen Fotoinstituts zwischen den erwogenen Standorten in Essen und Düsseldorf sah die Machbarkeitsstudie vom März dieses Jahres in der Tatsache, dass das in Düsseldorf vorgesehene Grundstück am Ehrenhof-Gelände zu klein ist. Von den rund 11.500 Quadratmetern Nutzfläche, die als Anforderung für das Bundesinstitut zur Archivierung und Erforschung von Fotografie errechnet wurden, ließen sich auf dem Gelände am Rande des Düsseldorfer Hofgartens 2800 Quadratmeter nicht errichten. Sie müssten woanders zur Verfügung gestellt werden.

Diese Aufteilung widerspräche dem Gedanken eines Foto-Zentrums, wie es Bundeskulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU) plant; und sie würde das Projekt im Vergleich zur Essener Lösung auf die Dauer erheblich teurer machen.

„Das Eindringen von Wasser ist zwingend zu vermeiden“

Und nun gibt es einen weiteren wunden Punkt für das Grundstück am Rande des Ehrenhofgeländes mit NRW Forum und Museum Kunstpalast: Es ist Recherchen dieser Zeitung zufolge hochwassergefährdet. Die Hochwassergefahrenkarten des Landesumweltministeriums weisen für das Gelände hinter dem direkt am Rhein gelegenen Joseph-Beuys-Ufer der Landeshauptstadt eine komplette Überschwemmung aus, falls es zu einem „Extremhochwasser“ kommen sollte. Hochwasser dieser Art sind solche, „die im Mittel deutlich seltener als alle 100 Jahre“ auftreten, heißt es in den Erläuterungen der Hochwassergefahrenkarte (Stand: 12. August 2021).

Die Simulation der Karte zeigt auch, dass weite Teile des Gebäudes bei einem Extremhochwasser, das durch die Klimakrise keineswegs unwahrscheinlicher wird, einen halben bis einen ganzen Meter unter Wasser stünden, zentrale Flächen sogar bis zu zwei Meter. Was die Hochwassergefahr für ein zentrales Foto-Institut des Bundes besonders gefährlich machen würde: 3700 Quadratmeter des für Düsseldorf durchgerechneten Gebäudes würden unterirdisch liegen – ausgerechnet die Flächen des zum Teil auf drei Grad Celsius heruntergekühlten Archivs, das die Fotoschätze eigentlich für Jahrhunderte sichern soll. In der Machbarkeitsstudie heißt es dazu: „Eine gesonderte Risikobewertung der unterirdisch zu erstellenden Depotflächen ist durchzuführen. Das Eindringen von Wasser oder Feuchtigkeit ist zwingend zu vermeiden.“

In Essen gäbe es keine Unterkellerung

Die Berechnungen für den Essener Standort des Foto-Instituts auf dem Gelände der Welterbe-Zeche Zollverein in Nachbarschaft zur Folkwang Universität der Künste gehen dort von einem viergeschossigen Bau aus; dort wäre keine Unterkellerung vorgesehen.

Das von der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien geplante nationale Foto-Institut soll als Archiv analoge wie digitale Foto-Konvolute aufnehmen, aber auch zu ihrer Haltbarkeit und Konservierungsbedingungen forschen.

Als Kostenrahmen für Büros, Archivräume, Forschungs- und Laborgebäude veranschlagt die Machbarkeitsstudie rund 125 Millionen Euro, die Bauzeit soll bei drei Jahren liegen. Der Stellenplan sieht 53 Arbeitsplätze vor.